Redaktionen und Rezensenten haben oft ähnliche Probleme, auch wenn man das zunächst gar nicht glaubt. Problem Redaktion: Was, verdammt, nehmen wir als Spielthema? Problem Rezensent: Was, verdammt, nehme ich als Einleitung?
Wie geht BÄRENPARK? Es ist ein Legespiel. Der Kniff besteht darin, dass das Ablegen meiner Teile darüber bestimmt, welche Teile ich für kommende Züge in meinen Vorrat bekomme bzw. ob überhaupt welche.
Jeder beginnt mit einem vier mal vier Felder großen und noch leeren Areal und einem Legeteil. Der komplette Bärenpark wird am Ende vier Areale umfassen. Neue Areale bekommt man, wenn man mit einem Legeteil das Symbol „Bautrupp“ überdeckt. Das Überdecken anderer Symbole bringt neue Teile. „Schubkarre“: kleine Teile, die keine Punkte zählen. „Betonmischer“: größere Teile, die, früh genommen, viele Punkte zählen, im späteren Verlauf immer weniger. „Bagger“: noch größere und einmalige Teile mit vielen Punkten.
Wer am Zug ist, platziert genau ein Teil (angrenzend zu seinen anderen) und führt alle Aktionen der überdeckten Symbole aus. Wer kein Teil hat (ganz schlecht!), setzt einmal aus und kriegt ein kleines Teil ohne Punktwert.
Wer ein Areal voll hat, gewinnt Punkte (je schneller er war, desto mehr). Hat jemand seinen Zoo komplett, endet das Spiel. Jetzt zählen die Punktwerte aller platzierten Teile sowie die Punktwerte der erfüllten Aufträge. Auch hier gilt: Je schneller man einen geschafft hat, desto besser.
Was passiert? BÄRENPARK ist ein ruhiges Spiel. Es kann sein, dass ich schon zwei oder drei Züge im Voraus weiß, was ich machen werde, aber trotzdem warten muss, bis all diejenigen Spieler, die noch keinen Plan haben, endlich ihre Plättchenauswahl treffen. Wer lange tüfteln muss und nicht überblickt, welche Flächen sich mit welchen Formen am effektivsten versiegeln lassen, hat keine Chance. BÄRENPARK trennt ziemlich rasch und erbarmungslos die Könner von den Nichtkönnern. Es gibt keine ausgleichenden Faktoren. Optimal ist es deshalb, in einer möglichst homogenen Gruppe zu spielen.
Das Grundspiel ist von Spielekennern leicht erfasst und auch etwas langweilig. Aber zum Glück gibt es die Variante mit den Aufträgen. Und einige Aufträge haben es in sich. In der höchsten Schwierigkeitsstufe muss man plötzlich vieles unter einen Hut kriegen: schnell die Fläche füllen, rechtzeitig passende Teile abgreifen, bestimmte Teile nebeneinander platzieren. Insbesondere die dritte Anforderung macht BÄRENPARK knifflig. Schnell hat man versehentlich eine Konstellation erschaffen, die den angepeilten Auftrag unerfüllbar macht.
Der Schwierigkeitsgrad von BÄRENPARK lässt sich also sehr gut einstellen. Zwischen Könnern entscheiden oft kleine Planungs-Details. Schön finde ich auch, dass manche Aufträge der üblichen Spielweise zuwiderlaufen. Eigentlich will ich möglichst wenige Teile einbauen, die keine Punkte zählen. Aber es gibt Aufträge, die genau das erfordern. – Ignoriere ich die und lasse die Zusatzpunkte sausen?
Was taugt es? BÄRENPARK ist ein schlankes Spiel und damit ein typischer Walker-Harding. Dennoch steckt mehr drin, als es das Grundspiel erahnen lässt. Weil das Auswählen der Teile oft am längsten dauert und in dieser Phase für die anderen Spieler nichts Sichtbares passiert, kann sich eine Partie etwas lahm anfühlen. Doch das Verhältnis aus Spieldauer und Herausforderung stimmt, deshalb wäre ich – sofern mit Aufträgen gespielt wird – wieder mit von der Partie.
Was jedoch jedes Mal stört, ist die lange Sortier- und Aufbauarbeit zu Beginn. Der Schachteleinsatz, falls man ihn so nennen darf, ist für das Ordnen wenig hilfreich. Und auch noch was zur Optik: Die Symbolik ist klar, die Grafik enthält nette Details. Dennoch ist das, was am Ende vor den Spielern liegt, nicht gerade ein hübsch anzuschauender Bärenpark.
**** solide
BÄRENPARK von Phil Walker-Harding für zwei bis vier Spieler, Lookout Spiele.