Prolog:
Jener Orientierungsstufenlehrer, der im Pausenhof mit uns Fußball kickte, konnte auch sehr gut Maßeinheiten erklären. Er baute sich vor uns auf und tönte: „Hier seht ihr einen Doppelzentner!“ - Jawoll. Das verstanden wir.
Doch von Welt-Umwelt-Kunde (WUK) hatte der Doppelzentner nicht so viel Ahnung. So gerieten er und ich einmal in einen Disput, ob es drei oder vier Ozeane gäbe. Nach meinem Dafürhalten gab es vier: den Atlantischen, den Pazifischen, den Indischen und den Arktischen. – Hah, sagte mein Lehrer, das glaube er erst, wenn ich es ihm auf einer Karte zeige! Und so sehr ich nun Schulbücher und Atlanten durchwühlte: Ich fand keine solche Karte. Mist! Dabei war ich mir wirklich, wirklich, wirklich sicher, irgendwo die Beschriftung „Arktischer Ozean“ gesehen zu haben. Bloß wo?
Tja, auf dem RISIKO-Brett war es gewesen...
RISIKO hatte ich bei einem Freund kennen gelernt, dessen älterer Bruder das Spiel besaß. (Dasselbe Brüderpaar übrigens, mit dem ich Jahre später HEISSE KARTEN spielen sollte.) Ich wünschte mir RISIKO sehnlichst und bekam es dann irgendwann auch. RISIKO verhieß eine andere, eine erwachsenere Art des Spielens. Nicht mehr dieser Pipifax mit Glück und Geldscheinstapeln, sondern so richtig strategisch.
An häufige Partien zu dieser Zeit kann ich mich gar nicht erinnern. Vermutlich fehlten mir die Spielpartner. Seine eigentliche Hoch-Phase erlebte RISIKO deshalb erst später. Da war ich ungefähr 18 und Jugendzentrumsbesucher. Und weil wir ein Vorzeige-Jugendzentrum waren, machten wir keine bösen, verbotenen Sachen, sondern eroberten ganz gesittet die Welt.
Ein Mitspieler war so sehr vernarrt in RISIKO, dass er Statistiken über die Spielergebnisse führte. Das fand ich interessant und ahmte es eine Weile lang nach. Die Unterlagen besitze ich heute noch: Innerhalb von zwei Monaten kamen 19 Partien zusammen, von denen übrigens ein beträchtlicher Teil nach zähen Stellungskriegen unentschieden endete (wir spielten mit drei Verteidigerwürfeln).
19 Partien fand ich damals wahnsinnig viel. Es kam mir so vor, als hätte ich zwei Monate lang nichts anderes getan als immer nur RISIKO zu spielen. Meine Umwelt signalisierte mir, das sei verrückt. Also fuhr ich die Sache lieber wieder ein bisschen zurück.
Doch wirklich Verrückte lernte ich erst später kennen, als ich schon Spieler war. Mit zweien (dem und dem) führte ich Mitte der 90er eine Statistik über unsere ACQUIRE-Partien, aus der hervorgeht, dass wir wochenlang tatsächlich nicht viel anderes getan haben können als zu spielen. Meine neue Umwelt signalisierte mir, das sei normal. Also machte ich weiter so.
So sah das RISIKO aus, das ich zuerst kennen gelernt hatte: http://www.boardgamegeek.com/image/115167/risk?size=medium
So sah mein RISIKO aus: http://www.boardgamegeek.com/image/96737/risk?size=medium (Arkischer Ozean oben links)
- Was war: Als ich noch kein Spieler war (16): Scotland Yard
- Was kommt: Als ich noch kein Spieler war (18): Playboss
- So ging es los: Als ich noch kein Spieler war (1): Jag und schlag
2 Kommentare:
Ooooch Udo -
da warst Du aber schon mal besser in Form. Wo sind denn die Berichte von den zahlenlosen selbstgebastelten Plänen? Auf A1-Plänen oder größer, so dass sie nur auf den Fußboden passten? Mit 2. Weltkriegs-Plastiksoldaten?
Kann mir ja nicht ernsthaft vorstellen, dass ich Dir diese Erfahrung voraus haben sollte...
Also Udo, ich hab hier bei mir im Büro eine Weltkarte hängen, wo auch der Arktische Ozean eingetragen ist. Da gibt es sogar auch einen Südlichen Ozean drauf, also insgesamt fünf Ozeane!
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