Wie sagt man? Die Einleitung vor lauter Bäumen nicht sehen?
Wie geht BLACK FOREST? Wir bauen mit Rohstoffen Gebäude und erhalten Punkte dafür. Und meistens auch Sofort- oder Dauereffekte. Punkte bekommen wir zusätzlich auch für andere Dinge, für Tiere etwa oder für Vorräte.
Auch wenn Uwe Rosenberg nicht der alleinige Autor von BLACK FOREST ist (Tido Lorenz ist der andere): Vielen typischen Rosenberg-Elementen begegnen wir hier wieder: einer großen Auslage von rund 40 verschiedenen Gebäuden; Gutshof-Tableaus, auf denen sich die Gebäude den Platz mit Wäldern, Äckern, Teichen und Weiden teilen müssen; Erweiterungs-Tableaus für den bald zu eng werdenden Hof. Und am auffälligsten: den Ressourcenrädern aus DIE GLASSTRASSE.
Eins der beiden Räder zeigt meinen Bestand an Sand, Wasser, Holz und Kohle. Sobald ich von jedem dieser Rohstoffe mindestens einen besitze, dreht sich das Rad weiter. Von jedem Rohstoff wird nun einer weniger angezeigt, dafür jedoch zusätzlich ein Glas. Mit anderen Worten: Ich habe aus den vier Bestandteilen Glas produziert. Diese Produktion geschieht – sofern die Voraussetzungen erfüllt sind – automatisch, ob es mir gerade passt oder nicht.
Neues Material erhalte ich durch meine Züge auf dem Spielplan. Der zeigt fünf Dörfer mit jeweils drei bis vier Feldern. Zu jedem Feld sind zwei Aktionsplättchen („Handwerker“) benachbart. Bin ich am Zug, muss ich meine Figur auf ein freies Feld versetzen, dann darf ich beide benachbarten Aktionsplättchen ausführen: Ich zahle eine Kohle und erhalte vier Ziegel. Ich rode ein Waldstück und erhalte vier Holz. Ich erhalte pro eigenen Teich ein Wasser. Ich lege einen Acker an. Ich erhalte eine Kuh ... Drei der 17 Aktionsplättchen erlauben mir, ein Gebäude zu bauen.
Was passiert? BLACK FOREST ist erst mal sehr überwältigend. Man muss sich auf dem eigenen Gutshof-Tableau und mit den Ressourcenrädern zurechtfinden. Zweitens muss man die Optionen und die Positionen der 17 Aktionsplättchen auf dem Spielplan abchecken. Und drittens liegen von Beginn an sehr viele Bauvorhaben mit Texten und Symbolen aus (wenn auch gruppiert nach einem sinnvollen Ordnungssystem). Man kann nur hoffen, in einer Gruppe zu sein, die einfach losspielt und schaut, was sich so ergibt.
Aber selbst Spieler:innen, die schnell spielen wollen, geraten immer wieder ins Stocken. Etwa ist das angepeilte Ortsfeld besetzt. Oder jemand hat zwei Aktionsplättchen miteinander vertauscht. Oder jemand hat genau das Gebäude gebaut, auf das man hingearbeitet hat. Oder den angepeilten Auftrag weggeschnappt. Oder droht es im nächsten Zug zu tun und man kann nicht mehr kontern. In solchen Situationen überlegt man ganz von vorn. Und weil es in BLACK FOREST viel zu optimieren gibt und immer mal wieder was verfällt oder nicht den besten Nutzen bringt, wenn man nicht gründlich genug plant, ist ein befriedigender Alternativzug selten schnell gefunden.
Eine Quelle für viele Planungsfehler, die dann ebenfalls den gedachten Zug verhindern und zum Neuüberlegen zwingen, ist das Ressourcenrad. Da produziert das Rad mal wieder Glas, was man grundsätzlich ja toll findet, aber prompt hat man nur noch eins von zwei Holz, die man für das Gebäude ebenfalls bezahlen müsste. Es kann mehrere Partien dauern, bis man das Rad in den Griff kriegt. Bis dahin heißt es: „Oh, äh … geht gar nicht. Sorry, ich fange mit meinem Zug noch mal neu an.“
Die Herausforderung ist von den Autoren so gewollt. BLACK FOREST ist ein anspruchsvolles Spiel. Und Planungsfehler sind nun mal keine unglücklichen Zufälle, sondern es sind Fehler. Man brockt es sich selbst ein. Im Extremfall sogar durch Annahme eines Rohstoff-Geschenks, das man hätte ablehnen dürfen – aber wer lehnt schon Geschenke ab? Tja, und der neue Rohstoff führt nun dazu, dass sich das Rad weiterdreht. Und dass das nachteilig war, kapiert man einen oder zwei Züge später.
BLACK FOREST empfinde ich an dieser Stelle als streng und restriktiv. Gut dagegen gefällt mir, welche Freiheiten die Gebäude eröffnen. Da kann man sich schöne Kombinationen aufbauen. Niemand muss die Strategie der anderen nachspielen, es sind genügend verschiedene Wege angelegt. Zumal in jeder Partie immer andere Gebäude mitspielen.
Was taugt es? BLACK FOREST ist ein Strategiespiel. Aus dem Gebäudeangebot kann ich mehrere Marschrouten für die Partie ableiten. Der Weg zum Ziel ist dann allerdings sehr taktisch, da ich viel zu optimieren habe und öfter umplanen muss; und weil ich zudem gut haushalten muss, denn Bewegungen von Dorf zu Dorf kosten Proviant, und ist der verbraucht, muss ich einen Zug aussetzen und betteln.
Das Spiel ist redaktionell sehr gut gemacht. Mir gefällt auch die gesamte Anmutung; BLACK FOREST sieht toll aus. Mir gefällt, wie ich mein Gut entwickle und konstruktiv etwas aufbaue. Und mir gefällt, wie thematisch alles auf sehr einleuchtende Weise zusammenhängt.
Allerdings finde ich diese Vorzüge auch in anderen Spielen, die leichter von der Hand gehen. Das Alleinstellungsmerkmal von BLACK FOREST ist das Ressourcenrad. Und zum zweiten Mal nach DIE GLASSTRASSE (das mechanisch und vom Spielgefühl her ein deutlich anderes Spiel ist) hadere ich mit der Art, wie dieses Rad ins Spiel integriert ist. Der Zusatzreiz, den das Rad offenbar bringen soll, erschließt sich mir nicht.
Wegen der tollen Ausstattung und Optik und weil ich auch neugierig wäre, welche Möglichkeiten sich noch in BLACK FOREST verbergen, wäre mein Interesse an weiteren Partien durchaus vorhanden. Allerdings möchte ich nicht mehr zu viert spielen und selbst zu dritt lieber nur mit Bauchspieler:innen. Und sogar dann wäre die Frage, warum wir nicht einfach eins der vielen ähnlich gelagerten Spiele mit besserem Flow spielen.
**** solide
BLACK FOREST von Uwe Rosenberg und Tido Lorenz für eine:n bis vier Spieler:innen, Feuerland.
3 Kommentare:
Was wäre denn eines deiner liebsten ähnlich gelagerten Spiele mit besserem Flow?
Ora et Labora.
Danke für die Antwort.. Ora et Labora habe ich schon länger im Auge, vielleicht schlage ich jetzt doch mal zu.
Kommentar veröffentlichen
Aufklärung über den Datenschutz
Wenn Sie einen Kommentar abgeben, werden Ihre eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie beispielsweise Ihre IP-Adresse) an den Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden Ihres Kommentars erklären Sie sich mit der Aufzeichnung Ihrer angegebenen Daten einverstanden. Auf Wunsch können Sie Ihre Kommentare wieder löschen lassen. Bitte beachten Sie unsere darüber hinaus geltenden Datenschutzbestimmungen sowie die Datenschutzerklärung von Google.