Samstag, 13. November 2021

Tulpenfieber

„Beweise deinen grünen Daumen!“, lese ich auf der Schachtel. Und ich frage mich, ob das Spiel noch kurzfristig geändert und der ursprüngliche Schachteltext dabei vergessen wurde. Jedenfalls beweisen wir statt eines grünen Daumens allenfalls ein goldenes Würfelhändchen.

Wie geht TULPENFIEBER? Es ist ein Würfelspiel, bei dem wir wie etwa bei KNIFFEL Kombinationen sammeln. Anders als KNIFFEL ist es ein Wettrennen. Wir füllen nicht unseren kompletten Block aus, sondern es gewinnt, wer zuerst eine der Endbedingungen erreicht.
Übrigens gibt es auch gar keinen Block. Den Spielstand halten wir auf Tableaus fest. 35 Felder zeigen verschiedene Würfelaufgaben. Habe ich eine erledigt, decke ich das Feld mit einem Tulpenplättchen ab. Das Ziel: Drei benachbarte Felder der untersten, also fünften Reihe belegen. Oder vier beliebige. Oder sämtliche der vierten Reihe.
Das Würfeln selbst ist klassisch: dreimal Würfeln mit Rauslegen. Und die Aufgaben sind ebenfalls klassisch: Meistens sammeln wir viele gleiche Zahlen, manchmal Straßen. Von den oberen Reihen zu den unteren werden die Aufgaben immer schwieriger.
Zu Beginn besitzen wir nur vier Würfel. Um fünf, sechs und schließlich sieben Würfel würfeln zu dürfen, muss man drei, vier und schließlich fünf senkrecht oder diagonal benachbarte Felder mit Plättchen belegt haben.


Was passiert? Die Aufgaben der finalen fünften Reihe erfordern Fünferpaschs. Zusätzliche Würfel zu sammeln, ist also alternativlos. Wie schnell sich das ergibt, beruht ein bisschen auf meinen Entscheidungen, hauptsächlich aber ist es Glück.
Natürlich kann ich versuchen, Felder abzudecken, die benachbart zueinander sind, um a) schneller an zusätzliche Würfel zu kommen und b) für den Sieg nur drei Plättchen in der fünften Reihe zu benötigen. Doch am Ende ist das nur ein Versuch. Wenn ich aus taktischen Gründen Dreien sammeln will, im ersten Wurf jedoch keine einzige erscheint, kann ich meinen Plan auf Biegen und Brechen durchziehen. Oder ich knicke ein und sammle die weniger interessanten Einsen, von denen ich immerhin schon zwei gewürfelt habe. Entscheidungen dieser Art sind typisch für TULPENFIEBER.

Was taugt es? TULPENFIEBER bewegt sich vom Grad des Einflusses her etwa auf KNIFFEL-Niveau. Auch dort kann es passieren, dass jemand mehrere Kniffel würfelt, während andere Feld für Feld streichen müssen. Auch dort ist man dem Würfelglück stark ausgeliefert.
Welche Argumente hat da TULPENFIEBER, dass ich nicht gleich KNIFFEL spiele? Am ehesten den Wettrenn-Charakter. Im Finale kann es knapp und somit spannend werden, und man muss zur Ermittlung des Endergebnisses keine Punkte addieren. Allerdings ist der Weg zu diesem Finale gleichförmig und deshalb nicht sonderlich bewegend. Elemente, die taktisch sein könnten, wirken sich wenig aus.
Was TULPENFIEBER gar misslungen statt nur mittelmäßig werden lässt, sind Themenwahl, Material und Aufmachung. Das Spiel hat nichts mit Tulpen oder Tulpenspekulation oder Blumen allgemein zu tun; das Thema trägt auch nichts zum Verständnis der Abläufe bei.
Grafik und Material wirken billig. Spielfortschritte werden auf den Tableaus mit winzigen, rutschigen und phantasielos gestalteten Pappmarkern markiert. Dafür, dass wir hier angeblich prächtige Tulpenfelder erschaffen, sieht das Ergebnis erstaunlich hässlich aus.


** misslungen

TULPENFIEBER von Uwe Rosenberg für eine:n bis vier Spieler:innen, Amigo.

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