Zur Geschichte vieler erfolgreicher Spiele wie etwa CATAN oder QWIXX gehört auch die Vorgeschichte, wie sie bei verschiedenen Verlagen abgeblitzt waren. Und wenn man so etwas erfährt, fasst man sich an dem Kopf und denkt: Unglaublich! Wie konnten diese Verlage nur so blind sein?
Zu CARCASSONNE gibt es eine solche Vorgeschichte meines Wissens nicht. Aber es gibt meine persönliche Geschichte, und die geht in eine ähnliche Richtung.
Ich lernte CARCASSONNE direkt bei Erscheinen in Essen kennen. Am Stand von Hans im Glück hatte ich Glück und durfte mich an einem der Spieletische dazusetzen. Mit zwei Fremden spielte ich meine allererste Partie CARCASSONNE.
Nach der Partie lautete unser gemeinsamer Tenor: Na ja … nicht schlecht ... aber auch nichts Umwerfendes. Einer meiner Mitspieler war – so erinnere ich mich – Ladenbesitzer und schätzte den Wert von CARCASSONNE für sein Sortiment skeptisch ein. Von Hans im Glück hätte er sich was für erfahrenere Spieler*innen erhofft. Ich genauso. Und ich fand auch den Titel sperrig: CARCA … was? Das konnte sich doch kein Mensch merken! Ich jedenfalls hatte noch nie von dieser angeblichen mittelalterlichen Stadt in einem unserer angeblichen Nachbarländer gehört.
Und jetzt dürfen sich alle an dem Kopf fassen und denken: Unglaublich! Wie kann man nur so blind sein? Okay, vom Bartsch hätte man kaum anderes erwartet – aber auch die anderen beiden!
Dass ich offenbar neben der Spur war, registrierte ich noch während der Messe. CARCASSONNE erreichte bei den Fairplay-Scouts einen traumhaften Notenschnitt von 1,96. Und ich so: Oh!
Was lerne ich daraus? Dass es wirklich gut wäre, wenn meine öffentlichen Spielerunden wieder stattfinden könnten! Zur Beurteilung eines Spiels, insbesondere eines Spiels mit breiter Zielgruppe, ist es wichtig, es an möglichst viele Menschen heranzutragen. Was CARCASSONNE auslösen kann, erkennt man nicht unbedingt, wenn man es – so wie wir damals – powergamermäßig runterzockt.
Und gewiss lässt man sich auch immer von Vorerfahrungen und Erwartungen leiten. Rund um das Jahr 2000 hatten mich einige Spiele von Hans im Glück enttäuscht. Neben Perlen waren gehäuft Spiele im Programm gewesen, die inzwischen berechtigterweise vergessen sind. Wer hätte noch aus dem Kopf gewusst, dass 1999 in Essen DOLCE VITA, WILLI und T-REX erschienen waren? Und 2000 gemeinsam mit CARCASSONNE STÖRTEBEKER und ATTILA?
Wie also hätte man als voreingenommener Spieleskeptiker ahnen sollen, dass inmitten dieser kurzlebigen ATTILAs und WILLIs und STÖRTEBEKERs ein Spiel für die Ewigkeit zu finden sein würde? Und dann auch noch ausgerechnet dieses CARCA…sagnochmalwiewardas, bei dem schon aufgrund seines Namens jegliches Klassikerpotenzial ausgeschlossen war.
- Vor 20 Jahren (93): Klondike
- Vor 20 Jahren (95): Der Garten des Sonnenkönigs
2 Kommentare:
Hallo,
mir ist die Anekdote bekannt, dass Carcassonne fast ein alea-Titel geworden wäre. Stefan Brück hat sein Interesse einen Tag zu spät bekundet.
Man stelle sich vor, CC wäre bei alea veröffentlicht worden. Dann hätte sich Brück immer sehr gute Illustratoren leisten können und die Pappstärke wäre mindesten die doppelte gewesen.
Aber - was alles hätte HiG nicht veröffentlichen können?
Liebe Grüße Nils
Dass Attila so wenig Liebe bekommt, liegt meines Erachtens an der visuellen Ausführung. Es ist eines meiner meist gespielten Spiele. Habe es 2001/2002 im Ausverkauf entdeckt und schätze es seitdem sehr. Es müsste eine Neuauflage her, die sich acht Farben leistet (Spieler und Völker unterschiedlich), die die Sonderplättchen zu Handkarten macht und vielleicht das Spielfeld etwas enger...
Das wäre schön!
Carcassonne: selten gespielt, verstehe dass es zugänglich und gut ist, aber reizt mich noch immer nicht.
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