Juhu, darauf hat die Welt lange gewartet: Mein Oldschool-Blog bespricht eine richtige Messeneuheit! … Ähm, aber ist es denn wirklich eine? Gilt ein Spiel, das bereits vor der Messe erschienen ist, hinterher noch als neu? Oder ist es längst abgehakt und durch?
Wie geht MONSTER EXPEDITION? Wir würfeln um Monster und Käfige. Diverse Monster liegen im Angebot, Käfige gibt es einfach vom Stapel. Um etwas zu bekommen, muss eine bestimmte Mindestaugenzahl erreicht werden, Monster müssen obendrein mit der Farbe meines Regionswürfels übereinstimmen.
Wie viele Würfel ich würfeln darf, hängt von meinen Fähigkeiten ab. Ich wähle eine der drei Regionen, um mich dort auf die Jagd zu machen, und nehme den entsprechenden Regionswürfel. Hinzu kommen mindestens zwei schwarze Würfel. Falls ich in der Region schon Aufwertungen vornehmen konnte oder bestimmte Monster-Kombinationen gesammelt habe, können es bis zu acht schwarze Würfel sein.
Ich würfle und lege wie bei HECKMECK AM BRATWURMECK alle Würfel einer Augenzahl heraus. Den Rest würfele ich erneut und lege wieder alle Würfel einer Augenzahl heraus. Und so weiter. Wie bei HECKMECK AM BRATWURMECK darf ich keine Augenzahl herauslegen, die schon liegt. Kann ich das nicht, verliere ich meinen höchsten Würfel. Irgendwann beende ich das Würfeln freiwillig oder alle Würfel liegen, und jetzt kaufe ich für meine Augensumme ein.
Was passiert? MONSTER EXPEDITION fühlt sich trotz ähnlichem Mechanismus nicht an wie HECKMECK AM BRATWURMECK. Was daran liegt, dass es um den Würfelkern herum erheblich mehr Regeln hat.
Würfel mit niedriger Augenzahl, die ich normalerweise ungern herauslegen würde, lege ich hier durchaus gern, denn sie erhöhen für die Zukunft in den drei Regionen meine Würfelmenge. Zudem bringt jedes gefangene Monster nicht nur Punkte, sondern auch eine Bonusfähigkeit oder permanente Eigenschaft mit.
Und dann gibt es da noch die Käfige: Ihr Punktwert offenbart sich erst bei Spielende, ist also ein bisschen Glückssache. Sofern ich mindestens einen Käfig bekomme, wird nach meinem Zug die Auslage wieder aufgefüllt. Das klingt schlecht, weil sich der Konkurrenz jetzt wieder mehr Möglichkeiten bieten. Doch es ist auch gut, weil alle neu ausgelegten Karten meine Markierung bekommen. Und hat bis zum Schluss niemand diese Monster ergattern können, gewinne ich sie (wenn auch mit reduziertem Punktwert). Gerade gegen Spielende ist das Taktieren ums Auffüllen und somit um Käfige ein entscheidendes Element.
Was taugt es? Trotz vieler Möglichkeiten und Entscheidungen und der schönen Illustrationen hat MONSTER EXPEDITION meine Mitspieler*innen und mich weitgehend kalt gelassen.
Die Spannungskurve steigt nie sonderlich an. Am Anfang sind wir noch schwach und können mit unseren paar Würfelchen nicht viel beschicken. Kaum haben wir uns eine Maschinerie aufgebaut, ist das Spiel auch schon in seiner Schlussphase angekommen. Ich hatte dabei auch nie den Eindruck, dass ich mir planvoll oder individuell etwas aufbaue. Kartenauslage und Würfelergebnisse kanalisieren mich. Die vielen möglichen Effekte suggerieren mehr Freiheiten, als das Spiel bietet.
Würfle ich glücklich, wird auch irgendetwas Positives dabei herausspringen. Würfle ich unglücklich, falle ich zurück. Klar, das ist in anderen Würfelspielen genauso, allerdings benötigen sie nicht so viel Regelwerk dafür.
Nach meinem Empfinden ist MONSTER EXPEDITION nicht so richtig Zockerspiel. Dazu ist zu viel um das Zockerelement herumgebaut. Und es ist auch nicht so richtig Aufbauspiel. Dazu ergibt sich das eigene Vorankommen zu sehr aus unbeeinflussbaren Gegebenheiten.
Ich glaube, um ein Spiel häufiger wiederzuspielen, muss man in dem Spiel etwas (wieder-)finden wollen. Also – um im Beispiel zu bleiben – den Kitzel des Zockens oder die Zufriedenheit, etwas aufzubauen. Doch wenn, so wie hier, beide Reize nur ein bisschen da sind, entfalten sie gemeinschaftlich nicht dieselbe Anziehungskraft. Zwei Halbe sind nicht ein Ganzes.
*** mäßig
MONSTER EXPEDITION von Alexander Pfister für eine*n bis vier Spieler*innen, Amigo.
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