Samstag, 16. September 2023

Spielejahrgang 2022/23:
Was vom Jahrgang übrig bleibt
Teil 1: Atiwa

Bei Spiel des Jahres hat es nicht für die Empfehlungsliste gereicht, beim Deutschen Spielepreis nicht für eine Platzierung in der Top 10: Offenbar vertrete ich mit meiner Wertschätzung für ATIWA keine Mehrheitsmeinung. Und meine Mitspieler:innen auch nicht.

Was ich mir teilweise sogar erklären kann. ATIWA ist mechanisch sicher nicht das innovativste Spiel des Jahrgangs, es hat im Ablauf Redundanzen, die lange Auswertungsphase zwischen den Runden fühlt sich recht buchhalterisch an. Doch die besonderen Qualitäten von ATIWA wiegen die nur soliden Anteile nach meinem Empfinden mehr als bloß auf.

Gerne wird bei Brettspielen von Kulturgut gesprochen, doch gesellschaftliche Relevanz besitzen nur die allerwenigsten. Wenn sie die Realität reflektieren, dann üblicherweise oberflächlich. Indem auf Schachtelcovern und Spielmaterial mittlerweile häufiger Tiere und Natur zu sehen sind als noch vor einigen Jahren. Oder indem Spiele in einer postapokalyptischen Welt angesiedelt werden, weil die Erde leider kaputtgegangen sei.

Wir leben in der Klimakatastrophe, aber den meisten Spielen merkt man dies nicht an. Sie sind genau wie all die Jahre vorher auch. So als sei nichts. ATIWA ist aus meiner Sicht eine positive Ausnahme. Es beschäftigt sich auf realistische Weise mit dem Thema Natur und zeigt auch die Rolle des Menschen darin.

In Personaleinsatzspielen besetzen wir Felder und kriegen beispielsweise Holz. Wo das Holz herkommt, fragt niemand. Es ist halt da. Fälle ich in ATIWA, um Holz zu gewinnen, Bäume, bleibt den Flughunden weniger Nahrung. Das Holz ist nicht einfach so da.

Die Flughunde stehen exemplarisch für komplexe Zusammenhänge in der Natur, die wir nicht begreifen oder nicht begreifen wollen. ATIWA bildet ein Ökosystem ab, zeigt Kreisläufe und Zusammenhänge. Und zeigt, dass es der Mensch ist, der das Ökosystem stört.

Trotzdem ist ATIWA kein Lernspiel mit erhobenem Zeigefinger. Es ist ein Spiel, das man spielt, um Spaß zu haben und hoffentlich besser zu taktieren als die anderen. Und ATIWA verurteilt nicht, sondern stiftet Hoffnung. Denn unser Ziel ist es, das Ökosystem zu erhalten und den Menschen darin auch. Zumindest in ATIWA kann dies gelingen.


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