Donnerstag, 1. Juni 2023

Kunterpunkt



Wie geht KUNTERPUNKT? „Roll & Dot“ nennt der Verlag das Spielprinzip: Irgendwer würfelt, und alle dürfen mindestens einen der Würfel nutzen, um Punkte auf ihre Marienkäfer in der Farbe des Würfels zu malen.
Mit einer blauen Fünf male ich logischerweise fünf Punkte. Diese fünf Punkte darf ich auch auf mehrere blaue Käfer verteilen, wenn – und das ist das Besondere – ich dabei die klassische Anordnung der Würfelaugen beibehalte. Aus der Fünf kann ich so beispielsweise eine Vier und eine Eins machen. Denn die Würfelaugenmuster von Vier und Eins ergeben übereinander projiziert das Muster der Fünf. Eine Drei und zwei Einsen kann ich demzufolge nicht bilden.
Ich darf Käfer auch nachträglich mit weiteren Augen aufrüsten. Ein Zweier-Käfer kann mit einer Drei zu einer Fünf werden. Aber ein Einer-Käfer nicht mit einer Drei zur Vier.

Die Reihen zählen erst dann Punkte, wenn ich ihnen eine Wertung zuweise. Beispielsweise: In dieser Reihe zählen alle Dreien. Dann ist jeder Käfer mit exakt drei Augen einen Punkt wert.
Die Wertungen darf ich mir aber nicht ausdenken, sondern ich muss sie freischalten. Das geschieht auf einem Areal des Aufschreibzettels, das sich „Wiese“ nennt. Auf der Wiese befinden sich abzweigende Pfade mit Feldern. Statt Würfelaugen auf meine Käfer zu malen, darf ich sie auch nutzen, um Felder auf der Weise abzustreichen. Über die Felder gelange ich zu den Wertungen. Die attraktiveren Wertungen sind vom Startpunkt weiter entfernt.
Ein weiterer Pfad befindet sich unten auf dem Aufschreibblatt. Hier gehe ich vorwärts, wenn ich einen Würfel mit Kleeblattsymbol wähle. Oder wenn ich auf der Wiese Felder mit Kleeblatt erreiche. Oder wenn ich allen fünf Käfern einer Farbe Tupfer gemalt habe, egal wie viele. Fortschritte auf dem Kleeblatt-Pfad sind sehr erstrebenswert. Sie schalten die Verdopplung oder gar Verdreifachung der von mir gewählten Wertungen frei.


Was passiert? Das Konzept von KUNTERPUNKT ist sperrig und muss gut erklärt werden, damit es alle verstehen. Viele Spieler:innen schneiden in ihren ersten Partien auch nicht sonderlich gut ab, weil sie für ihre Reihen die leicht verständlichen Wertungen auswählen, etwa „nur Fünfen zählen“.
Wer häufiger spielt, wird herausfinden, dass solche Mono-Wertungen schwierig sind, weil man immer wieder dieselbe Zahl in derselben Farbe braucht. Leichter sind Wertungen wie „symmetrisches Muster“ (Einsen, Vieren und Fünfen), die mehr Flexibilität erlauben. Und vorteilhaft sind ebenso Wertungen, die kleine Zahlen erfordern wie „diagonales Muster“ (Zweien und Dreien), weil sich kleine Zahlen sowohl direkt erwürfeln als auch durch die Zerlegung einer großen Zahl erreichen lassen. Eine in Zwei und Zwei zerlegte Vier füllt gleich zwei Käfer – und führt (nächster Vorteil) dazu, dass schneller alle Käfer Tupfer bekommen und so einen Kleeblatt-Schritt aktivieren.
Es gibt also eine Lernkurve. Was gut ist. In meinen Runden gab es aber auch bald eine Einheits-Spielweise. Was nicht so gut ist.

Was taugt es? Durch die originelle Regel, wie Würfelaugen eingetragen werden, fügt KUNTERPUNKT dem Genre etwas Neues hinzu. Und zunächst fasziniert das. Doch der Reiz lässt nach, weil die Partien gleichförmig verlaufen.
Und schon vorher stören redaktionelle Mängel: Für die verschiedenen Wertungsmöglichkeiten fehlen Übersichten. Die Wertungen sind unintuitiv, deshalb muss selbst nach mehreren Partien noch die Tabelle auf der Rückseite der Anleitung herumgereicht werden. Auf dem Block fehlen für manche Wertungen Felder, um Punkte einzutragen. Die Anleitung ist nicht lückenlos und die unklare Gestaltung des Wiesenpfads führt zu der Irritation, ob die Kleeblätter ein separates Feld sind oder nicht.


*** mäßig

KUNTERPUNKT von Julia Thiemann und Christoph Waage für eine:n bis sechs Spieler:innen, Topp.

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