Aus Erfahrung weiß ich, dass an einem Samstag veröffentlichte Rezensionen untergehen. Weil es so schön zum Spielthema passt, konnte ich mir diesen Kalauer trotzdem nicht entgehen lassen.
Wie geht UNDERWATER CITIES? Wir bauen ein Unterwasser-Imperium mit Städten, Tunneln und Gebäuden. Dazu brauchen wir Rohstoffe, die glücklicherweise insgesamt dreimal im Spiel von unseren Gebäuden produziert werden.
UNDERWATER CITIES ist ein Arbeiter-Einsetzspiel, auch wenn die Arbeiter hier Aktionsplättchen heißen. Einsetzfelder gibt es in drei Farben, und dies ist der für den Spielreiz entscheidende Kniff: In jedem Spielzug setze ich einen Arbeiter und spiele eine meiner drei Handkarten. Entspricht ihre Farbe der des gewählten Feldes (worum ich mich natürlich sehr bemühe), darf ich die Karte zusätzlich zum Aktionsfeld ausführen. Falls nicht, kommt sie in den Müll.
Es gibt Karten mit Sofort- und mit Dauereffekten, Produktionskarten für die drei Produktionsphasen, Wertungskarten für das Spielende und Aktionskarten, die allerdings erst noch über Symbole auf den Aktionsfeldern aktiviert werden müssen. Danach sind sie vorläufig verbraucht; in den Produktionsphasen laden sie sich wieder auf.
Was passiert? UNDERWATER CITIES vereint mehrere Mechanismen und macht dies gut. Dass beim Arbeitereinsatz Felder versperrt sind, kennt man schon. Nun passen zusätzlich einige Felderfarben nicht zu den Handkarten … und jetzt? Trotzdem hingehen, weil das Feld so wichtig ist? Oder eine Runde warten, aufs Glück beim Nachziehen hoffen und darauf, dass das Feld weiterhin frei ist?
Kartenglück spielt ganz gewiss eine Rolle: Ziehe ich immer dieselbe Farbe nach, schränkt mich das ein. Handkarten-Management spielt deshalb ebenfalls eine Rolle. Ich versuche, mich möglichst nicht auf mehreren Farben blank zu spielen und zudem meine Karten in genau der Reihenfolge auf den Tisch zu bringen, wie es für mich am vorteilhaftesten ist. Also erst die Karte, die mir einen Rohstoff schenkt, und dann Karte, die diesen Rohstoff nutzt.
Und schließlich beinhaltet UNDERWATER CITIES auch noch einen Anteil Engine-Building. Vor den Spielern entstehen mal mehr, mal weniger umfangreiche Kartenauslagen, und die hohe Kunst (oder auch Glück) besteht darin, wenn die Karten sinnvoll harmonieren und man seine erworbenen Dauereffekte häufig nutzen kann.
UNDERWATER CITIES fühlt sich an dieser Stelle arg verspielt an. Hier ein kleiner Bonus, da ein kleiner Tempogewinn. Leicht kann man Dinge vergessen oder übersehen. Welche Nebeneffekte die anderen Spieler haben, verliert man irgendwann aus den Augen. Jeder ist mit sich selber und seinem Aufbau beschäftigt. Kein Wunder, dass die Solo-Variante fast genauso viel Spaß macht wie das Spiel mit Gegnern.
Auch das Ressourcen-Management gehört nicht zu den Stärken des Spiels. Dass man für bestimmte Bauten bestimmte Rohstoffkombinationen zahlen muss und dass es deshalb darauf ankommt für den geplanten Spielzug nicht ein Stahlplastik zu wenig zu haben, ist sattsam bekannt. Das Finale kann, falls jemand unbedingt optimal spielen will, sehr grübelig werden. Um herauszufinden, welches meine besten Schlusszüge sind, müsste (und könnte) ich sämtliche Optionen, meine Produktion, meine Wertungskarten und die zu erwartende Endwertung exakt durchrechnen. Und das würde dauern.
Was taugt es? UNDERWATER CITIES ist über mehrere Partien hinweg dennoch immer reizvoller geworden. Sobald die Symbolik verinnerlicht ist und man ein Gefühl dafür entwickelt, was im Spiel möglich ist, kann man beginnen, verschiedene Vorgehensweisen und Extremstrategien auszuloten.
Die 30 Spielzüge pro Spieler sind perfekt bemessen. Stets endet man in dem Gefühl, einiges geschafft zu haben – aber nicht alles. Und das Unerledigte will man nächstes Mal nachholen. Der Spannungsbogen des Spiels passt bestens. Die vielfältige Schlusswertung ist spannend. Gerade weil man den Besitzstand der anderen Spieler irgendwann nicht mehr überblickt, weiß man nur so ungefähr, wie man steht.
Mehr Mitspieler machen das Spiel nicht besser, sondern einfach nur länger. Eine Partie UNDERWATER CITIES zu viert kann über drei Stunden dauern und ist die aus meiner Sicht schlechteste Konstellation.
Dass wir hier eine Unterwasserstadt bauen, merke ich allenfalls an den Illustrationen und dem Spielmaterial. Ich könnte jetzt behaupten, dass sich das Geschehen kein bisschen nach dem Bau einer Unterwasserstadt anfühlt; allerdings habe ich noch nie eine Unterwasserstadt gebaut, deshalb weiß ich das nicht genau. Ziemlich sicher scheint mir dennoch: UNDERWATER CITIES enthält keinen Mechanismus, der merklich mit Tiefe oder Wasser in Verbindung steht. Das Spiel könnte mechanisch unverändert auch an einem x-beliebigen anderen Ort spielen.
***** reizvoll
UNDERWATER CITIES von Vladimir Suchy für einen bis vier Spieler, Delicious Games.
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