Montag, 4. September 2023

Turing Machine

Der Computer prüft, ob die Einleitung gut, schlecht oder nicht vorhanden ist. (Ich tippe auf schlecht.)

Wie geht TURING MACHINE? Wir suchen einen dreistelligen Code mit Ziffern von eins bis fünf. Wer die wenigsten Spielrunden benötigt, um diesen Code zu finden, gewinnt. Wer als Lösung einen falschen Code probiert, scheidet aus.
Statt auf eine App setzt TURING MACHINE auf viele Karten, darunter auch Lochkarten. Eine Aufgabenstellung entnimmt man der Anleitung (dort sind zwanzig Vorschläge) oder dem Internet (dort sind viel, viel mehr). Bevor es dann losgehen kann, müssen diverse Karten herausgesucht und kreisförmig angeordnet werden. Hinterher muss man das alles wieder wohlgeordnet wegpacken. TURING MACHINE erfordert Akkuratesse.
Auch im Geist. Die Aufgaben lassen sich durch Testen und ansonsten durch Logik lösen.

Beispielsweise kann eine Testung prüfen, ob die erste (blaue) Ziffer des Codes kleiner drei, gleich drei oder größer drei ist. Probiere ich das mit dem Code 3 – 4 – 1 aus (wozu ich die Lochkarten mit den entsprechenden Zahlen und eine bestimmte Ergebniskarte übereinander schieben muss) und erhalte im Sichtfenster ein grünes Häkchen, weiß ich: Der Code beginnt mit einer Drei. Wäre ein rotes X sichtbar gewesen, wüsste ich nur: Er beginnt nicht mit einer Drei. Ob kleiner oder größer, muss ich dann noch herausfinden.


Was passiert? Es hat ein bisschen was mit Glück zu tun, ob man schnell auf die richtige Fährte kommt. Vor allem aber hat es mit logischem Denken zu tun. Man muss nicht alles durchprobieren, manches lässt sich durch reines Nachdenken ausschließen, insbesondere wenn man weiß, dass jeder der angebotenen Tests für die Lösung nötig ist. Schon aus der Versuchsanordnung lässt sich etwas ableiten. Jedenfalls gelingt dies denjenigen Spieler:innen, die die entsprechende Denke mitbringen. Andere bleiben auf der Ebene des Herumprobierens.

In TURING MACHINE tüftelt jede:r für sich. Wir spielen quasi parallel dasselbe Solospiel, und am Ende vergleichen wir, wer die wenigsten Züge benötigt hat. Den Wettbewerb empfinde ich nicht als zentral. Der von mir empfundene Spielreiz speist sich mehr aus der komplexen geistigen Beschäftigung und (hoffentlich) dem belohnenden Gefühl am Schluss, den Code gefunden zu haben – selbst wenn andere schneller waren. Dennoch tut der Wettbewerbs-Charakter dem Spiel gut, denn er zwingt mich zu diszipliniertem Spiel: nicht so viel herumprobieren, mehr nachdenken.

Was taugt es? TURING MACHINE ist außergewöhnlich und sehr speziell. So speziell, dass einige meiner Mitspieler:innen laut gelacht haben, als ich ihnen die Regeln der beiden Ausbaustufen präsentierte. Wenn man die zum ersten Mal hört, denkt man, eine Lösung sei unter diesen Umständen gar nicht mehr möglich. Ist sie dann aber doch und sogar in weniger Schritten als angenommen.
Für andere Mitspieler:innen war die erste Partie schon die letzte. Nicht jede:r hat einen Zugang zu dieser Art Spiel und nicht jede:r hat Lust darauf. Alles in allem finde ich in meinem gesamten Mitspieler:innenumfeld nur sehr wenige Personen, die das Interesse hätten, TURING MACHINE oft zu spielen. Die Zielgruppe des Spiels scheint mir sehr klein zu sein. Für mein Empfinden fehlt der Kopfarbeit in TURING MACHINE das Spielerische. Ich empfinde Respekt und Faszination, aber keinen so großen Spielreiz.


**** solide

TURING MACHINE von Fabien Grindel und Yoann Levet für eine:n bis vier Spieler:innen, Huch / Scorpion Masqué.

1 Kommentare:

Matthias hat gesagt…

Hatte Turing Machine trotz dieses eher zurückhaltenden Berichts gekauft und nicht bereut. Ja, das Spiel ist sehr speziell und hat auch eine Einstiegshürde. Ich spiele es sehr gerne solo zwischendurch, so quasi als "Sudoku", einfach abwechslungsreicher.
Als ich es an einen Spielabend eher als "da wäre noch etwas, wenn es denn interessiert" mitgenommen hatte, wurde es von vier Personen gleich mehrfach gespielt und eine davon besorgte es sich dann gleich für zu Hause.
Special Interest, wenn's passt aber sehr reizvoll :-)
Danke Udo für deine gut und treffend geschriebenen Texte, die ich - auch in der Spielbox - gerne lese!

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