Cover-Rätsel: Was haben Helms Klamm, Lord Helmchen und Helmut Kohl gemeinsam?
Wie geht DIE WIKINGER SAGA? DIE WIKINGER SAGA ist ein Zockerspiel, das an BLACK JACK erinnert. Nur ist es längst nicht so puristisch.
Wir durchlaufen mehrere Szenarien. In jedem wollen wir auf einer Skala mit unserer Figur in den Zahlenbereich gelangen, der Punkte und / oder Geld bringt. Im ersten Szenario sind dies die Felder 24 bis 29. Schießt man über das Idealziel hinaus, setzt das Minuspunkte. Mittendrin den Lauf abbrechen darf man aber auch nicht. Erst ab Feld 24 ist das Aussteigen erlaubt.
Unsere Figuren befinden sich auf einem Pappstreifen, der wiederum auf dem Spielplan liegt. Vorwärts geht es abwechselnd durch eine zufällige Karte vom Stapel und eine Karte, die man aus seiner Hand wählt. Eine Sechs vom Stapel bewirkt, dass der gesamte Streifen samt Belegschaft sechs Felder weitergeschoben wird. Eine Drei aus meiner Hand bewirkt, dass nur meine Figur drei Felder auf der Pappe läuft.
Mit Geld kaufen wir weitere Karten in unser Deck. Gekaufte Karten sind stärker als die Startkarten, weil sie Wahlmöglichkeiten und Zusatzeffekte bieten. Ob ich sie im passenden Moment auf der Hand habe, ist trotzdem Glückssache.
Nach jedem Abenteuer darf ich eine meiner ausgespielten Karten „nach Walhalla schicken“. Bedeutet: Sie verschwindet aus meinem Deck, zählt aber in der Schlusswertung Punkte, was die Karten in meinem Deck nicht tun. Und nur mit meinen Walhalla-Karten bestreite ich das finale Szenario.
Was passiert? DIE WIKINGER SAGA gibt sich große Mühe, thematisch daherzukommen. Das Spiel ist opulent illustriert, und zu Beginn jedes Szenarios wird der Abschnitt einer Abenteuergeschichte vorgelesen, die der nordischen Mythologie entsprungen sein könnte (oder ist?). Allerdings stellt sich beim Spielen nicht das Empfinden ein, diese Geschichte zu erleben. Egal, was da vorgelesen wird, egal, ob es vorgeblich um Frostriesen, Felswände, Feuerburgen geht: In jedem Szenario rutschen wir doch wieder nur mit und auf dem Pappstreifen voran.
Das Spiel selbst ist glückslastig – aber auch spannend. Oft mache ich zwar gar nichts anderes, als meine paar Handkarten daraufhin abzuchecken, welche in der aktuellen Situation passt, beispielsweise um eine der kleinen Unterwegs-Belohnungen abzugreifen. Und passt nur eine, ist die Entscheidung auch gar nicht so komplex. Aber DIE WIKINGER SAGA hat eben auch einen gewissen Pokerkitzel und manchmal gibt es Gründe, Karten zurückzuhalten oder in einer bestimmten Reihenfolge auszuspielen oder nicht auszusteigen, obwohl man bereits im Zielbereich steht.
Deckbautypisch lautet die reizvollste Überlegung: Welche der angebotenen Karten will ich kaufen? Welche wirkt hilfreich, welche hat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis? Allerdings: Diese Fragen stellen sich nur den Vermögenden. Nehme ich während der Abenteuer kein Geld ein, ergattere ich keine zusätzlichen Karten, mein Deck verbessert sich nicht und die Chance auf kommende Erfolge wird geringer … Einen gewissen Ausgleich schafft die Regelung, dass zurückliegende Spieler*innen mehr Handkarten halten dürfen. Dennoch habe ich bei DIE WIKINGER SAGA neben knappen Partien auch solche mit meilenweiten Abständen erlebt.
Was taugt es? DIE WIKINGER SAGA könnte ein kleines, knackiges Pokerspiel sein, will aber viel mehr. Es will eine Geschichte erzählen, deshalb die langen Texte voller unaussprechlicher Namen.
Es will ganz viel Abwechslung bieten, deshalb gibt es sehr viele verschiedene Szenarien und zugehörige Karten, die mal ins Spiel kommen, mal nicht, und aufwändig sortiert werden müssen. Es gibt spezielle Wegkarten, die nach und nach in den Stapel der Zahlenkarten eingemischt werden und besondere Effekte auslösen. Und es gibt Götterkarten, die als Belohnung in mein Deck gelangen könnten. Der tatsächliche Ertrag von all dem ist gering. Trotz Aufwand bleibt DIE WIKINGER SAGA vom Spielgefühl her der Poker, bei dem irgendwas passiert und man mit seiner begrenzten Handkartenauswahl darauf reagiert.
Und dann will DIE WIKINGER SAGA auch noch ein Deckbau-Spiel sein. Und sogar doppelt, indem ich einerseits mein Alltags-Deck aufhübsche und zugleich mein Walhalla-Deck fürs große Finale vorbereite. Gerade dieser Kniff klingt reizvoll – und verpufft. Erstens weil zu viele Partien schon vor dem finalen Szenario entschieden sind. Zweitens weil die Walhalla-Decks sich dann doch nicht so gravierend voneinander unterscheiden. Und das finale Szenario auch nicht so sehr von den vorhergehenden.
DIE WIKINGER SAGA ist ein opulentes Spiel mit durchaus reizvollem Kern, dessen Opulenz im Widerspruch zum Spielgehalt steht.
*** mäßig
DIE WIKINGER SAGA von Christian Fiore und Knut Happel für zwei bis vier Spieler*innen, Schmidt.
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