Das Auswahlkriterium für die kommenden Folgen dieser Serien wird sein: Welche Spiele von vor 20 Jahren besitze ich noch und welche nicht? Die, die ich besitze, tauchen hier auf. Peng! Ganz einfach. Ich mag solche Klarheit.
Weil ich allerdings teilweise pro Jahr weniger als zwölf Spiele behalten habe, werde ich mir in manchen Monaten etwas anderes ausdenken müssen. Aber das wird schon. Im Ausdenken bin ich ganz gut. Oder hat jemand geglaubt, dass sich tatsächlich alles immer so zugetragen hat, wie hier bislang beschrieben?
Auch andere Menschen besitzen kreative Energie. So hat sich Stefan Brück ausgedacht, dass es die Marke alea geben soll. Und Reiner Knizia schien damals der Hausautor zu werden, indem er nach dem ersten alea-Titel auch den dritten ablieferte. Ich rede von TADSCH MAHAL.
Ich will jetzt nicht dessen Regeln herunterbeten. Nur den Hauptmechanismus: Das Pokern finde ich heute noch toll. Reihum spielt man Karten aus und will im Moment des Aussteigens von möglichst vielen Symbolen die meisten daliegen haben. Problem: In jeder Runde muss ich mich für eine Kartenfarbe entscheiden. Habe ich mit Grün begonnen, muss ich, wenn ich nachlegen will, bei Grün bleiben.
Man tut dann natürlich so, als hätte man noch unendlich viel Grün auf der Flosse, und für die Konkurrenz wäre es ein aussichtsloses Unterfangen, noch weiter mitzubieten. Blöd aber, wenn die anderen gar nicht dran denken, einen Rückzieher zu machen. Und noch blöder, wenn das mit den grünen Karten ein substanzloser Bluff war und man nicht lange gegenhalten kann. In KARATE TOMATE hat Reiner Knizia diesen Mechanismus zuletzt noch einmal aufgegriffen, für meinen Geschmack jedoch etwas zu abgespeckt.
Aber zurück ins Frühjahr 2000, als die alea-Kartons gerade erst bei der Zahl drei ankamen. Als Außenstehender wusste man nach den doch recht verschiedenen Nummern eins und zwei (RA und CHINATOWN) noch nicht so recht, wohin es mit alea gehen sollte, zumal pikanter- und verwirrenderweise parallel TIKAL und TORRES unter dem Label Ravensburger erschienen. Die von nun an kommenden großen alea-Spiele brachten Klarheit: Es ging um Kennerspiele, auch wenn die damals noch nicht so hießen.
Und wie weiter oben schon erwähnt: Ich mag Klarheit. Vermutlich deshalb mag ich auch viele Spiele von Reiner Knizia. TADSCH MAHAL ist sogar schon eher eins seiner komplizierteren. Ich erinnere mich aber noch bestens, wie das damals, vor 20 Jahren, jemand spektakulär anders einschätzte: Eine Mitspielerin, nachdem ich alles erklärt hatte, stellte fest: „Ist ja nicht so schwierig! Wer fängt an?“ Und ich dachte: „Hoppla!“ Denn dies war die Spielerunde, die erst wenige Jahre zuvor gegründet worden war und in der wir anfangs einfache Kartenspiele mit offenen Blättern spielen mussten, damit alle die Mechanismen einüben konnten.
Aus dieser Runde kam nun also die Rückmeldung: TADSCH MAHAL? Pillepalle! Wahrscheinlich zum ersten Mal wurde mir hier bewusst, wie schnell aus Anfänger*innen Kennerspieler*innen werden können. Und ohne es zu beabsichtigen, habe ich jetzt wohl noch mal eine Herleitung geschrieben, warum der Verein Spiel des Jahres als dritten Hauptpreis das „Kennerspiel des Jahres“ einführte. Weil, was in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren auf breiter Basis geschah, aus Anfänger*innen ruckzuck Fortgeschrittene werden. Und auch die wollen in einem zunehmend unübersichtlichen Markt gerne etwas mehr – Klarheit!
Für TADSCH MAHAL kam der Preis zu spät. Aber immerhin den Deutschen Spielepreis gewann es.
- Vor 20 Jahren (86): High Society
3 Kommentare:
Hallo Udo,
Spiele von vor 20 Jahren, die noch im Regal stehen. Das finde ich eine super Idee und bin sehr gespannt. Tadsch Mahal ist bei mir auch noch im Schrank.
Ich spiele hauptsächlig aus dieser Zeit. Für mich muss es nicht immer neu sein.
Ich könnte: Puerto Rico, Caylus, Euphrat&Tigris oder Bohnanza im Regal vermuten?
Liebe Grüße
Jan
Die stehen tatsächlich alle im Regal, wurden aber lange nicht gespielt. Am längsten her ist es wohl bei Caylus.
Bei mir ist Tadsch Mahal auch noch im Schrank. Seit über 15 Jahren. Ungespielt.
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