Seit ich die neuen Pillen bekomme, fühle ich mich viel euphorischer. Juhu, das muss gefeiert werden! Deshalb lasse ich mich total gehen und haue zum zweiten Mal binnen acht Tagen die Note „außerordentlich“ raus. Leute, das ist crazy, das ist mad, das ist voll abgedreht! Um mich so etwas zu trauen, musste ich erst über 40 Jahre alt werden.
Wie geht KINGDOM BUILDER? Wir bauen Häuser, pro Spielzug drei. Eine Geländekarte gibt vor, in welcher der fünf besiedelbaren Landschaften die Häuser untergebracht werden müssen. Außerdem muss ich, wenn möglich, angrenzend bauen an das, was ich schon habe. Nur wenn das nicht möglich ist, darf ich eine neue Ansiedlung beginnen – aber trotzdem in der vorgeschriebenen Landschaft. Baue ich neben einem Ortsfeld, auf dem Plättchen liegen, erhalte ich eins dieser Plättchen, das mir für den Rest des Spiels eine Sonderaktion einräumt. Ich darf jetzt zum Beispiel weitere Häuser einsetzen oder vorhandene Häuser verschieben. Besitze ich mehrere Plättchen, habe ich pro Spielzug mehrere Sonderaktionen.
Ziel meiner Bemühungen sind Punkte. Grundsätzlich punktet jedes Burgfeld, an das ich angrenze. Zufällige drei von insgesamt zehn Aufgabenkarten bestimmen weitere Bedingungen. Sie werden zu Beginn der Partie gezogen, offen ausgelegt und besagen beispielsweise, dass jedes Haus neben einem Gewässer punktet. Oder jede voneinander abgegrenzte Siedlung. Oder Mehrheiten auf den Spielplan-Segmenten.
Was passiert? Weil man für seinen Zug nur eine einzige Geländekarte bekommt, also keine Auswahl hat, und weil angrenzend gebaut werden muss, ergeben sich Zwänge. Manche Züge sind vorgegeben. Es gibt passende und unpassende Geländekarten. Als unpassend erweist es sich meist, mehrmals in Folge dasselbe Gelände zu erwischen.
Die Kunst bei KINGDOM BUILDER besteht darin, Zwängen möglichst auszuweichen und sich so auszubreiten, dass man flexibel bleibt. KINGDOM BUILDER erfordert, den variablen Spielplan zu lesen und abzuschätzen, welche Standorte aussichtsreich erscheinen und welche Plättchen im Hinblick auf die Punkt-Bedingungen weiterhelfen.
Dass die gezogene Geländekarte die Möglichkeiten einschränkt, empfinde ich nicht als Manko. Sondern im Gegenteil als Stärke des Spiels. Die Kombination aus Karte plus Plättchen-Funktionen schafft genügend Anlass zum Tüfteln. Noch mehr Möglichkeiten würden KINGDOM BUILDER in eine Denkorgie ausarten lassen. So aber ist es in einer halben Stunde gespielt, absolut nicht banal und schreit nach Wiederholung.
Was taugt es? Der Einstieg in KINGDOM BUILDER ist eher holprig: Weil die Platzierung des allerersten Hauses bereits vorentscheidenden Charakter hat, können Anfänger schlimme Fehler machen, in eine üble Kette von Zwängen geraten und dies dem Spiel anlasten. KINGDOM BUILDER zeigt sein Potenzial nicht sofort.
Auch redaktionelle und grafische Aufbereitung legen unnötig Steine in den Weg: Auf dem Spielplan sind zahlreiche Brücken eingezeichnet, die keine Bedeutung haben, aber ständig zu Nachfragen führen. Dass Siegpunkte „Gold“ heißen und die Häuser „Siedlungen“ und die Siedlungen „Siedlungsgebiete“ halte ich nicht für optimal. Ich hätte mir eine optische Erinnerungsstütze für die permanent gültige Burgen-Wertungsregel gewünscht. Und auf den Aufgabenkarten hätte ich Grafik statt Text bevorzugt. Ach, und die Wertungs-Skala ist ziemlich hässlich. Aber das sind Äußerlichkeiten. Mit seiner Kombination aus 1. Tiefe trotz Einfachheit, 2. Herausforderung durch Zufallsfaktor und Variabilität, 3. großer Spannung und 4. einer schnellen Lernkurve entfaltet KINGDOM BUILDER eine tolle Sogwirkung.
KINGDOM BUILDER von Donald X. Vaccarino für zwei bis vier Spieler, Queen Games.
Sonntag, 1. April 2012
Kingdom Builder
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****** außerordentlich
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7 Kommentare:
Tja, heute ist der 1. April, Udo...
Ich bin drauf reingefallen - aber auch, weil Udo Kingdom Builder schon dreimal in seinen monatlichen "gern gespielt"-Listen hatte und auch dort nicht mit Lob gegeizt hat. Könnte es also eher sein, dass sich Udo selbst reingelegt hat und einfach mal das Datum vergessen hat? Bin gespannt!
@Jan: Du hast Recht, Jan, guter Hinweis: Jetzt bin ich aber auch mal gespannt. Morgen ist der Tag der Wahrheit. Vielleicht erträgt man die Wahrheit nur, wenn man sich auch ein paar Pillchen einwirft...
War wohl ernst gemeint....;)
Mist, mit Hilfe von Karten Gebäude auf einen Spielplan zu setzen, die Idee hatte ich auch schon mal!
Tja, scheint ernst gemeint zu sein ...
Sieht Udo so aus, als würder er Scherze machen? Hallo?
Er bringt gnadenlosen Enthüllungsjournalismus... er deckt sogar seine schmutzige Wäsche aus Essen auf...
Ne von so einer finsteren Gestalt ist kein Humor zu erwarten.
*** Außer-ordentlich
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