Wer ein ungewöhnliches Spiel veröffentlicht... hat selber Schuld?! Die erbärmliche Zahl von gerade mal 33 Bewertungen bei Boardgamegeek lässt darauf schließen, dass PROFESSOR PÜNSCHGE den harten Kern der Szene nicht erreicht hat. Der wahre Spieler spielt nämlich lieber das, was er schon kennt.
Wie geht PROFESSOR PÜNSCHGE? Falsche Frage. Korrekt muss es heißen: Wo geht Professor Pünschge? Welche Felder betritt er und welche nicht? Das herauszufinden ist das Spiel.
Der Laufweg zeigt Felder in verschiedenen Farben und Formen und mit unterschiedlichen Motiven. Die Felder liegen auf der Geraden oder in der Kurve, in abwechselnden Landschaften und tragen Nummern. - Lauter Merkmale also, und die Spieler haben keinen blassen Schimmer, welches diesmal das entscheidende ist.
Nur einer ist schlauer. Er hat eine Rätsel-Karte gezogen und einen der drei dort vorgeschlagenen Codes ausgewählt, beispielsweise: „alle Mond-Felder, auf denen sich genau zwei Symbole befinden“. Die restlichen Mitspieler tasten sich als Rateteam an die Lösung heran. Sie stellen Pünschge probeweise auf ein Feld und erfahren nun, ob richtig oder falsch. Es folgen Diskussionen, Spekulationen, Thesen, Antithesen, Prothesen und schließlich ein neuer Rateversuch. Je weniger Fehltritte die Gruppe macht, desto besser.
Was passiert? Während der ersten Züge ist es schlichtweg Raterei. Gemeinerweise verrät einem das Spiel auch nicht, ob das Rätsel mit den bisherigen Informationen schon lösbar ist oder nicht. So bleibt Annette, Marianne, Guido und Hans kaum eine andere Wahl als sich an irgendwelchen Theorien entlang zu hangeln, und sobald die Theorie widerlegt ist, etwas Neues zu ersinnen.
Genau diese Stelle ist auch die schönste im Spiel: Man wähnt sich seiner Sache sicher, bereits die Hälfte des Parcours ist geschafft, die letzten Felder waren allesamt richtig. Alles passt, alles ergibt einen Sinn. Und plötzlich: "Falsch!" – Häh?!?!
Dass man diskutiert, dass man gemeinsam hofft und bangt, dass jeder seine Ideen einbringt: Diese Merkmale sollte jedes kooperatives Spiel besitzen. PROFESSOR PÜNSCHGE jedoch setzt noch eins drauf: Es vermag zu verblüffen. Immer mal wieder werden die Spieler gezwungen, sicher geglaubte Annahmen zu hinterfragen.
Was taugt es? PROFESSOR PÜNSCHGE scheint also das Potenzial eines ganz außerordentliches Spieles zu besitzen... wäre da nicht die Punktwertung. Damit die Gruppe nicht humorlos Feld für Feld durchprobiert, muss irgendeine Form von Wettbewerb her. Die vorgesehene Regel (nicht in dieser Rezension enthalten) erfüllt diesen Zweck jedoch äußerst notdürftig.
Und noch eine Kleinigkeit: Es mag mein persönlicher Geschmack sein, aber Aufgaben der Art „2 Felder falsch, 3 Felder richtig (in Wiederholung)“ oder „2 Felder richtig, 3 Felder falsch (in Wiederholung)“ oder „3 Felder richtig, 4 Felder falsch (in Wiederholung)“ empfinde ich als willkürlich und somit absolut demotivierend. Vor allem, weil sie in der Kategorie „einfach“ eingeordnet sind und so die nicht gerade reichlich gesäten Freiwilligen zusätzlich abschrecken.
PROFESSOR PÜNSCHGE von Klaus Zoch für zwei bis sieben Spieler, Zoch.