Montag, 27. März 2017

Crazy Race

Wenn die Menschen grad nicht hingucken, veranstalten Tiere die tollsten Dinge: vollführen am Südpol akrobatische Übungen, rammen auf dem Bauernhof Eimerpyramiden oder fahren im Zoo ein Autorennen. Oder kacken zu Hause die Wohnung voll. Typisch, dass ausgerechnet das realistischste der vier Szenarien noch nicht in einem Spiel aufgegriffen wurde. (Na gut, ansatzweise in KACKEL DACKEL.)

Wie geht CRAZY RACE? Es ist das Renn-Szenario im Zoo. Jeder von uns steuert einen Wagen. Das Rennen endet logischerweise mit dem Zieleinlauf. Doch der Schnellste ist nicht zwangsläufig der Sieger, denn die Spieler sammeln unterwegs Bonusschritte. Und die werden erst jetzt ausgeführt. Wer danach vorne steht, gewinnt.
Vorwärts geht es per Würfelzockerei. Pro Würfel, den ich einsetze, ziehe ich im Erfolgsfall ein Feld voran. Doch es gibt natürlich auch den Misserfolgsfall. Habe ich mich verzockt, rücke ich insgesamt nur ein Feld weiter.
Welche Würfel ich verwenden muss, hängt von der Farbe der Felder vor meinem Vehikel ab. Angenommen, der Parcours zeigt die Folge türkis – türkis – braun – weiß, muss ich, um drei Felder zu fahren, gleichzeitig zwei türkise und einen braunen Würfel werfen. Für das vierte Feld zusätzlich noch einen weißen. Die Würfel haben unterschiedlich viele Augen. Bei meiner Entscheidung orientiere ich mich also an Wahrscheinlichkeiten.
Mein Zugtier bestimmt mein Limit. Mit der Antilope darf ich maximal eine elf würfeln, mit der Hyäne höchstens fünf. Damit sich das ungefähr ausgleicht, besitzen Tiere mit niedrigem Limit hilfreiche Eigenschaften. Unter anderem die schon erwähnten Bonusschritte für die Schlusswertung.

Was passiert? Es ergibt sich ein unterhaltsames Rennen. Mal klappt ein Glückswurf; mal fällt man herein. Mal zögert man und lässt aus Vorsicht einen Würfel weg, um dann – grrr! – lauter leere Seiten und Einsen zu erzielen. Das Rennen bleibt abwechslungsreich, weil die Spieler unterwegs vier Mal ihre Zugtiere austauschen müssen. Unter den jeweils zur Wahl stehenden Tieren sucht der Letztplatzierte zuerst seinen Favoriten aus.
Die Tiere sind nicht in jeder Rennsituation und nicht mit jeder Spielerzahl gleich gut. Das müssen sie auch nicht sein; sonst wäre ja keine Entscheidung zu treffen. Meine Erfahrung ist allerdings: Tiere, die einen hohen Bonus bringen, sind fast immer gut. Der Elefant beispielsweise steuert gigantische acht Schritte für die Schlusswertung bei. Um das auszugleichen, müsste ein Tier ohne Bonus bis zum nächsten Gespannwechsel den Elefanten um acht Felder abhängen. Das klappt fast nie.
Hat man das erlebt, besteht die nahe liegende Strategie darin, Boni zu horten, unbeirrt hinterherzuzockeln und das Feld erst ganz am Ende aufzurollen. Da der Letzte sein Tier immer zuerst wählt, kann auch kein anderer diese Spielweise durchbrechen. Klar: Es ist trotzdem noch ein Würfelspiel. Es gibt keine Garantien. Auch das Glück entscheidet. Doch in diesem Fall zu wenig.

Was taugt es? CRAZY RACE ist herausragend gestaltet und sehr sympathisch. In großer Besetzung kann es sich etwas zu sehr ziehen, vor allem mit notorisch unentschlossenen Wagenkutschern. Ansonsten macht das Zocken Spaß, CRAZY RACE löst Emotionen aus und wäre ohne die zu oft von mir erlebte Schlussbonus-Problematik auf jeden Fall „solide“ gewesen.

CRAZY RACE von Alessandro Zucchini für zwei bis fünf Spieler, Ravensburger.

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