Sonntag, 3. März 2013

Eminent Domain

Okay. Warum nicht mal Models auf dem Spiele-Cover? Zeitschriften machen das ja auch so. Und wenn es wie bei EMINENT DOMAIN um den Aufbruch in neue Welten geht, ist auch verständlich, dass sich die Models in Raumfahrer-Schale schmeißen. Bis zu diesem Punkt kann ich folgen.
Was ich aber nicht kapiere, ist der amüsiert-überraschte Gesichtsausdruck der beiden. Sie wirken ein bisschen so wie: „Huch, sind wir jetzt etwa im Fernsehen auf REZENSIONEN FÜR MILLIONEN?!“ Kann aber auch sein, dass sie sich einfach nur über das komische Spielzeug-Raumschiff wundern, das da vor ihnen herumfliegt. Darüber wundere ich mich nämlich auch.

Wie geht EMINENT DOMAIN? EMINENT DOMAIN ist ein Deckbauspiel. Jeder startet mit denselben zehn Karten, nach und nach werden es mehr. Für jeden Spielzug bekommt man fünf auf die Hand. Man kennt das. Gleichzeitig verwendet EMINENT DOMAIN auch andere bekannte Spielelemente und erinnert zum Beispiel an RUHM FÜR ROM oder RACE FOR THE GALAXY.
Punkte gibt es für besiedelte oder eroberte Planeten, für verkaufte Waren und für spezielle Karten im Deck. Alle Karten besitzen eine Doppelfunktion. Wer am Zug ist, darf zunächst eine Karte ausspielen, um ihre Aktion zu nutzen. Anschließend nimmt er sich eine beliebige Karte aus dem Bankvorrat, deren Rollenfunktion er damit auslöst. Mit gleichen Karten von der Hand darf die Rolle noch verstärkt werden. Und Mitspieler dürfen die dieselben Karten ebenfalls ausspielen, um außerhalb ihres Spielzuges dieselbe Rolle anzunehmen.
Beispiel „Erkunden“: Jeder, der sich beteiligt, bekommt einen Planeten in seine Auslage. Je mehr „Erkunden“-Karten eingesetzt werden, desto größer die Auswahl. Die neuen Planeten müssen später noch durch Anlegen von Handkarten („Siedeln“) oder durch Abgabe von Raumschiffen („Angreifen“) domestiziert werden, dann zählen sie Punkte und stellen eventuell auch Rohstoffe her („Produzieren“), die sich beim „Handeln“ gegen Siegpunkte eintauschen lassen. „Forschen“, die letzte Rolle, ermöglicht es, spezielle Karten ins Blatt aufzunehmen. An die stärksten Karten gelangt man nur, wenn man mehrere Planeten derselben Sorte besitzt und viele „Forschen“-Karten auf einmal ausspielen kann.

Was passiert? Die meisten Karten kommen nicht über „Forschen“ ins Blatt, sondern über die Bank. Zur Erinnerung: Bei jedem Auslösen einer Rolle, also in jedem Zug, spendiert die Bank eine zugehörige Karte. Wer viel siedelt, hat also in seinen zukünftigen Blättern mit größerer Wahrscheinlichkeit Siedlungs-Karten. Das ist praktisch, um immer weiter zu siedeln; aber nicht ganz so praktisch, wenn man auch mal was anderes machen möchte.
Dieser Mechanismus ist originell und interessant. Der Rest des Spiels funktioniert einwandfrei und hakt an keiner Stelle, fühlt sich aber unspektakulär an. Oft legen die Handkarten den Spielzug nahe. Alle Partien ähneln sich, denn bis die abwechslungsreicheren Karten ins Spiel kommen, ist EMINENT DOMAIN schon fast vorbei. Außer dem Thema fehlt EMINENT DOMAIN ein Merkmal, um sich aus der Masse der ähnlichen Spiele abzugrenzen.

Was taugt es? Dass ein Spiel tadellos funktioniert und alles hübsch ineinander greift, bedeutet noch keinen Spielspaß. Viele erprobte Mechanismen ergeben noch keine Dramaturgie. EMINENT DOMAIN fehlt Überraschendes, Aufregendes, Emotionales.

EMINENT DOMAIN von Seth Jaffee für zwei bis vier Spieler, Pegasus Spiele.

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