Samstag, 26. Februar 2011

Junta - Viva el Presidente!

Um gleich mal die Fronten abzuklären: JUNTA ist eines meiner Hass-Spiele. Es dauert ewig, und die meiste Spielzeit vertut man mit irrelevantem Geplänkel. Ohnehin bin ich kein Freund von Spielen, bei denen es darauf ankommt, die Mitspieler zu betuppen und zu belabern, damit sie einem ungewollt beim Gewinnen assistieren. Kurzum: Ich stehe JUNTA – VIVA EL PRESIDENTE verdammt voreingenommen gegenüber. Ungefähr so wie der Diktator der „República de las Bananas“ demokratischen Reformen.

Wie geht JUNTA – VIVA EL PRESIDENTE? Wer zuerst fünf Statussymbole besitzt, gewinnt. Jedes kostet 4 Millionen Pesos. Geld ist also der Schlüssel zum Sieg.
Pro Runde zieht der Präsident (erkennbar an seiner (dem Spiel beiliegenden) Sonnenbrille) eine von der Spielerzahl abhängige Menge Spielkarten vom Stapel. Der Mix aus Aktionskarten und Geld nennt sich „Entwicklungshilfe“. Jedem Mitspieler muss der Präsi nun mindestens eine seiner Karten überlassen. Die Geschenke dürfen angeschaut, aber noch nicht aufgenommen werden. Sie verfallen nämlich, sollte der Regent noch in der laufenden Runde abgelöst werden. Wird der Präsident angegriffen, jedoch nicht gestürzt, verfallen lediglich die Geschenke der Angreifer.
Wer großzügige Gaben bekommt, besitzt also ein Interesse daran, den Präsidenten zu stützen, und dürfte seinen Truppen entsprechende Befehle geben. Mit Milizen greift man entweder den Präsidenten oder einen Mitspieler an oder verteidigt das eigene Anwesen oder das des großen Chefs. Gekämpft wird unter Einsatz von Karten und Würfeln. Im Erfolgsfall zieht der Angreifer dem Verlierer eine Karte aus der Hand. Ist der Präsident der Verlierer, muss er obendrein sein Amt abtreten.

Was passiert? In der Praxis verlaufen die Fronten meist nicht so gradlinig. Meistens kann es sich der Präsident gar nicht erlauben, tolle Geschenke zu verteilen, weil er gar nicht viel Tolles besitzt. Und trotzdem wird er dadurch nicht zwangsläufig zur Zielscheibe, denn statt des Präsidenten ist der vermeintlich führende Spieler ein viel geeigneteres Opfer. Da jeder Spieler auch Karten kaufen darf und pro Runde sowieso eine vom Stapel erhält, ist der Geschenke-Mechanismus weniger bedeutsam, als es zunächst den Anschein hat.
Was aber letztlich egal ist. JUNTA – VIVA EL PRESIDENTE ist eine glücksabhängige Würfelkeilerei mit schnell wechselnden Koalitionen, die dank des satirischen Themas und der höchst gelungenen Grafiken zu rollenspielartigem Verhalten einlädt. Eine Gruppe, die in das Thema einsteigt, holt mehr aus dem Spiel heraus als Power-Gamer, die nur den Mechanismus herunternudeln. Der spielerische Gehalt von JUNTA – VIVA EL PRESIDENTE ist nicht sehr hoch, was aber zu Spieldauer, Grundmechanismus und Thema durchaus passt.

Was taugt es? JUNTA – VIVA EL PRESIDENTE tut nicht weh, und hat JUNTA damit etwas sehr Entscheidendes voraus.

JUNTA – VIVA EL PRESIDENTE! von Sebastian Resl und Christoph Reiser für drei bis fünf Spieler, Pegasus Spiele.

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