Vor 20 Jahren stellte ich hin und wieder auch Kinderspiele in meinen diversen Printmedien vor. Weshalb ich hin und wieder auch Kinderspiele spielte. Mit Kindern logischerweise. Mangels eigener war das aber gar nicht so einfach zu bewerkstelligen. Ich musste die Kinder von Freunden rekrutieren, während ich so tat, als würde ich jene Freunde besuchen.
Insgeheim hatte ich natürlich nur die spielerische Verwertbarkeit des Treffens im Sinn. Aber ich brauchte gar kein allzu schlechtes Gewissen zu haben. Denn die Kinder fanden das toll. Und die Eltern fanden das auch toll. Und dann noch ich. Es stimmt schon, wenn man sagt: Beim Spielen gewinnen alle.
Einer unserer absoluten Favoriten damals war AKABA von Guido Hoffmann, ein Spiel mit Blasebalg. Den setzte man unter der eigenen Flugfigur an und pustete sie Stück für Stück weiter, um am Markt verschiedene Stände anzufliegen und dort Besorgungen zu machen. Man musste sich ganz schön geschickt anstellen mit dem Pusteding, denn die fliegenden Teppiche waren sehr leicht. Schnell flog man zu weit oder legte eine Bruchlandung hin.
Ich war dann reichlich überrascht, AKABA nicht wenigstens auf der sehr, sehr, sehr langen 2005er Empfehlungsliste „Kinderspiel des Jahres“ zu finden. Eigentlich hatte ich sogar mit einer Nominierung gerechnet.
Die mögliche Erklärung, so würde ich aus heutiger Sicht vermuten, steht schon in meinem Text. Hier noch mal: „Man musste sich ganz schön geschickt anstellen mit dem Pusteding, denn die fliegenden Teppiche waren sehr leicht. Schnell flog man zu weit oder legte eine Bruchlandung hin.“
Zweifellos verschiebt es die Ansprüche und Wahrnehmungen, wenn man – wie ich – in einer gemischten Runde mit Kindern und Erwachsenen spielt. Zudem mit Kindern, die für ihr Alter schon sehr geübt waren. In AKABA ging es auch nicht bloß um Geschicklichkeit. Das Spiel hatte zudem eine erhebliche Hektikkomponente und obendrein ein Memory-Element.
Im Nachhinein wundere ich mich also gar nicht mehr so sehr, dass AKABA von der Kinderspiel-Jury nicht empfohlen wurde. Und ich schreibe bewusst nicht „dass es übersehen wurde“ oder „dass es ignoriert wurde“. Ich bin mir sehr sicher, ein Spiel von dieser Originalität und mit diesem Aufforderungscharakter wurde weder übersehen noch ignoriert. Sondern lediglich nicht gewählt.
Dass ich auf der richtigen Fährte sein könnte, zeigt mir der Titelträger 2006. Das war DER SCHWARZE PIRAT. Ebenfalls ein Spiel von Guido Hoffmann, ebenfalls mit Blasebalg. Aber einfacher. Und für Kinder noch längst nicht leicht. Noch immer musste man sich mit dem Pusteding geschickt anstellen. Und gar nicht mal alle Kinder kriegten das gut hin.
Trotzdem war es zu spät, um mich in dieses Spiel zu verlieben. All die grandiosen Erlebnisse hatte ich mit AKABA gehabt, DER SCHWARZE PIRAT war da wie ein zweiter Aufguss. Und obwohl ich heute gar nicht mehr mit Kindern spiele, besitze ich AKABA noch immer. Wegen damals.
- Vor 20 Jahren (143): Sole mio!
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