Freitag, 8. August 2025

Pergola

Pergola: Cover

Wo könnte Punktesalat thematischer sein als in einem Garten?

Wie geht PERGOLA? PERGOLA ist ein Gartenspiel. Mit Punktesalat. In jedem Zug wähle ich eine von vier ausliegenden Kombinationen aus Werkzeug und Aktion. Das Werkzeug benutze ich nicht als Werkzeug. Sondern: Auf jedem Werkzeug sind zwei Gartenplättchen abgebildet. Die bekomme ich und lege sie in meinen Garten. Und die Aktion bringt mir logischerweise eine Aktion.
Gartenplättchen könnten zum Beispiel Stockmalvenblüten sein. Die gibt es in drei Farben. Und wenn ich Sets verschiedener Farben sammle, zählt das besonders viele Punkte. Sammle ich obendrein Schmetterlinge, lohnen sich sogar viele gleichfarbige Stockmalvenblüten.
Ein anderes Gartenelement sind Lavendelblüten und -blätter. Jedes Blatt bringt Punkte, und nach jeweils zwei Blättern muss ich mich entscheiden, ob ich sie mit einer Libelle kröne (nur ein Punkt, aber der ist sicher) oder eine Blüte dazwischensetze. Blüten zählen acht Punkte – falls ich drei Bienen sammle und draufsetze. Mit weniger Bienen zählen sie nichts.

Pergola: Garten

Die meisten Aktionen bringen mir Insekten: Libellen, Marienkäfer, Bienen oder Schmetterlinge. Auf welche Weise ich die Insekten bekomme und was eventuell zusätzlich passiert, unterscheidet sich: Mein Frosch, der auf einem Teich-Spielplan herumhüpft, kann neben Insekten auch Zusatzpunkte einsacken, wenn ich Ziele wie „mindestens vier Waldreben“ oder „mindestens vier Magnolien“ geschafft habe.
Wassertropfen, die ich auf meinem Wasserfall Feld für Feld nach unten schiebe, spülen ebenfalls Insekten an. Und unten im Becken angekommen, lösen sie eine Wertung aus, etwa: einen Extrapunkt pro Libelle, zwei Punkte pro Honigglas.

Was passiert? Obwohl ich mich in meiner Regelnacherzählung nur auf einen kleinen Teil der Elemente und Wertungsmechanismen beschränkt habe, ist PERGOLA nicht überkompliziert. Zu Anfang gibt es zwar eine Menge zu erklären, aber die Grafiken und die Übersichten (jede Person hat ihre eigene) helfen sehr, so dass man danach kaum noch Fehler macht. Zudem bietet die letzte Seite der Anleitung noch mal eine klare Wertungs-Übersicht. Erleichtert wird das Spiel auch dadurch, dass ich mir über die Platzierung der gesammelten Dinge wenig Gedanken machen muss. Vieles hat seinen vorgeschriebenen Ort.

Pergola: Werkzeuge

Die Werkzeug-Aktions-Kombinationen wechseln. Allerdings wechseln dabei nur die Werkzeuge. Wähle ich ein Werkzeug, rücken die verschmähten – sofern möglich – um eine Position weiter in Richtung der attraktivsten Aktion. Neue Werkzeuge kommen immer in Kombination mit der schwächsten Aktion ins Spiel.
Will ich also eine starke Aktion, muss ich ein Werkzeug wählen, dass schon länger im Markt rumliegt. Theoretisch sollte das ein eher unattraktives Werkzeug sein, muss es aber nicht. Obwohl meinen Mitspieler:innen die darauf abgebildeten Gartenplättchen nicht passen, können sie für mich trotzdem interessant sein. Es ist sogar vorteilhaft, bestimmte Sammelgebiete halbwegs exklusiv zu beackern.
Der Mechanismus mit den kombinierten Angeboten verspricht mehr Reiz, als er tatsächlich ausübt. Trotz Werkzeug-Verschieberei bleibt am Ende übrig: Ich habe die Wahl zwischen vier Angebots-Paketen. Und wenn ich Glück habe, liegt da eins, bei dem alles passt. Habe ich weniger Glück, muss ich Abstriche machen und Kompromisse eingehen. Und vor diese Entscheidung bin ich 15 Mal gestellt, dann ist das Spiel vorbei.
Gerade gegen Ende bin ich nicht mehr sehr flexibel. Ich habe mich auf bestimmte Sammelvorhaben festgelegt und will sie nun noch optimieren. Etwa brauche ich zwingend blaue Waldreben, weil nur Paare aus zwei Farben Punkte zählen, und ich will noch Schritte beim Wasserfall machen, um eine Wertung auszulösen – aber in Kombination mit der Wassertropfen-Aktion kommt partout nichts, was mir irgendwie weiterhilft. Und blaue Reben nimmt sich, kaum ist mal eine da, wer anderes.

Was taugt es? Hilfreich ist Erfahrung, um ein Gefühl zu entwickeln, was in einer Partie alles machbar ist und was nicht. Hilfreich ist, die verzahnten Punkteoptionen zu verinnerlichen, um Sachen zu sammeln, die einander unterstützen. Hilfreich ist, das Spiel der anderen zu lesen, um unnötigen Konflikten um bestimmte Gartenelemente aus dem Weg zu gehen. Und hilfreich ist, wie beschrieben, auch Glück.

Pergola: Krimskrams

Dagegen ist nichts einzuwenden. Oft sind Zufälle ja gerade das Salz in der Suppe. Bei PERGOLA jedoch nicht. Salz fehlt hier nämlich überhaupt. So optisch schön dieser Garten auch daherkommt: Mechanisch steckt ein abstraktes Sammelspiel dahinter, kombiniert mit weiteren Mini-Spielen wie Frosch oder Wasserfall. Das große Garten-Tableau, auf dem ich meine Plättchen ablege, ist hübsch, aber eigentlich überflüssig. Es wirkt so, als solle eine besonders liebliche und opulente Gestaltung die Mittelmäßigkeit von PERGOLA übertünchen.
Und das Thema? Na ja, es hätte auch Mittelalter sein können. Da hat man sicher auch schon Sets gesammelt. Aber Gartenthemen sind heute viel beliebter. Und – Déjà-vu –wo könnte Punktesalat thematischer sein als in einem Garten?
Was macht PERGOLA so mittelmäßig? Es ist die Gleichförmigkeit. Ich nehme mir was und lege es mir hin. 15 Mal. Es gibt keine Zwischenziele, keine Wettrennen, keine wechselnden Wertungen. Es wiederholt sich, außer dass ich auf wechselnde Mitspieler:inneninteressen und wechselnde Angebote reagieren muss.
Und die Wiederholung ist auch nicht spannend. Angebote werden nicht merklich wertvoller, indem ich sie eine Runde lang verschmähe, ich zocke nicht, ich habe keinen Einfluss auf das Angebot. In der Anfangsphase des Spiels macht es auch noch keinen sonderlichen Unterschied, was ich sammle. Alles kann punkten. Später macht es einen Unterschied. Und dann kommt eben das Erhoffte oder es kommt nicht.
PERGOLA sieht ansprechend aus, bietet aber keinen Mechanismus, der tiefer dringt und Emotionen (außer vielleicht „Oh, hübsch!“) auslöst.


*** mäßig

PERGOLA von Michał Gołąb Gołębiowski und Przemek Wojtkowiak für eine:n bis vier Spieler:innen, Rebel Studio.

1 Kommentare:

Björn hat gesagt…

Es fehlt tatsächlich das Spiel zum schönen Material.

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