Donnerstag, 6. Juni 2024

Vor 20 Jahren (138): Wie ich die Welt sehe

Wie ich die Welt sehe: Cover

„Am Ende des Regenbogens findest du …“

Das würde man doch gerne erfahren, nicht zuletzt um potenzielle Wanderrouten zu planen. Und gleich folgt die Auflösung. Nämlich indem meine Mitspieler:innen verdeckt eine ihrer Begriffskarten vorschlagen, um die Textlücke bestmöglich zu schließen. Sobald sich alle entschieden haben, mische ich, decke auf und lese vor.

Also, was finde ich am Ende des Regenbogens? „Das vollkommene Glück“? „Osterbier vom Fass“? „Geblümte Tapete“? „Hundekekse“? „Deutsche Touristen“? Ich muss diejenige Antwort auswählen, von der ich meine, dass sie am besten passt. Wer gewählt wird, gewinnt einen Punkt und wird in der nächsten Runde Entscheider:in.

Und was heißt nun „am besten passt“? Das bestimme ich, denn es geht ja um meine Weltsicht. Und ich kann verraten, dass ich mich bei WIE ICH DIE WELT SEHE (vor Urs Hostettler bei Fata Morgana und Abacusspiele) nahezu immer für etwas entschieden habe, das ich lustig fand.


Wie ich die Welt sehe: Karten

Und ich fand vieles lustig. WIE ICH DIE WELT SEHE hat meinen Humor unglaublich gut getroffen. Viel mehr als andere Spiele, die lustig sein sollten. Wobei ich einräumen muss: Wir haben es meist nicht ganz so streng nach Regeln gespielt. Die sehen vor, dass jeder gewonnene Punkt die Zahl der Handkarten verringert. Wodurch es leider – mangels Auswahl – Runde für Runde ein bisschen weniger witzig wird.

In der passenden Gruppe hätte ich WIE ICH DIE WELT SEHE damals jeden Tag spielen können. Und ich habe es in allen verfügbaren Tageszeitungen bejubelt, so gut ich konnte. Heute wissen wir: Meine Medienmacht war zu gering. WIE ICH DIE WELT SEHE ist leider nicht mehr am Markt.

Dass Menschen irrigerweise andere Dinge lustig und andere Spiele toll finden als ich, habe ich schon häufiger bemerkt. Hinzu kommt: Humor altert. Auch weil die im Spiel vorkommenden Begriffe altern und damalige Prominente nicht mehr prominent sind. Das zeigte sich, als ich WIE ICH DIE WELT SEHE zuletzt gespielt habe – und das ist auch schon wieder ein paar Jahre her. Es war nicht mehr so brüllwitzig wie in meiner verklärten Erinnerung. Aber bestimmt waren die Mitspieler:innen schuld.

Übrigens hat WIE ICH DIE WELT SEHE (möglicherweise) einen neuen Mechanismus etabliert: In die Antwortkarten wurde immer auch eine Störkarte vom Stapel mit hineingemischt. Die man tunlichst nicht auswählen sollte. Heute – KRAZY WORDZ, BELRATTI, SO KLEEVER etc. – ist das gängig. Aber auf Anhieb fällt mir kein älteres Spiel als WIE ICH DIE WELT SEHE ein, in dem das auch schon so gehandhabt wurde. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Und hier noch die 20 Jahre alte und unvergessene Antwort meines damaligen Mitspielers Ralph: „In der Not frisst der Teufel …“

„Fliegenfänger“!


8 Kommentare:

Marco Schanzer hat gesagt…

Schade ist eigentlich vor allem auch, dass viele Leute Cards against Humanity kennen, was ganz genau das gleiche ist, nur mit, wie ich finde, wesentlich abartigeren Begriffen und Aussagen.
Im Übrigen: Wusstest du, dass der Torero in der Arena neuerdings nicht mehr mit Stieren kämpft, sondern mir Blähungen? Eines unserer absoluten Highlights!

Anonym hat gesagt…

Kaum noch zu bekommen, diese kleine Perle. Wer es, wie ich, besitzt, gibt es nicht mehr her.

Matthias hat gesagt…

Doch, das Spiel gibt es noch (sogar in einer aktualisierten Fassung) im meinem bevorzugten Spielfachgeschäft, das eng mit dem Ursprungverlag verknüpft ist: https://fatamorgana.ch/fatamorgana/neuewelten

Micha A. hat gesagt…

Der vorletzte Absatz irritiert mich - wo wird denn bei "Krazy Wordz" ein Störkarte eingemischt, die man tunlichst nicht auswählen sollte?? Bei Code Names gibt es das, dass man im Falle der versehentlichen Auswahl der Störkarte sofort verloren hat. Aber bei Krazy Wordz bekomme ich halt lediglich keine Punkte, wenn ich falsche Zuordnungen treffe (wie in so vielen anderen Spielen auch).

Udo Bartsch hat gesagt…

Die Störkarten funktionieren in der Tat von Spiel zu Spiel etwas unterschiedlich. Ich wollte lediglich ausdrücken, dass solche Störkarten heute ein gängiger Mechanismus sind.

Anonym hat gesagt…

"wo wird denn bei "Krazy Wordz" ein Störkarte eingemischt?"

Ich wusste es auch nicht mehr und habe nachgeschaut, es ist in Punkt 5 im Spielverlauf.

Micha A. hat gesagt…

@Anonym: Schon klar, dass da ein paar Karten dazugemischt werden. Aber das sind ja keine "Störkarten die tunlichst nicht genommen werden sollten" in dem Sinne. Das sind ja eher falsche Antworten, so wie bei einem Quizspiel ja auch nicht nur eine einzige richtige Antwort auf den Karten steht. Klar sollte man die auch nicht wählen - weil es halt falsche Antworten sind. Aber unter einer "Störkarte, die tunlichst nicht genommen werden sollte" verstehe ich wie bereits geschrieben eher sowas wie bei Codenames die schwarze Karte - wenn ich die nehme, habe ich (bzw. mein Team) schlichtweg sofort verloren.

Ephraim hat gesagt…

@Micha A: Die eingemischten Karten stören und sollten möglichst nicht genommen werden. Wie man in diesem Satz eine Niederlagebedingung hineininterpretieren kann, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Auch der Quiz-Vergleich hinkt, denn hier wird (im Normalfall) keine falsche Karte eingemischt.

Nettes Spiel, aber nicht überragend. Damals hatten wir schon das sehr ähnliche und für uns unterhaltsamere "Der wahre Walter" vom selben Autor rauf und runter gespielt, allerdings mit selbst ausgedachten Sätzen (und Regeln?), das Originalspiel hatten wir nicht – lange Zeit wusste ich nicht, dass es hiervon eine kommerzielle Version gab.

Zu "Wie ich die Welt sehe": Wir waren uns alle einig, dass "7000 Rinder" eine Joker-Karte war. Zumindest in meiner Erinnerung wurde hier mit Abstand am meisten gelacht, völlig egal, wie der Satz lautete. Nostalgie!

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