Montag, 18. August 2008

Jamaica

Drei positive Dinge über JAMAICA:
1. JAMAICA sieht klasse aus.
2. JAMAICA ist brillant gestaltet.
3. JAMAICA sieht wirklich super aus.

Wie geht JAMAICA?
Jeder Spieler steuert ein Schiff, will damit möglichst schnell eine Runde auf dem Spielplan drehen und unterwegs ganz viel Gold einsammeln. Auf der Hand hält er drei zufällige seiner elf Aktionskarten, die in eine linke und rechte Hälfte unterteilt sind. Jede Hälfte steht für einen Spielzug: Gold, Proviant oder Kanonen nehmen, vorwärts oder zurück segeln.
Der Startspieler würfelt mit zwei Würfeln und ordnet ein Würfelergebnis der linken und eins der rechten Kartenhälfte zu. Dies gilt jetzt für alle Kapitäne am Tisch. Bei einer gewürfelten Drei und Fünf kann es beispielsweise bedeuten, dass man zunächst drei Proviant einlädt und anschließend fünf Felder vorwärts segelt. Jeder wählt nun geheim eine seiner Karten; nacheinander werden sie abgewickelt.

Was passiert? Der Startspieler würfelt und knobelt anhand seiner drei Karten aus, welcher Würfel vorteilhafterweise nach links und welcher nach rechts gehört. Anschließend knobeln alle anderen Spieler, welche ihrer Karten nun die beste ist.
Hin und wieder passieren Überraschungen: Man landet auf einem besetzten Feld und muss mit dem Gegnerschiff kämpfen (Kanonenplättchen plus Würfelwurf).
Und hin und wieder passiert Murks, egal welche Karte man wählt. Denn auf den meisten Feldern muss man eine Gebühr in Form von Gold oder Proviant entrichten, und kann man das nicht, geht´s zur Strafe gleich wieder rückwärts. Aber riesige Vorräte horten kann man vorher auch nicht. Die Ladekapazität ist begrenzt.


Was taugt es? Mit wenigen Spielern ist bei JAMAICA oft ziemlich wenig los, bei vielen Spielern kann es sich gnadenlos in die Länge ziehen. In lebhafter Erinnerung ist mir noch immer eine Sechser-Runde, in der wiederholt niedrige Zahlen gewürfelt wurden und die Schiffe nur im Schneckentempo vorankamen. Als der Nachbarjunge mittendrin zum Abendessen nach Hause musste, hatten die anderen Mitspieler plötzlich auch ganz doll Hunger und brachen die Partie ab...
Aber selbst wenn es nicht so aus dem Ruder läuft: Wo, bitte, ist der besondere Dreh, der die Spannungskurve auch mal nach oben ausschlagen lässt? Die zu Recherchezwecken konsultierten Positiv-Rezensionen lassen sich wie folgt zusammenfassen: „wunderschön, kurzweilig, Funspiel, für Familien, für Familien, für Familien, danke für das Rezensionsexemplar.“
Ich habe nichts gegen kurzweilige Funspiele und ich spiele auch mit Familien, aber in diesem Fall überträgt sich der Fun nicht auf mich, und ich hege den Verdacht, "für Familien" ist nur eine schöne Umschreibung der unschönen Tatsache, dass das Spiel manchem Rezensenten eigentlich nur so halb gefiel.
Ich hätte JAMAICA gerne mögen wollen, weil es - wie sich vielleicht zwischen den Zeilen andeutet - bombastisch gut aussieht. Doch für mein Empfinden müsste das Spiel präziser auf den Punkt kommen. Das pseudotaktische Rumhantieren mit Karten lässt einen Großteil der Dynamik verpuffen.


JAMAICA von Malcolm Braff, Bruno Cathala und Sébastien Pauchon für zwei bis sechs Spieler, GameWorks.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Jamaica wurde von einer Schweizer Versicherungsgesellschaft für "ewige Kunden" als Dankeschön entwickelt. In Auftrag wurde es an einen Profi gegeben, der dem Ystari Verlag sehr nahe steht. Es war ursprünglich gar nicht als "marktfähig" eingestuft. Die Jury "Spiel des Jahres" empfiehlt es sehr (Udo Bartsch gehört zu denen). Ich habe es mir in der Hoffnung zugelegt, es könnte kindertauglich sein, was es definitiv leider nicht ist. Überflüssig ist es nicht ganz, aber auch nicht ganz "unelagant". Es kann im Kreise der Familie Spass machen, auch wenn man mathematisches Talent benötigt. Und genau das ist es, was Familien mit heranwachsenden Jugendlichen (nicht Kinder)durch das Spiel lernen können. Mit einem Boardgamegeek-Rating von 6.53 und Platz 483 ist ein Spiel nicht überflüssig. Trotzdem finde ich den Blog hier ausgezeichnet und bin gespannt auf weitere Rezensionen für Millionen. Gruß Markus Benz

Unknown hat gesagt…

Jamaica hat auch mich mit seiner tollen Aufmachung bezirzt, und dann beim Spiel seinen wahren Charakter gezeigt...und leider ist der nicht so toll. Jamaica spielen, ist wie mit einem Segelboot bei Flaute übers Meer treiben. Es passiert so gut wie nichts Aufregendes, man kriecht im Schneckentempo über die Spielfelder, und auch des scheinbar geschäftige Aufladen und Abwerfen von Nahrung, Gold und Schiesspulver kann nicht von der Tatsache ablenken, dass bei dem Spiel durchgehend Windstille herrscht. Auch das Spielende ergibt keinen Sinn: irgendjemand schleicht über die Ziellinie, aber gewonnen hat der mit den meisten Punkten bzw. Gold. Das kann gegebenenfalls auch der Letzte sein. Also doch kein Wettrennen!? Der einzige Luftzug, der bei unserem Spiel aufkam, war der hier: Gähn! Schnarch!
Beim Lesen dieses Blogs kommt das überhaupt nicht vor- hier ist immer frische Luft!
Ganz begeistert-
Hendrikje.

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