Dass Schauspieler sich für eine Rolle ordentlich was anfuttern, um es dann für die nächste Rolle wieder runterzuhungern, liest man häufig. Weniger bekannt ist: Spielprinzipien machen das auch. Für seinen Einsatz im Familienbrettspiel ZOOLORETTO hatte der COLORETTO-Mechanismus ordentlich an Material und Extras zugelegt. Und fürs Würfelspiel musste er jetzt wieder ganz, ganz schlank werden.
Wie geht das ZOOLORETTO WÜRFELSPIEL? „Jeder Spieler ist Direktor eines kleinen Zoos“, steht in der Anleitung, und die Größe des Tierparks ist damit eigentlich schon übertrieben. Der Zoo ist ein Blatt des Abreißblocks. Die Gehege sind Ankreuzkästchen.
Jeder Zoo hat Platz für ein Krokodil, zwei Strauße, drei Affen, vier Elefanten und fünf Löwen. Jedes Tier zählt einen Punkt. Eine Tierart als Erster komplett zu haben, bringt Bonus. Mehr Tiere einer Sorte zu nehmen, als in den Käfig passen, verursacht Abzüge.
Wie im ZOOLORETTO-Brettspiel laden die Spieler jede Runde Tiere in Transportwagen. Die LKW gehören keinem bestimmten Spieler. Jeder hat Zugriff. Wer an der Reihe ist, würfelt entweder zwei Würfel mit Tiersymbolen und ordnet sie einem oder zwei LKW zu, auf denen noch Platz ist. Oder er würfelt nicht, sondern fährt mit einem der Autos los und kreuzt in seinem Papierzoo Kästchen entsprechend der gewonnen Tiere an. Damit scheidet er aus der laufenden Runde aus.
Was passiert? Wie beim Vorgänger ZOOLORETTO und beim Vorvorgänger COLORETTO beinhaltet der einfache Ablauf ein knackiges Dilemma: Alles, was ich auflade, steht zunächst anderen Spielern zur Verfügung. Kreiere ich eine tolle Fuhre, fährt garantiert irgendwer damit los, bevor ich wieder an die Reihe komme. Die Kunst besteht darin, die Würfel so anzuordnen, dass es für einen selber ganz gut passt, für die anderen Spieler aber nicht.
Bescheidenheit im richtigen Moment ist eine Tugend. Wenn der Zoo schon recht voll ist, handelt man sich mit überfüllten Gehegen schnell Strafe ein. Vielleicht besser mal nur mit einem Würfel abdüsen, bevor man eine dicke Fuhre mit Minuspunkten an der Backe hat.
Was taugt es? Zock und Würfelglück spielen natürlich eine Rolle. Unter den vielen kleinen Würfelspielen dieser Saison ist das ZOOLORETTO WÜRFELSPIEL aber so ziemlich das taktischste. Es ist kein typisches Kneipenspiel, das die Beteiligten in Urschreie ausbrechen lässt. Am Tisch bleibt es leise und gesittet.
Gut ausgedacht ist der Aufschreibzettel. Die je nach Sorte unterschiedlichen, aber fest definierten Käfiggrößen plus die Boni für schnelles Befüllen geben der Wertung den Kick.
Das Würfelspiel hat dem Brettspiel die Kompaktheit voraus, dem Kartenspiel das schöne Thema. Alle drei Spiele liegen ziemlich dicht beieinander. Für mein Empfinden reicht es, eines zu besitzen.
ZOOLORETTO WÜRFELSPIEL von Michael Schacht für zwei bis vier Spieler, Abacusspiele.
Samstag, 8. September 2012
Zooloretto Würfelspiel
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**** solide
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