Freitag, 6. November 2020

The Castles of Tuscany

Wie geht THE CASTLES OF TUSCANY? DIE BURGEN VON BURGUND kompakter und minus die Würfel: Wieder bauen wir mit Sechseckplättchen unsere Landschaften voll. Wieder gibt es verschiedenfarbige Untergründe. Wieder muss farblich passend gebaut werden. Wieder müssen wir die Plättchen erst nehmen und einlagern. Und danach dürfen wir sie bauen.
Das Nehmen ist jetzt aber viel einfacher: Man nimmt einfach und hat dabei die Wahl zwischen acht ausliegenden Teilen. Fürs Bauen bezahlen wir Karten, zwei Stück in der passenden Farbe. Notfalls ersetzt ein beliebiges Farbpaar jede gewünschte andere Karte. Und weil man offensichtlich Karten braucht, ist Karten vom Stapel nachzuziehen die dritte und letzte Zugmöglichkeit.
Wie bei DIE BURGEN VON BURGUND geht es darum, möglichst schnell Gebiete und Farben zu komplettieren, außerdem löst jedes gebaute Teil einen Soforteffekt aus. Beispielsweise bekomme ich einen Plättchenjoker oder einen Kartenjoker, oder eine zufällig gezogene Glückskarte sagt mir, was ich bekomme.
Dreimal im Spiel (nachdem jemand sein siebtes bzw. vierzehntes bzw. einundzwanzigstes Teil genommen hat) und oft früher, als einigen lieb ist, werden alle bis dahin gesammelten Punkte aufs Konto übertragen. Was man vor der ersten Wertung ansammeln konnte, zählt somit dreifach, weil es dreimal übertragen wird. Punkte aus dem Mittelspiel zählen doppelt, die im Endspiel einfach.


Was passiert? THE CASTLES OF TUSCANY ist ein Wettrennen. Bauen bringt Spielvorteile. Also will ich schnell und viel bauen. Ich will Farben als Erster abschließen, ich will frühe Punkte.
Bestimmte Farben sind wegen ihrer Boni beliebter als andere. Dunkelgrüne Kastelle erlauben, gleich noch ein Teil kostenlos und direkt vom Markt einzubauen. Graue Steinbrüche genehmigen einen Extrazug, rote Städte bringen eins von fünf verschiedenen Bonusplättchen.
Diese Plättchen sind im Vergleich zu DIE BURGEN VON BURGUND das wesentlich neue Element. Welche man in welcher Reihenfolge nimmt, ist eine entscheidende Frage. Beispielsweise könnte mein Bonus darin bestehen, dass ich bei Steinbrüchen noch einen Extrazug mehr bekomme. Oder ich könnte einen zusätzlichen Ablageplatz für Plättchen erschaffen, um mir so auch mal ein Teil für die Zukunft bereitzulegen, ohne es sofort bauen zu müssen.

Übrigens starten wir auch schon mit einem Bonusplättchen, und in meinen Runden ist eindeutig dasjenige am beliebtesten, das erlaubt, eine Karte mehr zu ziehen, wenn man denn Karten zieht. Ich habe viele Partien gebraucht, bis ich mal ohne dieses Plättchen gewinnen konnte. Inzwischen ist das mir sogar mehrfach gelungen, trotzdem halte auch ich diesen Bonus für den erfolgversprechendsten.
Warum? Im Regelfall ist die fünf Karten umfassende Starthand wenig aussagekräftig. Wer nur Einzelkarten hat, wird sowieso erst mal nachziehen müssen. Und wenn man wiederholt drei statt zwei Karten bekommt, ist die Chance, dass sich bald irgendwas ergibt, deutlich höher. Viele andere Bonusplättchen schütten erst aus, wenn ich ein Teil einer bestimmten Farbe baue. Diese Ausschüttung kann zwar sehr stark sein. Aber wann und wie schnell ich die erforderlichen Teile bauen werde, ist ungewiss.


Was taugt es? Ich habe eine ganze Weile mit THE CASTLES OF TUSCANY gehadert. Wenn man zu Spielbeginn die Wahl zwischen fünf Plättchen hat, sollte es wirklich eine Wahl sein. Und wenn alle am Tisch den Eindruck haben, ein ganz bestimmtes Plättchen sei das beste, verschenkt das Spiel Potenzial, auch wenn für jede*n ein solches Plättchen da ist.
Tatsächlich ist es der allgegenwärtige Glücksfaktor, der mich schlussendlich versöhnt. Wer unpassend nachzieht, wird trotz Kartenzieh-Plättchen nicht gewinnen. Und ähnlich desaströs wirkt es sich aus, wenn im Markt nicht die Plättchen auftauchen wollen, die man benötigt.
Manchmal kann es also frustrierend sein. Doch überwiegend fühlt sich THE CASTLES OF TUSCANY konstruktiv an. Wir bauen, wir wachsen, wir kassieren ständig Belohnungen. Wir machen uns nichts gegenseitig kaputt, sind durch die Wettlauf-Elemente trotzdem eng miteinander in Konkurrenz. Um Farben als Erster abschließen zu können und Wertungen nicht zu verschlafen, muss ich sehr darauf achten, was die Mitspieler*innen so treiben.
Trotz der Zufallselemente bietet das Spiel auch genügend Raum, um planvoll zu agieren. Dass jedes gebaute Teil eine Belohnung bringt, deren Art wiederum von der Farbe abhängt, empfinde ich als größte Stärke des Spiels. Es bietet hier auch genügend Varianz, ohne dass es ausufert. Welche Farbe welchen Effekt bewirkt, hat man dank der Darstellung auf den Tableaus schnell drauf.
Letztlich gilt dasselbe wie bei AEON’S END: Ein Spiel, das ich so häufig spiele, an dem ich mich derart reibe und so viel damit herumexperimentiere, ist offensichtlich wohl doch „reizvoll“, auch wenn mir einiges missfällt. Neben dem fragwürdigen Kartenzieh-Plättchen betrifft dies auch die Optik. Vielen Spieler*innen bereitet die Zuordnung der grauen und beigen Karten zu den entsprechenden Plättchen Probleme.


***** reizvoll

THE CASTLES OF TUSCANY von Stefan Feld für zwei bis vier Spieler*innen, alea.

2 Kommentare:

Markus hat gesagt…

Aber, aber,.... wo ist die Einleitung???

Der Siedler hat gesagt…

Das wäre zum Beispiel eine schöne gewesen!

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