Auf Schachtelrückseiten findet man sehr viel Inspirierendes. Im Falle von FIRST EMPIRES ist es das dem römischen Geschichtsschreiber Livius zugeschriebene Zitat: „In der Geschichte ist die unendliche Vielfalt menschlicher Erfahrungen festgehalten.“
Das kann alles und nichts bedeuten, und streng genommen steht da nicht mal, der Gedanke habe irgendwas mit FIRST EMPIRES zu tun. Kurzum: Das ist endlich die perfekte Dauerlösung für meine Einleitungen.
Wie wäre es zum Auftakt hiermit? „Die Spielkritik ist die Cousine der Porzellankiste.“ (Herkunft unbekannt)
Wie geht FIRST EMPIRES? In FIRST EMPIRES entwickeln wir unsere Zivilisationen. Sie gewinnen dadurch bessere Fähigkeiten, alle Entwicklungsschritte zählen obendrein Punkte. FIRST EMPIRES könnte man dem Genre der „Engine Builder“ zurechnen; ungewöhnlich allerdings ist, wie wir die Entwicklung vorantreiben.
In fünf Fähigkeits-Skalen kann meine Zivilisation aufsteigen. Damit sie es tut, muss ich erstens die Farbe der Skala erwürfeln und zweitens auf der Weltkarte ein Gebiet der entsprechenden Farbe besitzen. FIRST EMPIRES ist also ein Ausbreitungsspiel, und obendrein – weil ich schwächere Zivilisationen aus Gebieten vertreiben darf – ein kriegerisches.
Wie oft ich in meinem Zug würfeln darf, mit wie vielen Würfeln, wie viele Felder meine Armeen anschließend ziehen dürfen und wie viele Armeen ich überhaupt besitze, hängt von meiner Entwicklung ab. Anfangs sind wir natürlich alle vergleichsweise schwach, beispielsweise besitze ich nur zwei oder drei Würfel. Später können es bis zu fünf sein.
Ich hoffe darauf, Farben derjenigen Gebiete zu würfeln, in denen ich schon stehe, oder zumindest solcher, die ich im Laufe meines Zuges noch erobern kann, wozu ich mit einer Übermacht einmarschieren muss.
Die Punktwertung legt nahe, einige meiner Fähigkeiten möglichst bis zum Maximum auszubilden. Andererseits führt völlige Spezialisierung irgendwann in eine Sackgasse. Es nützt nichts, viele Würfel zu haben, aber völlig immobile Truppen.
Was passiert? Trotz einfacher Regeln sind die Spielzüge relativ komplex. Nach jedem Wurf muss ich erst mal ausrechnen, welche Aufstiege mir das Ergebnis bringen könnte und wie ich dazu meine Armeen bewegen müsste. Falls das Ergebnis nicht optimal ist und ich nachwürfeln möchte, geht die nächste Überlegung los: Was ließe sich aus dem Zug noch herausholen? Welche Würfel lasse ich liegen, welche würfle ich? Und auch das neue Ergebnis erfordert dann wieder eine Analyse. Speziell mit fünf Spieler:innen kann sich FIRST EMPIRES sehr ziehen. Während die anderen am Zug sind, habe ich nichts zu tun.
Natürlich hat FIRST EMPIRES mit Glück zu tun, schließlich ist es ein Würfelspiel. Auch ob Auftragskarten, die ich durch Fortschritte auf einer der Skalen erwerben kann, gut oder schlecht passen, ist Zufall. Vermutlich entscheiden diese Zufälle am Ende; trotzdem kommt nicht das Gefühl auf, dem Spiel ausgeliefert zu sein. Unzufrieden waren meine Mitspieler:innen eher mit den vermeintlich schwachen Starteigenschaften oder der vermeintlich nachteiligen Startposition ihres Volkes.
Tatsächlich ist ein guter Start vorentscheidendend. Wer eingekesselt wird und sich erst mal befreien muss oder nicht alsbald mindestens drei Würfel werfen darf, läuft hinterher. Durch gute Würfe kann sich das durchaus noch ändern, zumal man als schwächste Partei bei Angriffen auch manchmal verschont wird, trotzdem habe ich mehrere Partien erlebt, die sich nicht für alle bis zum Schluss spannend anfühlten. Wer gewinnt, ließ sich bald vorhersehen.
Was taugt es? FIRST EMPIRES kombiniert Eroberungs- und Entwicklungsspiel mit einem Würfelmechanismus. Das ist neuartig. Positiv finde ich auch, dass alles in FIRST EMPIRES auf klaren Prinzipien beruht und ohne irgendwelche Sonderregeln auskommt. Was man daran merkt, wie schnell sich das Spiel erklären lässt.
Auf der Landkarte herrscht mehr Bewegung als in vielen anderen Eroberungsspielen. Denn um auch mal in anderen Skalen aufzusteigen, will man in andere Gebiete. Gleichzeitig reichen die Figuren aber nicht aus, um alle Territorien permanent halten zu können.
Obwohl also eigentlich die Grundlage für ein sehr interaktives Spiel mit vielen Besitzwechseln gelegt wäre, fühlt sich FIRST EMPIRES nur wenig interaktiv an. Und solange andere am Zug sind, passiert für mich wenig Spannendes. Was im Laufe der Partie sogar eher schlechter als besser wird. Die Möglichkeiten wachsen: mehr Würfel, mehr Armeen, mehr Nachwürfelversuche. Man muss noch mehr analysieren, wodurch die Spannung weiter abflacht.
**** solide
FIRST EMPIRES von Eric B. Vogel für zwei bis fünf Spieler:innen, Sand Castle Games.
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