Samstag, 16. Dezember 2023

Revive

Revive Cover

REVIVE heißt „wiederbeleben“, diese Einleitung ist trotzdem sehr tot.

Wie geht REVIVE? REVIVE ist ein typisches Eurogame, bei dem wir uns auf einer Landkarte ausbreiten, auf Skalen klettern, unsere Eigenschaften verbessern und auf die eine oder andere Weise Punkte erhalten. Ein richtiges Thema braucht es nicht. Man kann ja einfach sagen, die Erde sei kaputt, und die Menschheit fängt neu an. Das passt immer.
REVIVE beinhaltet Deckbau. Ich besitze ein paar Startkarten, gewinne weitere hinzu. Die neuen sind nicht unbedingt stärker, aber bei REVIVE geht es auch darum, schlichtweg mehr Karten zu sammeln. Denn neue Karten bekomme ich direkt auf die Hand und verlängere so die Dauer, bis ich mangels Möglichkeiten einen Aufräumzug machen muss. Im Aufräumzug wird – vereinfacht gesagt – alles wieder freigeschaltet, das benutzt war – und ich nehme meinen kompletten Ablagestapel auf die Hand und bilde aus allen gespielten Karten einen neuen Ablagestapel.

Revive: Tableau

Meine Karten spiele ich in Slots. In den beiden oberen Slots erhalte ich dafür die Effekte der oberen Kartenhälfte, in den unteren Slots ist es umgekehrt. Normalerweise passt in jeden Slot nur eine Karte. Auf mache Karten darf ich aber noch eine weitere gleichfarbige Karte spielen. Slots kann ich aufwerten, um bei eingeschobenen Karten Zusatzeffekte zu erhalten. Es gibt zudem Effekte, um Slots wieder zu leeren. Und ich könnte zu meinen vier Start-Slots noch einen fünften aktivieren.
Kartenaktionen führen dazu, dass ich Ressourcen gewinne. Unter Einsatz solcher Ressourcen entdecke ich neues Land oder errichte Gebäude oder bringe Bevölkerung ins Spiel (seltsamerweise nicht in den Gebäuden, sondern anderswo).
Gebäude bringen mir Fortschritte auf spiralförmig angeordneten Skalen, unter anderem schalte ich Nebenaktionen frei. Land zu entdecken bringt mir eine neue Karte. Außerdem bestimme ich damit, in welche Richtung die entdeckte Welt weiterwächst und wie das entdeckte Plättchen ausgerichtet werden soll (natürlich zu meinem Vorteil). Bevölkerung bringt mir verbesserte Fähigkeiten, ich schalte Abschnitte meines Tech Trees frei. Gelingt es mir, Figuren in den Ecken des Spielplans anzusiedeln (wozu erst mal die gesamte Welt dazwischen entdeckt werden muss, obendrein verursacht der weite Weg Ressourcenkosten), partizipiere ich an einer der Schlusswertungen.
Im Detail gibt es noch ein paar mehr mögliche Aktionen, hinzu kommen die Nebenaktionen und hier und da Kettenreaktionen, so dass REVIVE um einiges verwobener ist als hier dargestellt.


Revive: Spielplanausschnitt

Was passiert? Wenn ich am Zug bin, darf ich zwei Aktionen ausführen. Zweimal Rohstoffe zu nehmen, fühlt sich meist nicht nach genügend Spielfortschritt an: Ich will schon jedes Mal ein Plättchen entdecken oder was auf den Spielplan bringen, zumal hier von Beginn an Rivalität um die besten Plätze herrscht. Somit ist es oft eine gewisse Tüftelei und Optimiererei, welche Karte ich in der ersten Aktion in welchen Slot lege, um so meine zweite Aktion vorzubereiten, mit der ich mich ausbreite.
Weil vorab nicht bekannt ist, wie viele Züge wir haben werden, übt REVIVE von Beginn an Zeitdruck aus. Man kann nicht endlos Ressourcen anhäufen (die geringe Lagerkapazität lässt es ohnehin nicht zu), um damit im Finale alles aufzuholen, was man bis dahin versäumt hat. Es fehlen am Ende schlichtweg die Aktionen dafür. REVIVE fühlt sich wie ein Wettrennen an.
Meinen Fokus erhalte ich einerseits durch eine Zielkarte, die bestimmt, für welche Errungenschaften ich am Spielende Punkte gewinne, andererseits durch die möglichen Wertungen in den Spielplanecken. Jede:r von uns spielt außerdem einen anderen Stamm mit etwas anderen Schwerpunkten und anderem Tech Tree. Die Gegebenheiten können von Spiel zu Spiel also ziemlich unterschiedlich sein, und sie bestimmen, ob ich mehr auf Gebäude oder Bevölkerung oder Entdeckungen setze.


Revive: Karten

Was taugt es? Ressourcen erst einzusammeln, dann einzusetzen, um am Ende Punkte zu gewinnen, ist inzwischen das Konzept so vieler Spiele, dass man der Sache ziemlich überdrüssig sein kann. REVIVE empfinde ich dennoch als überdurchschnittlich.
So konstruiert alles auch ist: In REVIVE machen die Mechanismen Spaß. REVIVE vereint Deckbau mit einem Tech Tree; wir streben nach Wachstum, Entdeckungen und Ausbreitung. Das ist alles konstruktiv und fühlt sich deshalb gut an. Es ist zudem interessant verwoben, ohne überkompliziert zu sein. Zwar muss zu Beginn viel erklärt werden. Hat man aber das Spielkonzept verstanden, leitet sich alles sehr schlüssig ab. REVIVE gibt viel Tempo vor. Mit Geplänkel sollte man sich besser nicht aufhalten.
REVIVE macht mir Spaß, ich spiele es gern. Dass man in zwei, drei Jahren von dem Spiel noch reden wird, glaube ich trotzdem nicht. So gut alles gemacht ist: Es gibt inzwischen viele Spiele, die ähnlich gut gemacht sind. REVIVE tut sich weder durch ein überzeugendes Thema hervor noch durch einen herausragenden Mechanismus und bleibt dadurch ein bisschen gesichtslos.


***** reizvoll

REVIVE von Kristian A. Østby, Helge Meissner, Anna Wermlund und Eilif Svensson für eine:n bis vier Spieler:innen, Pegasus Spiele.

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