Dienstag, 12. Oktober 2021

Vor 20 Jahren (106): Funkenschlag

Um mal wieder mit boardgamegeek zu argumentieren: FUNKENSCHLAG (2001) liegt im BGG-Ranking auf Platz 1798, FUNKENSCHLAG (2004) belegt Platz 47. Man könnte meinen, das 2004er FUNKENSCHLAG sei das viel bessere Spiel. Meiner Meinung nach ist es lediglich das wesentlich bekanntere. Und das zugänglichere. Und das hübschere – sofern man bei der industrieskeptischen Grafik mit ihrer Extraportion Dreck solch ein Attribut überhaupt verwenden darf.

Na gut, das Ur-FUNKENSCHLAG hatte ein paar Probleme. Sie erklären sich daraus, dass Friedemann Friese noch nicht wie heute eine weltweit bekannte personifizierte Spielemarke war, sondern ein junger Autor mit Eigenverlag, der knapp über die Runden kam. Dieser junge Autor hatte ein Wirtschaftsspiel erdacht, bei dem man auf dem Spielplan Verbindungen malen musste. Mit kleinem Budget war so etwas schwer zu produzieren. Aus Kostengründen enthielt FUNKENSCHLAG Wachsmalstifte, und die malten naturgemäß viel zu grob und waren obendrein nur mit Mühe wieder abwischbar. Außerdem war der Spielplan nicht faltbar. Deswegen war er in der zu kleinen Schachtel halb gerollt und musste für jede Partie an der Tischplatte fixiert werden.


Für die 2004er-Version von FUNKENSCHLAG die Mal-Komponente aus dem Spiel zu entfernen, war rückwirkend betrachtet eine äußerst gute Idee. Produktionstechnisch dürfte das vieles erleichtert haben, außerdem hat es die Regeln verschlankt, die Spieldauer verkürzt und dem Spiel zwar ein paar Feinheiten, aber nicht seinen wesentlichen Kern genommen. Die 2004er-Version ermöglichte FUNKENSCHLAG und 2F-Spiele den Durchbruch.

Bevor mich am Ende Bequemlichkeit und der Wunsch, auch die diversen, mit dem Altspiel weniger kompatiblen Erweiterungen zu spielen, doch überwechseln ließ, habe ich noch viele Jahre der alten Version die Treue gehalten und die neue verschmäht. Sie erschien mir im Vergleich zu glatt. Die Maschinerie kam hier schneller ins Laufen, man verdiente viel schneller Geld. Das Spiel raste nur so durch.

Eigentlich besser, möchte man meinen. Denn worin soll der Vorteil bestehen, systemimmanent einige Runden Stagnation zu durchleben? Hätte ich die 2004er-Version zuerst kennengelernt, wäre mir die 2001er- im Vergleich vielleicht unnötig behäbig erschienen. Aber so ist es nun mal, wenn man Fan eines Spiels geworden und sich intensiv in das Werk eingearbeitet hat: Man gewöhnt sich an die Ecken und Karten. Irgendwann liebt man auch die Ecken und Kanten. Und schließlich liebt man das Spiel gerade wegen seiner Ecken und Kanten.


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