Mittwoch, 17. November 2021

Project L


L wie Literaturtipp: „Wörter mit L“ von Tamara Bach.

Wie geht PROJECT L? Es ist ein Puzzle-Spiel mit Polyominos, das originellerweise als Engine-Builder daherkommt: Ich starte mit zwei Puzzleteilchen, einem Einer und einem Zweier, und vermehre mein Baumaterial, indem ich Puzzleraster komplett befülle. Dann nämlich kriege ich alle verwendeten Bauteile zurück. Plus ein weiteres. Plus eventuell Punkte. Je mehr Baumaterial ich besitze, desto größere Puzzles kann ich mir zutrauen.
Wer am Zug ist, führt drei Aktionen aus. Beispielsweise nimmt man sich ein neues Puzzle aus dem Vorrat. Oder man fügt ein eigenes Teil in eins der eigenen Puzzles ein.
Die stärkste Aktion ist die „Meisteraktion“. Sie darf pro Zug nur einmal durchgeführt werden, und man sollte tunlichst nicht darauf verzichten. Meisteraktion bedeutet, in jedes eigene Puzzle einen Stein legen zu dürfen. Arbeite ich gerade an drei Puzzles parallel, lege ich jetzt also drei Steine und spare mir damit zwei reguläre Aktionen.


Was passiert? In PROJECT L kommt es auf Effizienz an. Brav ein Puzzle nach dem anderen zu vervollständigen, wäre zu langsam. Tempogewinn bringt der Meisterzug, und der Tempogewinn wächst mit der Zahl meiner offenen Puzzles.
Allerdings dürfen es nicht zu viele Baustellen werden. Regelmäßig muss ich auch Projekte abschließen, damit ich Material zurückbekomme, das ich gleich wieder anderswo einbaue. Im Bestfall wird natürlich möglichst großes und auch exakt passendes Material frei.
In PROJECT L strebe ich eine Art Polyomino-Flow an. Mein Material sollte oft im Einsatz sein, gleichzeitig muss ich stets handlungsfähig bleiben. L wie liquide. Notfalls darf ich als Aktion auch einen neuen Einer aus dem Vorrat nehmen oder ein Bauteil gegen ein etwas größeres eintauschen, aber all das kostet Tempo.
So sitzt man da und rechnet voraus und legt eventuell auch schon die benötigten Teile der kommenden zwei, drei Züge unter die Puzzles, um ganz exakt planen zu können. Wer Spiele dieser Art beherrscht, wird bei der Puzzlewahl auch zu besseren Entscheidungen kommen, wann der Zeitpunkt für das zweite, dritte oder gar vierte parallele Puzzle gekommen ist und welche der ausliegenden sich mit dem vorhandenen Material möglichst zeitsparend vollenden lassen.


Was taugt es? In meinen Partien hat sich immer recht früh abgezeichnet, wer noch um den Sieg mitspielt und wer hinterherpuzzelt. Je besser ich aus den Startlöchern komme, desto mehr Material habe ich, das mich dann wieder weiterbringt. Es gibt keinen Faktor, der Führende gezielt ausgebremst, allenfalls geschieht dies durch ein nicht den Wünschen entsprechendes Puzzle-Angebot im Markt.
Das wertet das Spiel als solches nicht ab. Man muss sich nur darauf einstellen, dass in heterogenen Runden der Ausgang von PROJECT L nicht für alle gleichermaßen spannend ist. Und immerhin ist PROJECT L so sehr belohnend, dass jede:r einige Puzzles fertigkriegen und Steine hinzugewinnen wird.
Das Material ist beeindruckend gut durchdacht. Die schwarz-weißen Puzzle-Tableaus sehen edel aus. Die Vertiefungen sind sehr praktisch, um die Polyominos rutschfest darin abzulegen. Die Größe der Puzzle-Fläche wird obendrein mit Punkten versinnbildlicht.
PROJECT L ist ein gelungenes Spiel, das sich sehr auf den Wettkampf fokussiert. Es ist wie ein Mathewettbewerb darum, wer besser Polyominos puzzeln kann. Es gibt sicher eine Zielgruppe, die das ganz toll findet und liebt, sich zu messen. Ich spiele gerne mit, fiebere aber nicht auf neue Partien hin. Denn eine Partie ähnelt der anderen, es ergeben sich keine neuen Aspekte oder spannende Fragestellungen. Ich bin nicht neugierig auf mehr, denn ich habe auch nicht den Eindruck, viel ausprobieren oder experimentieren zu können. Zwischen einem guten und einem schlechten Zug existiert hier wenig Grauzone.


**** solide

PROJECT L von Jan Soukal, Michal Mikeš und Adam Španel für eine:n bis vier Spieler:innen, Boardcubator.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Aufklärung über den Datenschutz
Wenn Sie einen Kommentar abgeben, werden Ihre eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie beispielsweise Ihre IP-Adresse) an den Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden Ihres Kommentars erklären Sie sich mit der Aufzeichnung Ihrer angegebenen Daten einverstanden. Auf Wunsch können Sie Ihre Kommentare wieder löschen lassen. Bitte beachten Sie unsere darüber hinaus geltenden Datenschutzbestimmungen sowie die Datenschutzerklärung von Google.