Mittwoch, 15. Juli 2015

Queen’s Architect

Hurra, Bernd S. hat heute Geburtstag! Herzlichen Glückwunsch und alles Gute! Aber Bernd wird das hier gar nicht lesen, weil er überhaupt nicht weiß, dass es dieses Blog gibt. Was natürlich höchst bedauerlich ist, gerade vor dem Hintergrund, dass...
Aber nein, mehr dazu dann erst in etwa einem Jahr in der Rubrik „Vor 20 Jahren“. (Höhö. Wie man sieht, hat REZENSIONEN FÜR MILLIONEN die Trailer-Funktion der Einleitung entdeckt.)

Wie geht QUEEN’S ARCHITECT? Wir wollen den Palast der Königin bauen. Um uns dessen als würdig zu erweisen, müssen wir mit anderen Bauten vorab Ruhm sammeln. Oben auf der Anerkennungs-Skala angekommen, müssen wir in die Hauptstadt eilen und einen Handwerkertrupp im Wert von mindestens 15 Punkten mitbringen.
Für einen Schritt auf der Skala brauche ich vier bis neun Punkte (das ist variabel und wird zu Spielbeginn ausgelost). Eine Bau-Aktion kann bis zu 20 Punkte bringen. Ich darf mehrere Schritte gleichzeitig aufsteigen. Für überschüssige Punkte, die ich nicht in Schritte umwandeln kann oder will, erhalte ich Schuldscheine, die sich über Umwege zu Geld machen lassen.
Geld ist nötig, um Handwerker anzuwerben. Die allerdings haben eine begrenzte Lebensdauer und machen normalerweise höchstens sechs Einsätze mit. Besuche im Wirtshaus päppeln die erschlafften Schergen auf, aber auch das kostet schon wieder. Und Geld benötigen wir obendrein noch fürs Reisen.
Jeder Spieler hat ein Aktionsrondell und wählt seine Handlungen, indem er mit seiner Figur zum entsprechenden Feld zieht. Maximal drei Schritte weit. Es geht also nicht immer alles. Und schon gar nicht dieselbe Aktion zwei Mal hintereinander.
Gebaut wird so: Ich weise die in der Stadt erforderlichen Handwerker-Sorten vor, addiere die aktuellen Werte meiner gesamten (!) Handwerker, gehe auf der Skala voran und drehe alle Handwerker (es sind Sechseck-Plättchen) um eine Position in Richtung Ruhestand. Dadurch verändern sich ihre Werte, allerdings nicht zwangsläufig zum Negativen.
Eine Alternative zum Bauen ist Reparieren. Dazu verwende und drehe ich nur bis zu drei meiner Handwerker und addiere ihre Reparaturwerte. So kann ich auf maximal neun Punkte kommen.

Was passiert? Die Gestaltung der Handwerker als Sechseck-Plättchen ruft ungeahnte Probleme hervor: Viele meiner Mitspieler haben Schwierigkeiten, die Plättchen korrekt an den Aktionsstern anzulegen und richtig herum zu drehen. Manche Spieler müssen auch probehalber drehen, um nachvollziehen zu können, wie sich die Werte der Handwerker nach einer Bau-Aktion verändern werden. Dass die Handwerker obendrein einen Wert für Reparaturen besitzen, verwirrt zusätzlich, und so startet das Spiel von Anfang an holprig und hakelig.
Bei aller Abspeckung, die QUEEN’S ARCHITECT im Laufe seiner Entwicklung erfahren haben mag: Es enthält immer noch zu viele Kanten und Sonderregeln. Diverse Kleinigkeiten werden häufig übersehen oder vergessen (Preismarker verschieben, keinen Handwerker doppelt besitzen, Geldsack-Symbole).
Die Reparatur-Aktion erweist sich als überraschend stark. Sie erfordert kein Reisen und verbraucht weniger Handwerker als das Bauen. Sofern es beim Bauen nicht gerade für mehrere Skalen-Aufstiege reicht, ist das Reparieren meist die bessere Wahl. Und wenn man das erst mal kapiert, fragt man sich, warum der Spielplan so groß ist und so viele Bauorte hat. (In meiner letzten Partie habe ich drei Schritte durch Reparieren und je zwei Mal drei Schritte durch Bauen gemacht. 16 der 18 Orte waren für mich also – außer zum Durchreisen – bedeutungslos.)

Was taugt es? QUEEN’S ARCHITECT ist ein Optimierspiel, bei dem es aufs Tempo ankommt. Zwar bringt mich jede Aktion voran, aber jede Aktion kostet auch Zeit, weshalb ich Aktionen mit nur geringem Nutzen strikt vermeiden sollte.
Die Spieler interagieren kaum. Jeder tüftelt vor sich hin und versucht, ein paar Prozente herauszuholen, indem er seine Handwerker so arrangiert, dass sie im richtigen Moment die besten Werte haben.
In diesem durch und durch auf Berechnung beruhenden Ablauf gibt es einen krachenden Glücksfaktor: Taucht eine Handwerkersorte am Markt lange nicht auf, werden Spieler, denen dieser Handwerker fehlt, zu Notaktionen gezwungen. Die so verlorene Zeit lässt sich schwer wieder aufholen.
Die Konzeption des Spiels als Wettrennen und die Idee, dass Handwerker altern und in ihrer Leistungsfähigkeit schwanken, gefallen mir. Die guten Ansätze bleiben spielmechanisch und redaktionell allerdings unvollendet.

QUEEN’S ARCHITECT von Volker Schächtele für zwei bis vier Spieler, Queen Games.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schade, das Thema und das hübsche Material (sehr schöner Spielplan) hätten mir eigentlich gut gefallen. Danke für die Rezension! :)
SpaceTrucker

Anonym hat gesagt…

Dankeschön lieber Udo! Und ob ich dieses Blog kenne. Ab und zu gucke ich sogar rein. Nur eben nicht an meinem Geburtstag...

Bernd S.

Anonym hat gesagt…

Ich finde das Spiel eigentlich sehr schön, allerdings habe ich das Gefühl, dass das Reparieren zu stark ist und damit das eigentlich gewollte Bauen zum Erzielen von Anerkennungspunkten nur marginal betrieben werden muss um siegreich zu sein.
Ist das eine Regelschwäche?
Wir haben schon überlegt, ob man das Reparieren nicht einfach schwächer macht (max 2 statt 3 Handwerker), um dies auszugleichen. Hat jemand Erfahrun damit?
Michael

Paddy hat gesagt…

Hallo Michael
Das Reparieren kann eine starke Strategie sein. Allerdings müssen dann auch sämtliche Plättchen gut liegen (passende Arbeiter mit hohen Reparaturwerten, tiefere Anerkennungspunkte). So generell würde deine These also nicht unterschreiben. Aber Queen's Architect ist für mich ein Spiel, das sehr unterschiedliche Vorgaben liefert, die man erst "lesen" muss, um sein Spiel danach auszurichten.
Das Reparieren beschleunigt auf jeden Fall eine Partie und setzt die Mitspieler unter Druck.

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