Man nenne uns Flachpfeifen: Trotz einer gewiss dreistelligen Partien-Zahl haben meine Spielpartnerin und ich bei BLACK BOX nie einen Ehrgeiz entwickelt. Statt Moleküle an der Grenze zur Unlösbarkeit auszutüfteln, genügte es uns, unreflektiert ein paar Kringel aufs Papier zu kritzeln und uns daran zu erfreuen, welch hübsche Umwege die Laserstrahlen manchmal nahmen oder wie bedröppelt der andere guckte, wenn die ersten paar Schüsse nichts als Absorptionen ergaben.
Zumindest für das Spiel ist dies aber ein positives Zeugnis: Gewinnen oder Verlieren steht gar nicht im Vordergrund. Das System als solches übt bereits einen hohen Wiederholungsreiz aus.
Wie geht BLACK BOX? Einer ist Molekülbauer, der andere ist Forscher. Nach jeder Runde erfolgt ein Rollentausch. Der Molekülbauer versteckt (ähnlich SCHIFFE VERSENKEN) vier oder fünf Atome auf einem Spielfeld. Der Forscher versucht sie zu orten.
Dazu teilt er dem Molekülbauer mit, an welcher Stelle er einen gedachten Laserstrahl von außen in das Feld hineinschießt. Die Atome lenken den Strahl nach bestimmten Regeln ab. Der Molekülbauer vollzieht den Strahlenverlauf nach und gibt lediglich preis, ob der Strahl aus dem Feld wieder austritt und wenn ja, wo.
Diese Angaben nutzt der Forscher, um Theorien aufzustellen und mit weiteren Laserschüssen zu verifizieren. Je mehr Strahlen er zur Lösung benötigt, desto schlechter. Und desto noch schlechter, wenn die vermeintliche Lösung am Ende Fehler enthält.
Was passiert? Wenn Profis spielen: Keine Ahnung. Wenn Flachpfeifen spielen: Wir schießen irgendwo ein paar Strahlen rein und gucken, was sich ergibt. Dann tun wir so, als würden wir mächtig nachdenken, schießen aber letztendlich wieder einfach irgendwo rein, und erneut ergibt sich was. Manchmal sogar die Lösung. Das macht Spaß.
Was taugt es? BLACK BOX ist ein Logik-Rätsel, vor dem man nicht in Ehrfurcht erstarren muss. Es verbreitet ungefähr dieselbe angenehme Atmosphäre wie das Lösen eines Sudokus: herausfordernd, aber nicht kompliziert, und im Regelfall mit einem Erfolgserlebnis am Schluss.
Hinzu kommt als besonderer Bonus: Man spielt zu zweit - und so macht es doppelt Spaß! Denn ein Sudoku grinst nicht, wenn man nicht mehr weiter weiß. Und es tut auch nicht so, als müsse es konzentriert den üüüüberaus verwinkelten Weg eines Strahls verfolgen, um auf lächerlich durchschaubare Weise zu kaschieren, wie simpel die tatsächliche Bahn doch ist. Hah!
Und was ist das Plus an BLACK BOX+? Zusätzlich zum vierseitigen Brett befindet sich auf der Rückseite nun auch eins mit Sechseckfeldern. Das macht die Sache anspruchsvoller und erweist sich als schöne Abwechslung. Allerdings kann es hier leichter passieren, dass der Molekülbauer versehentlich falsche Angaben über den Strahlenverlauf macht. Flachpfeifen behelfen sich mit Hilfslinien auf dem Papier, dann klappt es.
Der zweite Mehrwert sind die 36 enthaltenen Solitär-Rätsel. Und der dritte das im Vergleich zur franjos-Ausgabe von 1990 verbesserte Material. Also eigentlich: BLACK BOX +++.
BLACK BOX + von Eric Solomon für zwei Spieler, franjos.
Sonntag, 5. Oktober 2008
Black Box +
Label:
****** außerordentlich
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