Schon wieder sind es die Frauen, die uns zu Höchstleistungen anspornen. Peitschten wir neulich noch wegen ein paar Grünpflanzen (und wegen Amyitis) unsere Kamele von Stadt zu Stadt, so hetzen wir nun (oder eher: unsere Sklaven) für Nofretete umher, um die tollsten Geschenke einzukaufen: Spiegel, Schmuck und Brettspiele... was eine junge Dame eben so braucht.
Wie geht NOFRETETE? Geschenk-Karten in acht verschiedenen Sorten bringen Punkte. Und zwar pro Stück umso mehr, je weniger Spieler Geschenke dieser Art besitzen. Es lohnt sich also, die einzelnen Sorten möglichst exklusiv zu sammeln. Königliche Siegel lohnen sich ebenfalls, denn sie ermöglichen eine Aktion außer der Reihe, zum Beispiel einen Kartentausch oder eine vorzeitige Punktwertung.
Sowohl Siegel als auch Karten bekommt man auf den acht Märkten. Immer nur drei der Märkte sind gleichzeitig geöffnet. Wer am Zug ist, setzt auf einem der nummerierten Gebotsfelder eine Figur ein. Die Höhe des Feldes ist zugleich der zu zahlende Preis.
An jedem Markt gilt eine andere Bedingung, wie eine Abrechnung ausgelöst wird. Mal müssen Figuren von drei verschiedenen Spielern anwesend sein, mal muss die Summe der Gebote mindestens 17 betragen. Wer das Höchstgebot macht, hat den ersten Zugriff. Das Geld wird nicht etwa in die Bank gezahlt, sondern in den Markt. Die unterlegenen Bieter können statt eine Karte zu kaufen auch immer die Hälfte des vorhandenen Geldes nehmen.
Was passiert? Auf Märkten, wo man eine bestimmte Karte anpeilt (beliebt ist insbesondere die mit dem Siegel als Dreingabe), geht man auf teure Felder; bei weniger wichtigen Märkten, versucht man entweder ein günstiges Schnäppchen zu machen oder die Hälfte der Kasse einzusacken. Oder man kombiniert zwei Anliegen und gibt sowohl das höchste als auch das zweithöchste Gebot ab, um erst die Wunschkarte zu bekommen und anschließend die Hälfte des Geldes zurückzunehmen.
Der einzelne Spielzug bei NOFRETETE geht sehr flott, und eine Marktabrechnung kommt auch oft schneller als einem lieb ist. Im Extremfall genügt dafür ein einziges Gebot. Der Regelfall sind drei bis vier eingesetzte Figuren, so dass man meist nur mit einer Figur involviert ist, auf manchen Märkten auch gar nicht.
Was taugt es? NOFRETETE enthält zahlreiche Mechanismen (acht verschiedene Marktgesetze, sieben Einsetzmöglichkeiten für Siegel), die nicht unbedingt kompliziert zu erlernen sind, doch auf mich eher dekorativ wirken. Spieltiefe erzeugen sie weniger. Womit nicht behauptet werden soll, NOFRETETE sei untaktisch oder beliebig. Der Kritikpunkt ist ein anderer: Die Spieler bedienen einen Regel-Apparat, der größer ist als das eigentliche Spielobjekt. Viel Spielzeit erschöpft sich darin, bloß Mechanismen auszuführen.
Hinzu kommt, dass die Grund-Idee des Exklusiv-Sammelns offenbar nicht über die gesamte Partie hinweg trägt, weshalb überhaupt erst Siegel her müssen, um mittels Zwischenwertungen am Mechanismus herumzureparieren.
Und auch das Spielende überzeugt mich nicht. Mehrfach habe ich erlebt, dass ein Spieler mangels anderer freier Felder im letzten verbliebenen Markt das Höchstgebot angeben musste, ohne dass er das Geld dafür besaß (Strafe: Verlust einer Geschenk-Karte). Man kann darüber streiten, ob das ein Fehler des Spielers oder des Spiels ist. Mich hat´s – auch als Nicht-Betroffener – jedes Mal gestört.
NOFRETETE von Jacques Bariot, Thomas Cauet und Guillaume Montiage für drei bis vier Spieler, Matagot.