Montag, 18. Mai 2020

Robin von Locksley

Veraltete Redewendung: Neues Spiel, neues Glück. Aktualisierte Fassung: Neuer Rosenberg, neuer Verlag.

Wie geht ROBIN VON LOCKSLEY? Wir liefern uns ein Wettrennen. Wer zwei Runden auf dem Parcours gedreht hat, gewinnt. Wie zuletzt in REYKHOLT rückt die eigene Zählfigur immer dann auf das nächste Feld, wenn ich dessen Bedingung erfülle. Beispielsweise muss ich mindestens ein rotes Plättchen besitzen. Oder Plättchen in exakt zwei Farben. Oder insgesamt weniger als sieben Plättchen. Ich darf in einem Zug mehrere Felder weit laufen. Und grundsätzlich darf ich eine Münze bezahlen, um voranzugehen, ohne die Feldbedingung zu beachten.
Wie gelange ich an die Plättchen? Sie bilden ein fünf mal fünf Felder großes Raster, in dem ich gemäß SCHACH-Regeln mit meinem Pferd herumhüpfe. In jedem Zug bewege ich mein Ross, kassiere das erreichte Plättchen und darf noch auf dem Parcours laufen. Münzen bekomme ich, indem ich gleichfarbige Plättchen abgebe. Es müssen mindestens drei sein, denn die Umrechnungsformel lautet: Gezahlte Plättchen - 2 = erhaltene Münzen.


Was passiert? ROBIN VON LOCKSLEY erfordert, dass ich nicht einfach irgendwas sammle, sondern mich am Parcours orientiere. Und zwar nicht nur am unmittelbar nächsten Feld, sondern mehrere im Voraus. Brauche ich in drei  Feldern Grün, wäre es beispielsweise nicht so schlau, ausgerechnet die grüne Sammlung gegen Münzen einzutauschen.
Weil ich sehe, welche Aufgaben mein*e Mitspieler*in vor sich hat, kann ich ein bisschen dazwischenfunken und wichtige Teile wegschnappen. Ohnehin erfordern manche Aufgaben, dass ich mich an meinem Gegenüber orientiere. Wenn zum Beispiel die beiden Pferde diagonal benachbart stehen sollen, geht es zwischenzeitlich gar nicht so sehr um die eingesammelten Farben, sondern um die Positionierung.
In ROBIN VON LOCKSLEY stehe ich wiederholt vor der Entscheidung, ob ich, um eine Feldbedingung zu erfüllen, lieber geduldig sammle oder ob der Einsatz einer Münze effektiver ist. Damit verbunden stellt sich die Frage, wann ich Farben in Münzen umwandeln sollte. Der Wechselkurs legt nahe, lange zu warten und so viele Plättchen einer Farbe wie möglich anzuhäufen. Allerdings gibt es einige Feldbedingungen, die Armut belohnen. Das ist clever konzipiert. Je nach zufälliger Bestückung des Parcours gibt es Spielphasen, in denen man sich besser von seinem Besitz trennt. Und sogar ganze Partien können sich unterschiedlich anfühlen, weil das Horten mal insgesamt besser, mal weniger gut funktioniert.

Was taugt es? ROBIN VON LOCKSLEY finde ich in vielerlei Hinsicht gelungen. Die Spielidee ist klar und einleuchtend. Die Dilemmata sind interessant. Die Materialqualität ist gut (nur die Pferde könnten standfester sein). Und auch wenn Uwe Rosenberg ähnliche Skalen schon anderswo verwendet hat, finde ich die Spielidee, jeden Fortschritt an eine andere Bedingung zu knüpfen, innovativ.
Dies ist der Hauptmechanismus des Spiels und ich finde es genau richtig, den Nebenmechanismus als Rösselsprung einfach zu halten, um so die Aufmerksamkeit auf die Hauptsache zu fokussieren.
Für deutlich weniger gelungen halte ich allerdings die Anleitung, die das Gesamtpaket ROBIN VON LOCKSLEY in meinen Augen abwertet. Sie macht insgesamt zu viele Worte und erklärt verwirrenderweise sehr herausgehoben den Fall, dass keine Plättchen im Raster nachgelegt werden können. Dass dieser seltene Fall nur dann eintreten kann, wenn Nachzieh- und Ablagestapel aufgebraucht sind, erklärt sie nicht so klar. Und dass normalerweise der Ablage- den neuen Nachziehstapel bildet, muss man sich herleiten.
Wie sich zeigt, kann selbst ein einfaches Spiel wie ROBIN VON LOCKSLEY klare Übersichten gut gebrauchen. Die wichtige Regelpräzisierung, dass man sowohl vor als auch nach dem Rösselsprung auf dem Parcours ziehen darf, geht in der Bleiwüste unter. Spielt man eine Weile nicht und will das nachschlagen, landet man vielleicht ein paar Absätze weiter oben, wo es dummerweise ungenau und somit anders steht, nämlich dass die Parcours-Bewegung erst nach dem Plättchennehmen an der Reihe sei.


**** solide

ROBIN VON LOCKSLEY von Uwe Rosenberg für zwei Spieler*innen, Wyrmgold.

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