Dienstag, 1. August 2017

Sheep & Thief

Im Alter muss man sich an furchtbare Dinge gewöhnen. Betroffene wissen, was ich meine. Allen anderen möchte ich nicht die Unbeschwertheit ihrer Jugend rauben. Deshalb keine Details. Außer einem: das verminderte Sehvermögen. Kleine Schriften bei Kunstlicht? Fast unmöglich. Und Schafe und Hunde kann ich neuerdings auch nicht mehr unterscheiden. Oder liegt das am Ende gar nicht an mir?

Wie geht SHEEP & THIEF? Es ist ein Legespiel. Im Laufe der Partie legt jeder Spieler zwölf Karten (plus Startkarte) auf seinen 16 Felder großen Landschaftsplan. Die Karten zeigen Wege und Flüsse (Flüsse müssen beim Anlegen fortgesetzt werden, Wege nicht), Ställe, Schafe, Hunde und Füchse.
Lege ich eine Karte mit Schafen, stelle ich Schaf-Figuren auf dieser Karte ab. Lege ich Hunde, darf ich meine Schafe auf Nachbarfelder treiben. Möglichst in Ställe, denn dort sind sie sicher vor dem Fuchs. Der pirscht heran, wenn jemand eine Karte mit Fuchs legt. Und zwar bewegt sich der Bösewicht auf sämtlichen Spielplänen! Die Richtung bestimmt derjenige mit der Fuchs-Karte. Trifft der Fuchs auf ungeschützt Schafe, raubt er sie.
Am Ende punkten Schafe (ob von fremden Spielplänen erobert oder auf dem eigenen gerettet), Wegverbindungen zwischen bestimmten Randfeldern sowie Flüsse, die zu diesem Zweck möglichst lang sein sollten. Zusätzliche Module addieren noch zusätzliche Punktwertungen. Und erwähnenswert ist außerdem, dass die Landschaftskarten vor dem Ausspielen gedraftet werden.


Was passiert? Wie beispielsweise KARUBA bereichert SHEEP & THIEF das Legespielprinzip mit einer weiteren Komponente: Die konstruierte Landschaft liegt nicht nur so da, sie wird obendrein bespielt. In diesem Fall sogar recht interaktiv: Der Fuchs ist eine Bedrohung für alle. Und jeder andere Spieler kann den Fuchs auf meine Tiere hetzen.
Allerdings fühle ich mich von SHEEP & THIEF an der Nase herumgeführt. Die titelgebenden Schafe tragen recht wenig zum Punktergebnis bei. Lukrativer ist es, sich auf Wegverbindungen und Flüsse zu konzentrieren. Wer früh viele Schafe aufstellt, macht sich nur unnötig angreifbar und verplempert Züge, um seine Herde zu verteidigen. Schafe, die ich erst kurz vor Schluss ins Spiel bringe, zählen nicht weniger als Schafe, die von Beginn an da sind, besitzen aber eine viel höhere Überlebens-Chance.
Auch der Fuchs erweist sich als spielerisch nicht so interessant, wie zunächst gedacht. Bei zwei Spielern ist er generell lauffaul. Bei mehr Spielern lauert er oft auf Vorlagen und staubt dann ab. Manchmal landet er zufällig auf genau dem Feld, das ein Spieler als nächstes bebauen will, was er nun aber nicht darf und was seinen weiteren Bauplan komplett durchkreuzt.

Was taugt es? SHEEP & THIEF hat gelungene Aspekte. Der Ablauf ist unterhaltsam, man plant mit seinen Karten, beharkt sich ein bisschen und hofft, dass der Fuchs die Schafe nicht erwischt.
Zu vieles erscheint mir allerdings unrund. Die Gewichtung der einzelnen Elemente widerspricht Spielthema und -geschichte. Obendrein finde ich die Grafik komplett daneben. Der Witz der Zeichnungen, wenn es denn einen gibt, geht völlig an mir vorbei. Was haben die Hunde da für orange-weiße Dinger in ihren Pfoten? Sehen so Ställe aus? Warum stehen auf den Weiden Telefonzellen? Und wieso ist auf den Spielplänen keine Wertungstabelle für die Flüsse abgedruckt? Man muss wohl unter 40 sein, um das alles zu kapieren.

** misslungen


SHEEP & THIEF von Yuichi Sakashita für zwei bis vier Spieler bis 39 Jahre, Pegasus Spiele.

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