Sonntag, 10. Mai 2020

Vor 20 Jahren (89): Space Beans

Planänderung.
Eigentlich wollte ich in dieser Rubrik auf längere Sicht nur noch über Spiele von vor 20 Jahren schreiben, die ich bis heute besitze und die deshalb wohl irgendeine Bedeutung für mich haben. Dieses Konzept habe ich immerhin … äh, zwei Monate lang durchgehalten, jetzt erlaube ich mir eine kleine Abweichung. Grund dafür ist die Feststellung, dass ich doch recht viele Spiele habe, von denen ich zu sagen weiß: „Hey, das war damals cool!“ Aber eben auch nicht viel mehr.

Also lieber ein Spiel, das ich nicht mehr besitze, aber mit Geschichte. Im Falle von SPACE BEANS meine ich damit nun nicht die durchaus memorable Randnotiz, dass Rosenbergs Bohnen seinerzeit dieselben Welten eroberten wie Teubers Siedler: Auf die SEEFAHRER-ERWEITERUNG folgte LA ISLA BOHNITA, nach den STERNENFAHRERN VON CATAN flogen auch SPACE BEANS ins All.

Meine persönliche Geschichte mit SPACE BEANS ist eine publizistische. Oder mehr: ein nicht-publizistische. Denn meine Rezension, die auf der Familienseite einer auflagenstarken, in ihrer Anmutung dennoch erstaunlich hinterwäldlerischen Tageszeitung hätte erscheinen sollen, erschien nicht. Begründung der Redakteurin: Sie wolle „nichts mit Monstern“.

Monster?! Als Neuling, der froh war, überhaupt irgendwo Artikel unterzubringen, habe ich wohl lieber keine Diskussion darüber angezettelt, ob Bohnen im Weltall mit irgendeiner Berechtigung als Monster zu kategorisieren seien oder nicht. Vermutlich habe ich den Schwachsinn einfach hingenommen und meinen Artikel abgehakt.

Fortan war ich in dieser Redaktion auf der Hut. DIE GNÜMIES – nee, lieber nicht besprechen, es könnten Monster sein. GNADENLOS – nee, lieber nicht besprechen, da wird geschossen. Trotzdem gelang es derselben Redakteurin nur wenige Monate später, mir erneut die Haare zu Berge stehen zu lassen. Sie schrieb einen Brief (!) mit der Frage, ob ich zu meinen Artikeln auch ein Exemplar des Spiels schicken könne. Sie habe nämlich „Rezensionen anderer Anbieter“ vorliegen, die diesen Service böten. Diese Anbieter würde sie dann erst mal vorziehen.

What?! Ich rief sofort an und wie erwartet stellte sich heraus, dass die „anderen Anbieter“ natürlich Pressestellen von Verlagen waren und ihre „Rezensionen“ nichts anderes als PR-Texte. War aber egal, der Zeitung war ein regelmäßiger Zufluss von Spielen zur Verlosung wichtiger. Allen Ernstes war es die Vorstellung der Redakteurin gewesen, dass ich ihrer Zeitung zu diesem Zweck meine nicht mehr benötigten Rezensionsexemplare überlasse. Mein Hinweis, dass die Spiele natürlich geöffnet und bespielt waren, kam für sie überraschend.

Ich bin heute noch fassungslos, dass ich meine Mitarbeit durch flankierende Sachspenden quasi erkaufen sollte. Wer geglaubt hätte, erst in jüngster Zeit sei es an Tageszeitungen für Freie (und Festangestellte) unerfreulich bis unerträglich geworden, irrt. Und ebenso, wer geglaubt hätte, die Auflagenhöhe einer Zeitung lasse Rückschlüsse auf Anspruch und Qualität zu. Aber das glaubt ja sowieso niemand.

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