Kann man es anfassen? - Nein.
Ist es vom Menschen gemacht? - Ja.
Von einem bestimmten Menschen? - Ja.
Ein Mann? - Ja.
Deutscher? - Ja.
Gibt es das nur einmal? - Ja.
Ist es … öhm, vielleicht ein Blog? - Ja.
Verdient der Mann damit Millionen? - Fragezeichen.
Wie geht WERWÖRTER? Wir raten das Zauberwort. Na ja, nicht wir alle. Denn einige (Werwolf, Seherin, Bürgermeister) kennen das Wort bereits und tun allenfalls so, als würden sie raten. Und zumindest einer (der Werwolf) will gar nicht, dass es erraten wird. Aber vordergründig raten wir, denn die Rollen sind (mit Ausnahme des Bürgermeisters) geheim.
Ohne festgelegte Spielreihenfolge stellen alle Spieler Fragen zum Wort, die der Bürgermeister mit „Ja“-, „Nein“- und „?“-Chips beantwortet. Ist das Wort nach vier Minuten erraten, gewinnt die Dorfgemeinschaft – außer der Werwolf enttarnt die Seherin. Ist das Wort nach vier Minuten nicht erraten, gewinnt der Werwolf – außer die Mehrheit der Spieler tippt richtig, werWolf ist.
Was passiert? WERWÖRTER wird sehr gut von einer App moderiert (es geht auch ohne App, aber mit ist besser). Sie gibt dem Bürgermeister mehrere Zauberwörter zur Auswahl, sagt, wer wann die Augen zumachen soll oder aufs Display gucken darf, und misst die Zeit. Sie unterstützt die Spieler, ohne vom Spiel abzulenken. Perfekt.
Geraten werden (in der mittleren Schwierigkeitsstufe) Wörter wie „Buchhandlung“, „Jazz“ oder „Werder Bremen“. Darauf kommt man nicht so ohne Weiteres, vor allem nicht, wenn die Gruppe so unkoordiniert herumrät, wie Gruppen es üblicherweise tun. Zum Glück gibt es die Seherin, die den verwirrten Mob mit schlauen Fragen in die richtige Richtung lenken kann. Oder das Wort sogar selber „errät“.
Natürlich sollte sie dabei möglichst unauffällig vorgehen. Denn der Werwolf hört genau hin: Wer hat hier überraschende Geistesblitze? Wer gibt entscheidende Impulse? Bemerkt ein Werwolf, dass die Dorfgemeinschaft sich vergaloppiert, wird er mit doofen Fragen gerne mithelfen, dass sich das Rumgerate noch mehr festfährt. Oder er fragt einfach nur sehr, sehr viel und verbraucht dabei Chips. Denn sobald der Bürgermeister blank ist, war’s das ebenfalls.
WERWÖRTER initiiert vier sehr spannende, intensive und höchst interaktive Minuten. Die Auflösungen sind oft überraschend: Die Spielerin, die bei „Vene“ schon zu Anfang gefragt hat: „Kann es bluten?“, ist tatsächlich Dorfbewohner und nicht Seherin? Der Bürgermeister, der bei „Clown“ so antwortete, dass alle dachten, es handle sich um einen Streetworker in sozialen Brennpunkten, ist nicht Werwolf?
Genau: Der Bürgermeister ist nicht nur Bürgermeister, sondern im Nebenberuf auch noch Dorfbewohner, Seherin oder Werwolf. Für Anfänger kompliziert dies das Spiel. Auch ein Start in Runden zu dritt oder viert kann unglücklich verlaufen, weil viele am Tisch oder gar alle das Lösungswort kennen und die „Raterunde“ in dieser Konstellation mehr Können erfordert.
Was taugt es? In WERWÖRTER ist das Wörterraten nicht der Selbstzweck. Die eingewobene Meta-Ebene hebt das Spiel von anderen ab: Wer macht beim Raten was? Wer ist verdächtig still, wer verhält sich teamfeindlich, und macht er das wohl absichtlich oder entspricht das bloß seinem Charakter?
Im Vergleich zu üblichen WERWOLF-Szenarien besitzt WERWÖRTER den schönen Vorteil, dass eine Runde nur wenige Minuten dauert, dass niemand ausscheidet und dass es statt Rascheln oder Antipathie valide Argumente gibt, um jemanden als Werwolf zu verdächtigen. Diese Vorteile besaß auch schon WERWÖLFE VOLLMONDNACHT, aber WERWÖRTER setzt noch einen obendrauf, indem hier niemand die Initiative ergreifen muss, damit das Spiel abgeht. Durch die gemeinsame Rateaufgabe geschieht dies von ganz allein.
****** außerordentlich
WERWÖRTER von Ted Alspach für drei bis zehn Spieler, Ravensburger.