Die Collage auf dem Cover gibt einen treffenden Vorgeschmack: Hier gibt´s ganz viel auf engstem Raum. Das bedeutet: Wir sammeln nicht bloß Rohstoffe und bauen Häuser damit. Nein, wir schließen auch noch Wetten auf den Baufortschritt ab. Und unsere Personenkarten haben dabei nicht bloß eine Funktion. Nein, der „Maurer“ beispielsweise erhält erst Rohstoffe vom Wehrturm, anschließend darf er bauen, kassiert jedoch statt Punkten Geld dafür, und drittens darf er Wetten abschließen. Und, nein, wir spielen auch nicht den ganzen Abend. IM SCHUTZE DER BURG dauert kaum eine Stunde!
Wie geht IM SCHUTZE DER BURG? Punkte gibt es fürs Bauen und fürs Wetten. Eine Voraussage könnte etwa lauten: In diesem Spiel werden ganz viele Türme gebaut. Jeder errichtete Turm bringt dann am Schluss zwei Punkte; und natürlich helfe ich als fleißiger Turmbauer kräftig nach.
Aber ganz so einfach ist die Sache dann auch wieder nicht: Um die Wette überhaupt freizuschalten, muss erst das große Tor gebaut werden, was eine bestimmte Kombination an Rohstoffen erfordert. Und ich muss zehn Taler Einsatz bezahlen und eine Personenkarte spielen, die es erlaubt, Wetten abzuschließen.
Personenkarten sind also dazu da, um Rohstoffe, Geld und Punkte zu erwerben, um zu bauen und zu wetten. Da jeder Spieler jede Runde nur eine Person auswählt und eine Partie (zu viert) lediglich zwölf Runden dauert, erledigen die meisten Personen ganz viele Dinge gleichzeitig. „Allrounder“ wäre statt „Maurer“ oder „Steinmetz“ die treffendere Bezeichnung. (Oder "Mutti".)
Was passiert? Das Zusammenwirken der Personenkarten muss man erst mal durchschauen: Der Steinmetz trifft optimalerweise auf mehrere Arbeiter der Mitspieler. Denen darf er dann Baustoffe wegnehmen. Der Maurer sollte einen gut gefüllten Wehrturm vorfinden und der Baumeister viele fremde Maurer und Steinmetze, da er an ihrer Arbeit mitverdient.
Jeder Spieler wählt seine Person geheim. Hier ins Schwarze zu treffen, ist der erste Schlüssel zum Erfolg. Der zweite sind die Wetten. Welche wie aussichtsreich sind, ist anfangs noch Stochern im Nebel. Aber auch hier gewinnt man bald allgemeine und gruppenspezifische Erfahrungswerte.
Was taugt es? IM SCHUTZE DER BURG ist zweifellos taktisch. Doch Taktik bedeutet nicht gleich Spielspaß. Trotz der herausragenden Grafik kommt keine Atmosphäre auf. Das Spiel berührt nicht emotional, das Thema verfängt nicht und die Regeln wirken demzufolge konstruiert. Dass die Spieler Rohstoffabgaben für den Wehrturm zahlen müssen, sehe ich ja noch ein. Aber warum darf sich der Maurer dort für Privatzwecke bedienen? Und warum wird der Maurer mit Geld bezahlt, während der Steinmetz für dieselbe Leistung Siegpunkte erhält? Und warum machen Maurer und Steinmetz nahezu dasselbe?
All das könnte ich verzeihen, wenn mich denn wenigstens der Mechanismus ins Spiel zöge. Aber erneut Fehlanzeige. Das Spiel will zu viel in zu kurzer Zeit, als dass ich eine Beziehung dazu entwickeln könnte. IM SCHUTZE DER BURG gelingt es nicht, mich für den Ausgang der Wetten zu interessieren.
IM SCHUTZE DER BURG von Inka und Markus Brand für zwei bis vier Spieler, eggertspiele.
Montag, 16. Februar 2009
Im Schutze der Burg
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1 Kommentare:
Ja, das mit der Spieldauer fiel mir auch auf. Es war sehr schnell vorüber. Aber genau das hat mir sehr gut am Spiel gefallen: Ein schönes, durchaus taktisches Entwicklungsspiel, das in 45 Minuten gespielt wird. In der Tat bietet es nicht soviel neues, außer eben das nicht so Neue auf 45 Minuten zu komprimieren. Mir hat es gut gefallen!
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