Sonntag, 4. Juli 2021

Fantastische Reiche

BONUS: +5 für jede Einleitung.

Wie geht FANTASTISCHE REICHE? Wir optimieren unsere Kartenhand. Die besteht normalerweise aus sieben Karten mit jeweils einem Grundwert zwischen null und 40, oft noch modifiziert durch Boni oder Strafen. Karten mit hohen Werten haben Einschränkungen. Beispielsweise zählt der „Hexenmeister“ (Grundwert 25) zehn Punkte weniger für jede lila („Anführer“) und jede pinke Karte („Zauberer“) in meinem Bestand. Umgekehrt zählt die schwächliche „Hydra“ (12) gemeinsam mit der Karte „Sumpf“ erfreuliche 28 mehr.
Ein Zug besteht darin, eine Karte entweder vom Stapel zu ziehen oder aus der Auslage zu wählen und anschließend eine Handkarte in die Auslage zu legen. Habe ich vom Stapel gezogen, wächst die Auslage also um eine Karte an. Sobald dort zehn Karten liegen, ist Schluss und es wird abgerechnet.


Was passiert? FANTASTISCHE REICHE ist ein Spiel, bei dem ich mit vielen Informationen gleichzeitig konfrontiert werde und filtern muss. Was am besten zusammenpasst, ist nicht immer leicht ersichtlich. Ein möglicher Stolperstein sind Karten, die andere Karten blockieren. Die „Große Flut“ etwa nimmt (mit Ausnahme von zwei ganz bestimmten) alle meine schwarzen, braunen und roten Karten aus der Wertung. Das „Gebirge“ und die „Rune des Schutzes“ heben diesen Effekt wieder auf, das „Kriegsschiff“ nur in Bezug auf alle schwarzen Karten.
Also lese ich Texte, vergleiche, kombiniere. Die Wechselbeziehungen sind mitunter so komplex, dass ich nicht per Bauchgefühl ermitteln kann, ob der Tausch von Karte X gegen Karte Y einen Punktgewinn bringt oder Karte Z womöglich noch besser wäre. Ich muss das Bedingung für Bedingung ausrechnen.
In auffallendem Kontrast dazu steht die knapp bemessene Zahl meiner Spielzüge. Je mehr Mitspielende, desto rascher kommt das Ende. Mit mehr als vier Personen würde ich FANTASTISCHE REICHE nicht spielen wollen; die Gestaltungsmöglichkeiten sind dann zu limitiert.
Aber auch mit weniger Teilnehmern drängt die Kürze der Zeit zu effektiver Eile und Kompromissen. Ich habe nur Zugriff auf einen Teil der Karten. Manche bleiben während der gesamten Partie im Stapel, andere bunkern meine Mitspieler:innen auf ihren Händen. Aus dem, was mir geboten wird, muss ich in einer begrenzten Zahl von Zügen eine passable Kombination zusammenzimmern.


Was taugt es? Der Widerspruch aus Möglichkeiten und Einschränkungen macht FANTASTISCHE REICHE reizvoll. Weil ich nicht weiß, welche Karten auftauchen werden, kann ich nicht alles durchoptimieren, sondern verbessere mein Blatt schrittweise. Aus der Auslage zu nehmen, bedeutet zu wissen, was man kriegt. Solange das Ende noch weit entfernt ist, riskiere ich aber auch gerne einen Zock, um das hoffentlich Perfekte im Stapel zu finden. Je länger das nicht klappt, desto wichtiger wird ein Plan B, auf den ich noch umzuschwenken kann.
Die kurze Spieldauer ist mit Entscheidungen gut angefüllt. Es gibt weder eine alles überragende Karte noch eine Standardstrategie, die man in jeder Partie anwenden kann. Dazu sind die jeweiligen Ausgangssituationen zu unterschiedlich. Die gerade mal 53 Karten geben mehr wertvolle Kombinationen her, als man zunächst denken könnte. FANTASTISCHE REICHE wird also nicht so schnell langweilig. Die Partien hinterlassen das Gefühl, man könne noch anders kombinieren und bessere oder gar legendäre Punktestände erreichen.
Gehalt, Länge und Spannungsbogen definieren FANTASTISCHE REICHE als Zwischendurchspiel. Lediglich die umfangreiche Schlussabrechnung fühlt sich so gar nicht nach zwischendurch an.
Grafisch kommt FANTASTISCHE REICHE sehr altbacken daher. Zwar wird die Spielbarkeit ordentlich unterstützt, doch als ansprechend empfinde ich die stereotype und einfallslose Gestaltung überhaupt nicht. Da gibt es mittlerweile weitaus Besseres.


***** reizvoll

FANTASTISCHE REICHE von Bruce Glassco für zwei bis sechs Spieler:innen, Strohmann Games.

3 Kommentare:

König Olbü hat gesagt…

Hallo,
ergänzen könnte man noch, dass es ein App gibt, die eine zügige Auswertung unterstützt (Wizkids),
Gruß Tom

Fohlen hat gesagt…

Die App ist UNVERZICHTBAR! Sonst rechnet man mitunter länger ab, als zu spielen.

Der Siedler hat gesagt…

Wir spielen immer ohne die App. Ich finde es gerade gut, dass man in der Abrechnungsphase seinen Mitspielern dann auch mal zeigen kann, was man sich da für Synergien zusammengestellt hat. Ansonsten spielt man ja völlig nebeneinander her und präsentiert sich am Ende irgendwelche vom Himmel gefallenen Punktestände. Und ja, es dauert einen Moment, aber länger abgerechnet als gespielt haben wir noch nie.

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