Spielregeln...!
Könnte ich davon ausgehen, dass alle Blog-Leser die Spielregeln von COMUNI am eigenen Leibe erfahren haben, genügte als Einleitung bereits dieses eine Wort. Alle würden nun zumindest beifällig nicken, vielleicht noch resigniert „ja, ja...“ vor sich hinmurmeln oder gar zornig den Zeigefinger wedeln und mit Schaum vor dem Mund schlimme Schimpfwörter brüllen.
Leider kann ich nicht von diesem allgemeinen Erfahrungsschatz ausgehen, also muss ich den Zeigefinger-mit-Schaum-Job wohl selber machen. Bitte sehr: (fuchtel, fuchtel) Argh! Grmmpf! Hrrx!
Nicht nur, dass die Anleitung manche Fragen unbeantwortet lässt und der englische dem deutschen Regeltext widerspricht: Hinzu kommt, dass im Netz mehrere verschiedene Auslegungen kursieren; angeblich alle autorisiert. Was mich zu der Vermutung führt, dass offenbar jeder der vier Autoren nach anderen Regeln spielt. Argh! Grmmpf! Hrrx!
Wie geht COMUNI? Zu allererst ist COMUNI ein Kartensammelspiel. Karten gibt es in vier Sorten. Im Hinblick auf die Schlusswertung sollte man sie gleichmäßig sammeln, im Spielverlauf jedoch bringt es Vorteile, in einer Sorte mehr zu haben als die anderen. Während man eine Sammlung mit jeder beliebigen Farbkarte eröffnen kann, wird die Luft danach immer dünner. Die zweite Karte einer Sorte muss mindestens den Wert zwei besitzen, die dritte den Wert drei... und natürlich sind hohe Zahlen seltener.
Zweitens geht es bei COMUNI um Ressourcen. Wer eine Farbsammlung erweitert, aktiviert damit diese Farbe und kann einen späteren Spielzug dazu verwenden, um Pöppel in allen aktivierten Farben einzukassieren. Je größer die Kartensammlung, desto mehr Pöppel. Die Farben werden so allerdings wieder deaktiviert.
Die Pöppel bringen für das weitere Spiel Vergünstigungen. Gelbe dienen als Gebote auf ausliegende Kartenpakete, weiße erlauben, Karten trotz zu niedriger Zahlenwerte in die Sammlung zu spielen, schwarze helfen bei Invasionen.
Invasionen...? Si. Denn COMUNI hat drittens auch ganz viel mit Timing zu tun. Immer wenn einer der vier Kartenstapel aufgebraucht ist, kommen böse Menschen und wollen was kaputt machen. Wer zu diesem Zeitpunkt auf der Siegpunktleiste vorn liegt oder wer wenige Ressourcen besitzt, hat ein ausgeprägtes Problem.
Was passiert? Obwohl es so klingt, als passiere wahnsinnig viel, passiert genau das nicht. Gehässig gesagt, ist COMUNI eine material- und regelintensive Form, um binnen 90 Minuten rund zwanzig Karten zu erwerben und auszuspielen.
Die Entscheidungen sind trotz verzahnter Mechanismen meist sehr reduziert und gut auf den Punkt gebracht. Was aber Zeit frisst, ist Verwaltung: Klötzchen nehmen, Klötzchen abgeben, Kampfstärke ermitteln, Schadensmarker nehmen, Schadensmarker abbezahlen, Karten nehmen, Karten nachfüllen...
Was taugt es? Wahrscheinlich vertrete ich mal wieder eine Außenseitermeinung (deshalb heißt das Blog in weiser Voraussicht ja auch ganz bescheiden REZENSIONEN FÜR MILLIONEN und nicht etwa REZENSIONEN FÜR MILLIARDEN)... aber: Obwohl COMUNI gleich mehrere außergewöhnliche und interessante Mechanismen enthält, fühlen sich die Partien für mich niemals atmosphärisch dicht an. Die Elemente sind sauber aneinander montiert, kommen aber nicht in einen Fluss. Es gibt noch bessere Spiele in diesem Segment.
COMUNI von Autorengruppe Acchittocca für zwei bis fünf Spieler, Tenki Games.
54 % der Leser dieser Rezension lasen auch: Vineta
48 % lasen: Deukalion
1 % lasen: Finito