Nennt mich ein Weichei, aber ich gehe trotzdem nicht davon aus, die Rubrik „Vor 20 Jahren“ noch bis ins Jahr 2032 fortzuführen. Deshalb verwurste ich meine spielerische Erinnerung an POTZBLITZ schon jetzt.
Es war Ende Dezember 2012: Das Filmteam von Spiel des Jahres hatte sich angekündigt. Und ich hatte gerade ganz frisch POTZBLITZ bekommen und dachte, das passt bestimmt prima. Tatsächlich: Meine Mitspieler erwiesen sich als kein bisschen scheu; vor laufender Kamera wurde gealbert, gelacht, Mätzchen gemacht. Und ich dachte noch während der Partie: Hey, wir kommen toll rüber!
Doch offenbar passte unsere Geschwindigkeit nicht zum restlichen Film und die wilden POTZBLITZ-Szenen fielen dem Schnitt zum Opfer. Besonders hart traf es Andy, unseren Gastgeber, von dem nur einmal kurz die Schulter zu sehen ist. Wer sie mal sehen möchte:
hier bei YouTube (Minute 2:22 bis 2:28).
Wie geht POTZBLITZ? POTZBLITZ ist ein Hektik-Würfelspiel. Pro Runde liegen Aufgabenkarten aus, eine weniger als Spieler teilnehmen. Den Aufgaben sind Punkte von +1 bis -1 zugeordnet. Alle Spieler würfeln gleichzeitig, so schnell und so oft sie können, legen raus, nehmen wieder rein, und jeder versucht dabei, mit seinen drei Würfeln die geforderte Kombination zu erzielen, um eine der Aufgaben zu erfüllen. Schafft er dies, klatscht er seine Abdeckkarte drauf. Dadurch ist die Aufgabe für andere Spieler gesperrt.
Natürlich sind jene Aufgaben unattraktiv, die nichts oder sogar einen Minuspunkt zählen. Aber es findet sich trotzdem jemand, der sie macht, denn ein Minuspunkt ist immer noch besser, als ohne Würfelerfolg übrig zu bleiben. Das nämlich zählt zwei Minuspunkte
Was passiert? Bringt die Gruppe eine gewisse Affinität für diese Art Spiel mit, entsteht die schönste Panik: Würfel rollen weg und müssen wieder eingefangen werden, Karten werden geknickt und fliegen durch die Gegend. Man flucht, man ächzt, man atmet auf: Jaaa, endlich die passende Kombination! – Nein, doch nicht. Ein anderer war um den Bruchteil einer Sekunde schneller... argh!
Genau dieser Moment ist in POTZBLITZ der emotionale Höhepunkt: Da hat man mühsam etwas zusammengewürfelt, und auf einen Schlag ist es wertlos. Besonders übel, wenn man beispielsweise „Summe 16“ gesammelt hat und jetzt nur noch die Aufgabenkarte „1 – 2 – 3“ frei ist. Kein einziger Würfel passt; man muss komplett neu beginnen.
Um solche Unfälle zu vermeiden, hilft zu Rundenbeginn eine kleine Analyse der ausgelosten Aufträge. Gehen zwei in dieselbe Richtung (beispielsweise „3 – 3 – 3“ und „Würfelsumme 10“), kann man sich beim Herauslegen beide Optionen offen halten. Ebenso lohnt sich die Beobachtung, auf was Konkurrenz abzielt und wie gut sie im Rennen liegt. Rechtzeitiges Umschwenken erspart so manchen Minuspunkt.
Was taugt es? Spieler, die nicht schnell spielen können, haben natürlich keine Chance und verweigern sich oft. POTZBLITZ ist die süße Rache der Tempospieler, zündet aber genau deshalb nicht in jeder Runde. Außerdem kann es in Vollbesetzung etwas lange dauern.
Eine Zeitlang kam POTZBLITZ alles lustiges Spiel für zwischendurch häufig bei mir auf den Tisch. Die Spielidee hat dann allerdings nicht für die Ewigkeit getragen, sondern nur für diese eine Saison. – Immerhin! POTZTBLITZ hat meine Sympathie.
POTZBLITZ von Inka und Markus Brand für drei bis fünf Spieler, Ravensburger.