Sonntag, 19. Januar 2020

Subtext

Diese Bonusrezension ist für alle, die finden, dass die Ananas in MAMMA MIA! kein Käse, sondern tatsächlich eine Ananas ist.

Wie geht SUBTEXT? Kurz gesagt: LINQ mit Zeichnen. Aber vielleicht kennen nicht alle LINQ?
Deshalb genauer: In jeder Runde gibt es (reihum abwechselnd) eine*n Spieler*in Nummer 1. Die Nummer 1 zieht eine Wortkarte, auf der beispielsweise „Regenbogen“ steht und malt auf einem kleinen Stück Papier einen Hinweis auf das Wort Regenbogen. Vielleicht einen Wassertropfen, vielleicht einen Himmel, vielleicht auch nur zwei Striche. Ein bisschen subtil sollte es schon sein.
Noch vor dem Losmalen wird die Wortkarte mit anderen zusammengemischt, und alle anderen Beteiligten ziehen ebenfalls eine. Irgendwer hat nun auch „Regenbogen“, die anderen haben Begriffe wie „Gestank“, „Krokodil“ oder „Zorro“ und malen ihrerseits Hinweise. Ziel des „Regenbogen“-Paares, das nichts voneinander weiß, ist es, sich gegenseitig zu erkennen, ohne von den anderen erkannt zu werden.
Alle Bilder werden aufgedeckt und die Spieler*innen geben einen Tipp ab, wer Partner*in der Nummer 1 ist. Richtige Tipps werden belohnt. Je weniger Spieler*innen richtig geraten haben, desto mehr Punkte gewinnen sie.


Was passiert? Das hängt stark von der Runde ab. Manche malen zu gegenständlich. Das Paar wird dann regelmäßig erkannt und man fragt sich, wo eigentlich der Witz ist. Andere malen zu abstrakt. Jetzt wird zufällig herumgeraten und wieder fragt man sich, was das eigentlich soll.
Im Bestfall pendelt sich die Runde auf einem mittleren Niveau ein, alle knobeln engagiert mit, stellen Vermutungen an und diskutieren nach der Auflösung ihre Bildideen und Interpretationen. SUBTEXT kann sehr unterhaltsam sein. Und was viele andere Malspiele nur versprechen: Auf zeichnerisches Können kommt es hier wirklich nicht an, sondern auf die kreative Umsetzung.
Allerdings ist da die Wertung. Ich kann nachvollziehen, warum sie ist, wie sie ist. Aber sie ist kompliziert und manche Mitspieler*innen haben bis zum Ende der Partie noch nicht verinnerlicht, wer wann wie viele Punkte bekommt. Zudem wirkt die Punktvergabe erst dann gerecht, wenn das Mal-Niveau stimmt. Stimmt es nicht und es wird zu undeutlich gezeichnet und viele raten falsch, sahnt ein Zufallstreffer paradoxerweise ganz besonders viele Punkte ab.

Und da ist das Gefühl, oft vergeblich kreativ zu sein. Ich kann mir die tollsten Gedanken zur Visualisierung von „Gestank“, „Krokodil“ oder „Zorro“ gemacht haben: Um mein Bild geht es am Ende nur, wenn ich im Team mit der Nummer 1 bin. Ansonsten habe ich Beiwerk erschaffen.
Genauso wie ich (statistisch) relativ selten Partner der Nummer 1 bin, gibt es im Spiel auch relativ selten die Gelegenheit, um Punkte zu sammeln. So habe ich bei SUBTEXT schon viel Frustration erlebt. Spieler*innen haben drei, vier, fünf Mal falsch geraten und standen nach zwei Dritteln der Partie beschämt noch immer bei null Punkten.
SUBTEXT bietet wenig sichtbare Belohnung. Die Belohnung soll sich durch die gemeinsame Kommunikation und die Freude über die Bilder ergeben. In manchen Runden gelingt das, in anderen nicht.


Was taugt es? SUBTEXT ist mir sympathisch. Wie wir hier mit Bildern und immer nur in Andeutungen kommunizieren, finde ich unterhaltsam und originell.
Allerdings habe ich nicht so viele Runden erlebt, in denen SUBTEXT sein volles Potenzial entfalten konnte. Obwohl es um Punkte geht, legt SUBTEXT seinen Schwerpunkt nicht auf Wettbewerb. Das ist gewöhnungsbedürftig. Und trotz aller SUBTEXT-Qualitäten ist mir das Risiko, einen Flop zu landen, doch zu hoch, um SUBTEXT zukünftigen Runden schmackhaft machen zu wollen.


**** solide

SUBTEXT von Wolfgang Warsch für vier bis acht Spieler*innen, Edition Spielwiese.

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