Freitag, 26. Oktober 2012
Divinare
Als Reiner Knizia noch einen Bart hatte und Blatz noch Blatz hieß, kam ein Spiel um schrullige Wetten auf den Markt: MEMBERS ONLY. Mir gefiel es, den spielbox-Kritikern gefiel es nicht. Sonst war es oft genau andersherum; deshalb kann ich mich noch besonders gut erinnern. „Hoffnungslos ausgeliefert“, „Zufallsbestimmt“, „Ärgerlich“ lauteten damals die Zwischenüberschriften im Text, und ich dachte nur: Na und?! Es ist ein Wettspiel. Wettspiele dürfen so sein.
Ich tische diese Anekdote aus drei Gründen auf: Erstens erinnert der Spiel-Charakter von DIVINARE an MEMBERS ONLY. Zweitens tauchen in beiden Spielen Porzellantassen als Kartenmotive auf – und so gängig ist das ja nun nicht. Drittens komme ich in die Jahre, und mit wachsendem Alter neigt man dazu, einschläfernde Geschichten von früher zu erzählen.
Wie geht DIVINARE? DIVINARE ist ein Wettspiel. Es gibt vier Kartensorten: Astrologie am häufigsten, Handlesen am seltensten. Zufällige 24 der insgesamt 36 Karten werden an die Spieler verteilt. Alle diese 24 Karten werden im Laufe eines Durchgangs reihum ausgespielt. Und in jedem Zug gibt der Spieler eine Wette darauf ab, wie viele Karten des gerade gespielten Motivs am Ende ausliegen werden. Treffer und knappe Fehlschätzungen bringen Punkte, grob falsche Prognosen zählen minus.
Das Gemeine ist: Man muss wetten. Man darf seine bestehende Wette auch nicht halten, sondern muss sie verändern. Und man darf nicht dasselbe tippen, was schon ein anderer tippt. Sind also die Wettfelder für vier und fünf Mal Handlesen blockiert, muss ich beim Ausspielen einer Handlesen-Karte notgedrungen auf drei oder sechs setzen – ob ich daran glaube oder nicht.
Was passiert? Das eigene Blatt reicht als Anhaltspunkt nicht aus. Man beobachtet also das Verhalten der Mitspieler, hält sich Optionen möglichst offen oder setzt aufs statistische Mittel. Man taktiert auch ein bisschen beim Ausspiel und hält vielleicht ein bestimmtes Symbol zurück in der Hoffnung, dass das angepeilte, aber schon von der Konkurrenz besetzte Wettfeld wieder frei wird.
Das allein wäre für den Spielspaß auf Dauer wohl nicht ausreichend. Zum Glück kommt noch ein Dreh hinzu. In bestimmten Intervallen geben die Spieler Handkarten an ihren linken Nachbarn weiter. So lernt man weitere Karten kennen. Und wird heikle Motive los, die man wegen der Pflicht-Wette ungern ausgespielt hätte. Und würgt dem Nebenmann Karten rein, die er ganz bestimmt nicht spielen will.
Was taugt es? DIVINARE ist kein Muss und kein Soll, aber ein gutes Kann. Intuition, Bluff und Schadenfreude sind die wesentlichen Komponenten des unterhaltsamen Zeitvertreibs. Als emotional stärkster Moment in DIVINARE sticht immer wieder der dramatische Kartenreigen hervor.
Die Aufmachung ist originell, das Spielthema Wahrsagerei ist es auch. Und sogar die Spielregel ist... irgendwie anders, indem sie einfach mal ganz galant die Vorbereitungen für das Zweier- und Dreierspiel unterschlägt. So werden Hellseherei und Kombinationsgabe schon vor der Partie auf die Probe gestellt und Anwärter ohne mediale Fähigkeiten wirkungsvoll ausgesiebt.
DIVINARE von Brett J. Gilbert für zwei bis vier Spieler, Asmodee.
Ich tische diese Anekdote aus drei Gründen auf: Erstens erinnert der Spiel-Charakter von DIVINARE an MEMBERS ONLY. Zweitens tauchen in beiden Spielen Porzellantassen als Kartenmotive auf – und so gängig ist das ja nun nicht. Drittens komme ich in die Jahre, und mit wachsendem Alter neigt man dazu, einschläfernde Geschichten von früher zu erzählen.
Wie geht DIVINARE? DIVINARE ist ein Wettspiel. Es gibt vier Kartensorten: Astrologie am häufigsten, Handlesen am seltensten. Zufällige 24 der insgesamt 36 Karten werden an die Spieler verteilt. Alle diese 24 Karten werden im Laufe eines Durchgangs reihum ausgespielt. Und in jedem Zug gibt der Spieler eine Wette darauf ab, wie viele Karten des gerade gespielten Motivs am Ende ausliegen werden. Treffer und knappe Fehlschätzungen bringen Punkte, grob falsche Prognosen zählen minus.
Das Gemeine ist: Man muss wetten. Man darf seine bestehende Wette auch nicht halten, sondern muss sie verändern. Und man darf nicht dasselbe tippen, was schon ein anderer tippt. Sind also die Wettfelder für vier und fünf Mal Handlesen blockiert, muss ich beim Ausspielen einer Handlesen-Karte notgedrungen auf drei oder sechs setzen – ob ich daran glaube oder nicht.
Was passiert? Das eigene Blatt reicht als Anhaltspunkt nicht aus. Man beobachtet also das Verhalten der Mitspieler, hält sich Optionen möglichst offen oder setzt aufs statistische Mittel. Man taktiert auch ein bisschen beim Ausspiel und hält vielleicht ein bestimmtes Symbol zurück in der Hoffnung, dass das angepeilte, aber schon von der Konkurrenz besetzte Wettfeld wieder frei wird.
Das allein wäre für den Spielspaß auf Dauer wohl nicht ausreichend. Zum Glück kommt noch ein Dreh hinzu. In bestimmten Intervallen geben die Spieler Handkarten an ihren linken Nachbarn weiter. So lernt man weitere Karten kennen. Und wird heikle Motive los, die man wegen der Pflicht-Wette ungern ausgespielt hätte. Und würgt dem Nebenmann Karten rein, die er ganz bestimmt nicht spielen will.
Was taugt es? DIVINARE ist kein Muss und kein Soll, aber ein gutes Kann. Intuition, Bluff und Schadenfreude sind die wesentlichen Komponenten des unterhaltsamen Zeitvertreibs. Als emotional stärkster Moment in DIVINARE sticht immer wieder der dramatische Kartenreigen hervor.
Die Aufmachung ist originell, das Spielthema Wahrsagerei ist es auch. Und sogar die Spielregel ist... irgendwie anders, indem sie einfach mal ganz galant die Vorbereitungen für das Zweier- und Dreierspiel unterschlägt. So werden Hellseherei und Kombinationsgabe schon vor der Partie auf die Probe gestellt und Anwärter ohne mediale Fähigkeiten wirkungsvoll ausgesiebt.
DIVINARE von Brett J. Gilbert für zwei bis vier Spieler, Asmodee.
Label:
**** solide
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