Einleitung frisch gestrichen.
Wie geht ROAD TRIP EUROPA? Wir draften Länderkarten. 28 verschiedene gibt es. Mit sieben auf meiner Hand beginne ich, behalte und spiele eine, gebe sechs weiter, kriege von nebenan sechs, spiele wieder eine, gebe fünf weiter und so fort … Sind so alle Karten verteilt, wird ausgewertet. Anschließend spielen wir denselben Vorgang noch dreimal mit erneut jeweils sieben Startkarten.
Natürlich sollen meine behaltenen Karten möglichst viele Punkte zählen. Darüber entscheiden die Symbole der Karte, ihr Zahlenwert und die Lage des Landes in Europa. Beispielsweise gewinne ich Punkte, wenn ich als Erster alle Länder Skandinaviens ausgespielt habe. Oder mindestens je ein Land aller verschiedenen Regionen.
Ich gewinne Punkte für jedes Paar gleicher Verkehrsmittel auf meinen Karten, für kulinarische Spezialitäten (allerdings sollte ich den Wert sieben nicht überschreiten, sonst werden meine Punkte halbiert) und für Kultursymbole auf den Karten meiner Mitspieler:innen, sofern ich mindestens ein Symbol der gewerteten Sorte ebenfalls besitze.
Was passiert? Der Reiz in ROAD TRIP EUROPA beruht auf Überinformation. Jede Karte bringt gleichzeitig so viele Eigenschaften mit, dass mir die Entscheidung, was am besten ist, schwerfällt. Das ändert sich im Spielverlauf ein bisschen. Jedes verschiedene Land, das ich irgendwann ausspiele, zählt einen Punkt. Also will ich mich eher nicht wiederholen. Und weil ich jedes Kultursymbol nur einmal werten darf, muss ich auch hier aufpassen. Im Finale kommt es also mehr darauf an, ganz bestimmte Karten zu ergattern. Die Spannung beruht jetzt weniger auf dem „Was mache ich?“ und mehr auf „Schaffe ich’s?“
Was ich behalte, folgt nicht stur einem Abkreuz-Schema. Sondern das Spielsystem legt mir immer wieder auch Zockereien nahe. Ein Fahrzeugpaar aus zwei Segelbooten beispielsweise bringt richtig fette Punkte – allerdings gibt es auf allen 28 Karten nur drei Segelboote. Kriege ich davon zwei? Obendrein will ich viele Spezialitäten einsammeln, aber eben nicht zu viele. Und Kultursymbole sind tendenziell besser in den Auslagen meiner Mitspieler:innen aufgehoben. Ich habe optimalerweise nur eins der Sorte, die ich werten möchte. Aber dieses eine brauche ich unbedingt.
Was taugt es? Eine Partie ROAD TRIP EUROPA unterhält gut. Wir sind stets fokussiert; es ist klar, worauf es ankommt. Wir sind überwiegend mit konstruktiven Dingen beschäftigt, alle erleben Fortschritte und erreichen Ziele. Und damit manche nicht davoneilen, lohnt ein Blick über die eigene Kartenauslage hinaus, um im richtigen Moment auch mal etwas weniger Konstruktives zu tun.
Zu viert sind in jeder Runde alle Karten im Spiel, wodurch gewährleistet ist, dass jede viermal in Umlauf kommt. Zu zweit ist jede exakt zweimal im Umlauf. Nur zu dritt geht es nicht ganz auf, was ich im Rahmen dieses Spiels aber überhaupt nicht als störend empfinde.
Als Schwachpunkt dagegen sehe ich die Aufmachung. Wenn ich ROAD TRIP EUROPA spielen möchte, muss ich neue Mitspieler:innen erst mal überreden. Die Schachteloptik hat noch niemanden neugierig gemacht. Und spielerisch hätte ich es reizvoller gefunden, wenn die einzelnen Wertungskategorien gleichgewichtiger wären. In meinen Runden waren die Punktedifferenzen der Spieler:innen bei den Spezialitäten üblicherweise gering, während sich bei den Fahrzeugen markante Unterschiede ergeben konnten. Das legt nahe, den Fokus auf Fahrzeuge zu richten; ich hielte es aber für besser, wenn das Spiel erst einmal gar nichts nahelegte.
**** solide
ROAD TRIP EUROPA von Scott Almes für zwei bis vier Spieler:innen, Game Factory.
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