Galileo Galilei soll gesagt haben: „Und sie bewegt sich doch!“ Ich hingegen mache von meinem Recht zu schweigen Gebrauch.
Wie geht GALILEO GALILEI? Wir beobachten Himmelskörper und Konstellationen … wenn man es thematisch ausdrücken will. Spielmechanisch gesehen ähnelt der Vorgang mehr einem Kauf: Für das Beobachten bezahle ich mit Würfelaugen. Ein Himmelskörper benötigt mindestens zwei verschiedenfarbige Würfel, für eine Konstellation genügt eine Würfelfarbe.
Die Würfel in GALILEO GALILEI werden übrigens nie geworfen. Sie sind lediglich Anzeiger, die Werte von eins bis sechs annehmen. Im Grunde verhalten sich die gelben, roten und blauen Würfel wie Geld dreier verschiedener Währungen. Maximal vier Würfel darf ich gleichzeitig besitzen.
Das Beobachten einer Konstellation zählt ein paar Punkte und schaltet mir einen Vorteil frei. Das Beobachten eines Himmelskörpers zählt mehr Punkte und bringt mir außerdem die Karte, auf der der Himmelskörper abgebildet ist. Mit ihr verlängere ich meine „Bibliothek“. Unter diesem Oberbegriff firmieren vier Laufskalen. Mit Buchmarkern will ich dort vorwärtsziehen. Auf den meisten Feldern sind Symbole zu sehen. Bei Erreichen erhalte ich den entsprechenden Vorteil.
Aktionen löse ich auf meinem Tableau aus. Dort befindet sich eine Art Rondell mit nur fünf Feldern. Mein Teleskop muss ich um eines bis drei Felder weiterdrehen. Dann führe ich die beiden auf dem erreichten Feld angegebenen Aktionen aus. Eine dieser Aktionen ist fest auf dem Tableau aufgedruckt, sie gehört unveränderlich zu diesem Feld. Ein bewegliches Plättchen zeigt die zweite Aktion. Das Plättchen wird nach Benutzung in einen Reservebereich geschoben, wodurch ein anderes aus diesem Reservebereich wieder ins Rondell rutscht.
Eine der aufgedruckten Aktionen ist dazu da, Plättchen aufzuwerten. Die Rückseiten zeigen jeweils stärkere Versionen der Startaktionen. Ansonsten liefern Aktionen neue Würfel oder werten Würfel um eine oder mehrere Augenzahlen auf. Sie initiieren die Sternbeobachtungen, erlauben Schritte mit den Büchern und so weiter.
Was passiert? GALILEO GELILEI ist ein Wettrennen. Sobald eine bestimmte Menge Sterne wegbeobachtet wurde, geht das Spiel in seine finale Phase. Also muss ich sehr effektiv spielen. Wenn mir eine Aktion erlaubt, alle meine gelben Würfel um zwei Stufen zu erhöhen, bringt es mehr, nicht nur einen, sondern drei gelbe Würfel zu besitzen. Und obwohl ich es generell erstrebenswert finde, meine Plättchen aufzuwerten: In einer späteren Phase des Spiels ist das eher Zeitverschwendung. Jeder einzelne Zug sollte mich maximal voranbringen.
Ein Wettrennen ist das Spiel auch deshalb, weil beobachtete Himmelskörper nun mal weg sind, und ich mir etwas Neues mit meinen Würfeln überlegen muss, falls ich genau denselben Stern auch beobachten wollte. Obendrein liefern wir uns ein Wettrennen, wer bestimmte Zielvorgaben zuerst erreicht.
Aktionen sind oft schnell abgehandelt, GALILEO GALILEI hat einen flotten Spielrhythmus. Ausnahme sind die Situationen, in denen jemand einen Kettenzug ausgelöst hat, der vielleicht noch weitere Kettenzüge auslöst. Dies geschieht meistens durch das Voranschreiten auf den mit Symbolen gespickten Bibliothekspfaden.
GALILEO GELILEI ist insgesamt ein gradliniges Spiel, allerdings gibt es einen gewollten Bruch: die Inquisition. Das Beobachten der wertvolleren Himmelskörper und Konstellationen macht mich verdächtig. Ich erhalte eine Inquisitorfigur, die ich auf dem Startpunkt einer vier Felder langen Laufskala im Keller meines Observatoriums platzieren muss. Die ersten drei Felder sind mies, erst das vierte Feld ist positiv.
Für die Schlusswertung wäre es verheerend, Inquisitoren auf dem ersten Feld stehenzulassen. Allerdings ist auch das Vorwärtsziehen dieser Schergen nicht ungefährlich, denn es löst eine Zwischenwertung meines Kellers aus, und solange noch nicht sehr viele Inquisitoren auf dem letzten Feld angekommen sind, ist diese Wertung negativ. Da man es fast unweigerlich mit der Inquisition zu tun bekommt, braucht man also einen Plan, wie man an die Symbole herankommt, um die unliebsamen Besucher im Keller weiterzuschubsen, und im Bestfall gleich ordentlich viele auf einmal.
Was taugt es? GALILEO GALILEI hat einen interessanten Enginebuilder-Mechanismus. Ich versuche, mein Rondell möglichst effektiv werden zu lassen. Knifflig wird dies vor allem dadurch, dass Aktionsplättchen, die ich besonders häufig nutze, auch besonders häufig in die Reserve rutschen und damit erst mal nicht zur Verfügung stehen.
Ich rücke auf Skalen vor, ich schalte Wertungen frei, ich bekomme dauernd irgendwelche Belohnungen. GALILEO GALILEI ist ein konstruktives Spiel. Mit Ausnahme der Inquisitoren natürlich. Hier fällt man vielleicht in der ersten Partie herein, weil man die mögliche Negativ-Spirale unterschätzt. Auf Dauer konnte ich in diesem Mechanismus jedoch keinen Zusatzreiz erkennen. Inquisitoren sind ein Faktor, den man einkalkulieren muss. Aber ab der zweiten Partie kalkuliert man ihn ein und kommt meistens auch damit zurecht.
Grafisch erzählt das Spiel eine tolle Geschichte mit Teleskopen, Sternen, Gelehrten und einer Universität. Die Mechanismen lösen das nicht ein. Wir geben Würfel ab, um Sterne zu bekommen, und dann sind sie nicht mehr am Firmament. Es fühlt sich an wie eine Shoppingtour. Ich greife ab, was sich mir bietet. Die Sterne werden abgearbeitet.
In meinen Runden kommt GALILEO GALILEI überwiegend gut an. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Ich werde GALILEO GALILEI vermutlich nicht mehr oft spielen, da mich das Spiel inzwischen eher langweilt. Der Partieverlauf ist ziemlich erwartbar, vielleicht kann ich beim nächsten Mal ein bisschen besser optimieren, aber es ist wenig da, woran ich mich reiben könnte, was mich reinzieht, was mich verlockt. Vom Inquisitions-Mechanismus hätte ich mir diese Reibung versprochen. Aber auch der überrascht nur beim Erstkontakt.
Definitiv gut gefällt mir, dass GALILEI GALILEO mit recht wenigen und logischen Prinzipien auskommt. Es gibt keine Sonderfälle, die Symbolik ist auch sehr klar. Einmal gespielt, hat man die Regeln drauf. Mechanisch ist GALILEO GALILEI sehr elegant.
**** solide
GALILEO GALILEI von Tomáš Holek für eine:n bis vier Spieler:innen, Frosted Games / Pink Troubadour.
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