„BuBu*! Wir wollen BuBu spielen!“ – Dass eine eigentlich erwachsene Spielerunde derartige Parolen skandiert, lässt mehrere Schlüsse zu:
a) Die Spielerunde ist doch noch nicht erwachsen.
b) Die haben sich vor dem Spielen schon einen angetütert.
c) Die Erfolge von Hannover 96 steigen den Hiesigen zu Kopf.
d) Das neue alea-Spiel ist derart gut, dass man es nicht nur wiederholt spielen möchte, sondern ihm sogar einen zärtlichen Kosenamen verleiht.
Die folgende Rezension unterstützt These d, womit aber nicht gesagt ist, dass a bis c unzutreffend wären.
Wie geht DIE BURGEN VON BURGUND? BuBu ist ein Lege- und Optimierungsspiel. Jeder Spieler besitzt ein Fürstentum mit 36 leeren Feldern. Die sollen gefüllt werden, denn sobald man ein Gebiet gleichfarbiger Felder komplett mit Plättchen belegt, sammelt man Punkte: Umso mehr, je größer das Gebiet ist und je schneller man es schließt.
In jedem Zug würfelt jeder Spieler mit zwei Würfeln. Jeder der Würfel wird anschließend für eine Aktion eingesetzt, wobei die Augenzahl die Möglichkeiten einschränkt. Mit einer Vier dürfen Teile auf ein Feld mit der Zahl vier gelegt oder neue Plättchen aus dem Vorrats-Segment vier genommen werden. Unter Abgabe von Arbeiterchips lassen sich die Würfelzahlen verändern. Und jeder beliebige Würfel darf verwendet werden, um zwei Arbeiter zu nehmen.
BuBu geht über 25 Runden. Somit stehen jedem Spieler 50 Aktionen zu. Plus x, denn ehrgeizige Burgunder bemühen sich um Zusatzaktionen. Dies klappt erstens mit Gebäudeplättchen, die (je nach Art des Gebäudes) erlauben, gleich noch ein Teil zu nehmen oder noch ein Teil zu platzieren. Zweitens klappt es mit Geld, das unter anderem durch Minen ins Spiel kommt. Für zwei Silber darf man Plättchen dazukaufen.
Was passiert? Wenn die Würfel das tun, was sie tun sollen, ergibt sich der Spielzug fast von selbst. Doch die Würfel... na ja, man kennt das Problem. Und jetzt wird es knifflig: Soll ich Arbeiter ausgeben, um genau das Teil nehmen zu dürfen, das ich am dringendsten brauche? Oder nehme ich erst mal ein anderes, hoffe auf den nächsten Wurf und darauf, dass kein Mitspieler zugreift?
Gezwungenermaßen startet man auf seinem Brett immer mehr parallele Projekte, und bald sind es so viele, dass man viel zu viel auf einmal machen möchte und sich ständig hin- und hergerissen fühlt.
Einen Würfel zu opfern, um neue Arbeiter nehmen zu müssen, ist ärgerlich. Alle Spielerinstikte wehren sich gegen diese Verschwendung. Überhaupt stachelt BuBu den Ehrgeiz an, überall immer noch einen Tick mehr rauszuholen: Mit Schiffen bekommt man üblicherweise eine Ware, die sich später zu Geld machen lässt. Den richtigen Moment abgewartet, könnten es aber durchaus zwei Waren sein. Sogar drei. Oder schlägt vorher ein Mitspieler zu?
Variable Spielweisen ergeben sich aus den unterschiedlichen Spielerplänen und aus den 26 Wissensplättchen (allesamt Unikate), die entweder einen Spieler mit Sonderfähigkeiten ausstatten oder bei Spielende bestimmte Errungenschaften belohnen.
Was taugt es? Zwei Kritikpunkte habe ich: 1. Die Farbgebung des Spielmaterials ist misslungen, da unübersichtlich. 2. Entgegen der Schachtelangabe ist eine Partie zu viert kaum unter zwei Stunden zu schaffen, außer vielleicht im Superspielerwunderland.
Für mich trägt die Spannung dennoch über die gesamte Dauer. Ich brenne darauf, gut aus den Startlöchern zu kommen, im Mittelspiel starke Wissensplättchen abzugreifen und die ersten Wertungen einzusacken und am Schluss natürlich unbedingt noch die vielen offenen Projekte zu vollenden. Gerade der Glücksfaktor gibt BuBu den Kick. Man beendet das Spiel mit dem Gefühl, dass es besser hätte laufen können. Und dass man es nächstes Mal besser hinkriegt. Und dass man... ach: „BuBu! Wir wollen BuBu spielen!“
DIE BURGEN VON BURGUND von Stefan Feld für zwei bis vier Spieler, alea.
*Dort, wo in dieser Rezension aus Gründen der Einfachheit nur die Form "BuBu" verwendet wird, ist auch immer "BurBur" mitgemeint. REZENSIONEN FÜR MILLIONEN schützt die Meinung von Mitspieler-Minderheiten.