„Spielkritik ist entspannend wie eine kurze Kaffeepause, anregend wie ein ordentlicher Schuss Koffein.“ (Aus China)
Wie geht CAFÉ DEL GATTO? Wir bereiten Kaffee-Spezialitäten zu. Etwas abstrahiert natürlich. Soll bedeuten: Im Laufe der Partie will ich sechs milchweiße und sechs kaffeebraune Legesteine erwerben, um damit die Felder meiner fünf Kaffeetassen-Tableaus so zu belegen, dass es viele Punkte zählt. Jedes Getränk hat seinen eigenen Bauplan. Der Cappuccino beispielsweise verlangt erst einen braunen und darüber zwei weiße Steine, die natürlich von unten nach oben platziert werden müssen.
Die Steine kaufe ich von einer Papprutsche. In ihrer linken Spalte stecken die weißen, in der rechten die braunen Teile. Sie tragen Zahlen von eins bis vier. Das ist einerseits der Wert des Steins, gleichzeitig der Kaufpreis des Nachbarsteins. Sobald ein Teil entnommen wird, rutschen andere nach und die Preiskombinationen ändern sich.
Ein Spielzug besteht darin, entweder einen Stein zu kaufen oder zwei Geldmünzen zu nehmen oder einen oder mehrere fertige Kaffees zu werten. Dann addiere ich die darauf abgelegten Werte und tausche die Steine gegen das bestmögliche Punkteplättchen aus. Habe ich einen Cappuccino im Wert von neun gebraut, werde ich feststellen, dass es gar kein Neuner-Plättchen gibt. Ich erhalte also nur das Achter-Plättchen – außer das hat schon jemand weggeschnappt. Dann muss ich das Sechser- oder, wenn auch das weg ist, im schlimmsten Fall das Dreier-Plättchen nehmen.
Außerdem erhalte ich jetzt Geld. Neben Punktwerten tragen die Steine auch Symbole. Je sortenreiner mein Kaffee, desto mehr Geld kassiere ich. CAFÉ DEL GATTO endet, sobald jemand alle fünf Getränke serviert hat.
Was passiert? Natürlich will ich billig einkaufen, insbesondere zu Beginn, wenn die Geldbestände noch niedrig sind. Und so lauere ich darauf, einen Vierer oder wenigstens einen Dreier für eine Münze zu ergattern und gleichzeitig den Rutschvorgang so auszulösen, dass ich keine gar zu schöne Vorlage liefere.
Doch ich sollte nicht allzu lange lauern, denn CAFÉ DEL GATTO ist ein Wettrennen: Je später ich serviere, desto mehr Punkte-Plättchen hat man mir schon weggeschnappt. Und wenn ich insgesamt zu langsam bin, kriege ich bis Spielende nicht alle Kaffees fertig.
Im Rahmen dessen, was die zufällige Bestückung der Rutsche und Aktionen meiner Vorderleute zulassen, sollte ich beim Befüllen der Kaffeetassen taktisch vorgehen. Gut wäre es zum Beispiel, wenn ich antizyklisch agiere und nicht dasselbe sammle wie meine Vorderleute. Wenn ich flexibel bin und jederzeit weiße und braune Steine gebrauchen kann. Und wenn ich beizeiten eine Tasse serviere, die ordentlich Geld in die Kasse bringt.
Was taugt es? CAFÉ DEL GATTO hat ein für meine Begriffe tolles Thema, das vom Spielmaterial außerdem ganz hervorragend in Szene gesetzt wird. Die dicken weiß-braunen Steine sehen richtig lecker aus und schmeicheln der Hand; man spielt gerne damit. Nur warum ausgerechnet Katzen den Kaffee servieren, erschließt sich nicht so ganz. Und tatsächlich haben einige Spieler:innen, die ich für die Zielgruppe gehalten hätte, das Spiel schon allein wegen seines Covers abgelehnt.
CAFÉ DEL GATTO war mir von Beginn an sympathisch. Hoher Aufforderungscharakter, überschaubare Spieldauer, etwas Tiefgang, aber nicht zu viel: Ich hätte gedacht, das wird viele begeistern. Doch mit wachsender Spielerfahrung zeigten sich auch Schwächen und Probleme.
Das Spiel durchläuft Zyklen. Phasenweise findet jede:r etwas Attraktives im Markt, phasenweise stockt es. Jetzt kann das Spiel hängen, weil niemand einen überteuerten Stein kaufen oder Geld aufwenden möchte, um eine Marktspalte zufällig neu zu bestücken. Oder jemand löst die Situation notgedrungen auf, worüber sich dann oft die direkt folgende Person freut, die ohne Zutun eine viel bessere Marktsituation vorfindet.
Man kann argumentieren, kleine Blockaden gehören eben zum Wesen von CAFÉ DEL GATTO. Allerdings gab es in meinen Partien auch schwerwiegende Blockaden, die durch das Material entstanden sind. Wenn es niemand eilig hat, Kaffee zu servieren, bleiben – insbesondere in Partien zu fünft – viele Steine auf den Kaffeetassen liegen und fehlen im Vorrat. Und irgendwann lässt sich die Steinrutsche nicht mehr befüllen.
Viele Partien sind nicht bis zum Ende spannend. Schon Runden vorher kann klar sein, wer gewinnt und wer vor halbvollen Tassen sitzen bleibt. Teilweise mag das an ungeschicktem Spiel liegen, teilweise ergibt es sich aber einfach so, weil man einmal häufiger Geld nehmen musste oder einmal häufiger servieren musste. Wer erst mal im Temponachteil ist, kann nur noch hoffen, dass bei denen im Tempovorteil doch noch irgendwas schiefgeht. CAFÉ DEL GATTO ist ein hartes und mitunter bestrafendes Wettrennen, das optisch etwas ganz anderes verspricht.
**** solide
CAFÉ DEL GATTO von Lena Burkhardt und Julia Wagner für zwei bis fünf Spieler:innen, Schmidt.
1 Kommentare:
Wegen den Katzen. Ich gehe davon aus, dass es eine Art Bezug zu „Katzencafe“ aufbauen soll. 😉
Leider konnte das Spiel bei mir nur mit dem Material begeistern.
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