BARBAROSSA UND DIE RÄTSELMEISTER, Spiel des Jahres 1988, ist ein Spiel mit einer sensationellen Geschichte. Gemeint ist nicht die Kyffhäusersage, die den thematischen Hintergrund bildet. Sondern die Veröffentlichungsgeschichte. Sie handelt von einem jungen Autor auf den Göttinger Spieleautorentagen, dessen Prototyp mit Knetgummi niemand beachtet. (Fast niemand.) Und sie handelt von einem Redakteur, der (später) das Potenzial erkennt und das Spiel unbedingt veröffentlichen möchte. Gegen alle Widerstände im Verlag. Und ohne ein Budget für die Grafik. (Man sieht es auch, wenn man genauer hinsieht.)
Diese Geschichte könnte ich erzählen, aber ich habe sie schon in mehreren Artikeln über Klaus Teuber und Reiner Müller erzählt. Deshalb erzähle ich eine andere, zugegebenermaßen nicht ganz so sensationelle Geschichte: die von BARBAROSSA und mir.
Sie beginnt Silvester 1988, als ich BARBAROSSA kennenlernte. Wir spielten mit mehreren Freunden ins Jahr 1989, es bildeten sich zwei Gruppen, und ich sah mich vor die Alternative gestellt: TRIVIAL PURSUIT oder BARBAROSSA UND DIE RÄTSELMEISTER? Ich traf die weitaus bessere, ich würde sogar sagen: die einzig mögliche Wahl.
Zehn Jahre später, Kosmos hatte BARBAROSSA in einer neuen Ausgabe herausgebracht. Nicht der letzte Versuch übrigens. Klaus Teuber veröffentlichte eine Version im Eigenverlag, später kam das Spiel noch mal in abgewandelter Form als KNÄTSEL. Den Evergreen-Status hat BARBAROSSA trotzdem nie erreicht.
Trotz überragender Originalität. Es war das erste Spiel, in dem ich einer Wertung begegnete, die es belohnt, wenn man ein weder zu leichtes noch zu schweres Rätsel gestellt hatte. Später gab es das abgewandelt zum Beispiel bei DIXIT oder auch bei LINQ. (Und anderen.)
Warum kein Evergreen? Wenn ich von mir selbst ausgehe, vermute ich, dass BARBAROSSA gleich zwei Hürden setzt, die viele nicht so leicht überspringen: Man muss Fantasie haben. Und man muss kneten. Ich jedenfalls habe schon bei DIXIT arge Probleme, mir einen guten Begriff auszudenken – ohne ihn dann auch noch formen zu müssen. Aus gutem Grund enthält KNÄTSEL eine Liste mit vorgeschlagenen Basteleien. Einfach für den Fall, dass Dödel wie ich mitspielen.
Aber was ich eigentlich schreiben wollte: Vor 20 Jahren spielte ausnahmsweise der Freund einer Mitspielerin mit, obwohl er Spielen gar nicht so sehr mochte und man ihm das beim Spielen auch ein bisschen anmerkte. Ein Spiel für sechs musste her. Wir spielten das neue BARBAROSSA.
Die Mitspielerin hatte die Rätsel ihres Freundes in null Komma nichts geknackt. Wir anderen saßen da und starrten ideenlos auf eine Kugel ohne besondere Eigenschaften und ein rautenförmiges Etwas. War das ein Salino? Ein Drachen? Ein Karo-Muster? Nicht vielleicht doch ein Salino? Nein. Nein. Nein. Alles falsch.
Was uns damals noch nicht so präsent war: Unser Mitspieler war Fußball-Fan. Folglich war die Kugel selbstverständlich der Ball. Und die Raute das Emblem seines Lieblingsvereins. Der HSV.
Dieser Aha-Effekt brannte sich bei mir ein. Von allen Rätseln, die mir jemals bei BARBAROSSA gestellt worden sind, ist mir einzig die HSV-Raute im Gedächtnis geblieben. (Der Ball ist mir erst beim Schreiben dieses Artikels wieder eingefallen.) So wird dieser Fußballverein in meiner Erinnerung weiterleben, selbst wenn er bald in die Niederungen der Unterklassigkeit abrutscht.
- Vor 20 Jahren (54): Doppelkopf
- Vor 20 Jahren (56): Ursuppe
4 Kommentare:
Ich denke auch, dass ein grund war, dass das Spiel zu viel Würfelei enthielt. In der Knätsel-Version wurde das Spiel so entschlackt, wie wir es eigentlich immer schon gespielt haben: Nur Kneten und Raten.
Vor 30 Jahren ;)
Vor 30 Jahren und vor 20 Jahren.
Ich war live dabei als der HSV sich am Wochenende eine Klatsche von FC Köln einfuhr. 400 km Zufahrt und ne Menge Euros. Da hätte ich mir lieber sämtliche Ausgaben Barbarossa kaufen sollen....
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