Sonntag, 17. Januar 2021

Adventure Games – Grand Hotel Abaddon

Hier bereits das erste Mysterium im GRAND HOTEL ABADDON: Wo ist die Einleitung?

Wie gehen ADVENTURE GAMES? Jedes der Spiele versetzt uns an einen anderen Schauplatz, diesmal ist es ein altes Hotel mit Geheimnissen, in dem es außerdem spukt. Wir lösen Rätsel und kommen den Geheimnissen hoffentlich auf die Spur.
Jeder Raum, den wir betreten, enthält mehrere Details, die wir uns genauer anschauen können. Unser Abenteuer beginnt im Speisesaal. Dort gibt es eine verschlossene Tür (101), drei Fotografien an den Wänden (201, 301, 401), einem Wandkasten (701), eine Butterdose (501) und einen Obstteller (601). Wer an der Reihe ist, entscheidet sich für einen dieser Orte und liest, um ihn zu untersuchen, unter der Nummer aus dem dicken Abenteuerheft vor. Oder lässt die App zum Spiel mit Profistimme vorlesen.
Möglicherweise erhält die Gruppe nun interessante Informationen, möglicherweise auch ein Objekt, zum Beispiel ein fettiges Buttermesser, das die Nummer 11 trägt, oder ein Kabel mit der Nummer 12. Die Objekte können wir miteinander kombinieren und dann unter 1112 nachlesen (wo – das sei verraten – gar nichts steht, denn was sollen Messer und Kabel wohl gemeinsam ergeben?). Oder wir kombinieren Objekt und Ort. Um mit dem Messer die erste Fotografie zu traktieren, lautete der Code 11201.
Aber natürlich geht es um sinnvolle Kombinationen. Manchmal sind sie naheliegend, manchmal erfordern sie ein bisschen Kreativität. Wir finden Verborgenes, öffnen Geheimtüren, erfahren Dinge aus der Vergangenheit und müssen im großen Showdown die richtige Entscheidung treffen. Am Ende erhalten wir eine Bewertung. In GRAND HOTEL ABADDON hat jeder Charakter außerdem einen eigenen Fall im Fall zu lösen.


Was passiert? Es ist sehr viel Text. 64 eng beschriebene Seiten. Die meiste Zeit verbringen wir mit Vorlesen oder Zuhören. Die ADVENTURE GAMES sind nicht in erster Linie Rätselspiele; es reiht sich deshalb nicht Aufgabe an Aufgabe, und die enthaltenen Rätsel haben auch kein EXIT-Niveau.
ADVENTURE GAMES sind Wohlfühlspiele. Sie unterhalten und fordern ein bisschen heraus, aber nicht zu sehr. Sie sind gradlinig aufgebaut, Negatives wird weitgehend von uns ferngehalten.
GRAND HOTEL ABADDON erzählt eine stimmige Geschichte. Das gemütliche Spielsystem passt für mein Gefühl auch besser in alte, geheimnisvolle Gemäuer als in modernere Umgebungen. Jedenfalls fand ich aus der Reihe DAS VERLIES und GRAND HOTEL ABADDON am atmosphärischsten. Weitere Teile werde ich wohl trotzdem nicht ausprobieren, denn …


Was taugt es? Der Zeitaufwand einer Partie ist enorm. Fünf Stunden sollte man einplanen. Und während dieser Zeit sind wir weitgehend passiv. Und wenig kreativ. Um sicher zu sein, dass wir alle Informationen und Karten fürs Weiterkommen besitzen, klappern wir Ort für Ort für Ort ab. Es macht keinen Sinn, irgendwas auszulassen. Auch Überlegungen wie „Na, in der hintersten Ecke des Kellers wird schon nichts sein“ sollte man sich abgewöhnen – denn vielleicht ist ausgerechnet dort doch etwas.
Ich halte ADVENTURE GAMES für eine gut gemachte Reihe und achte den dafür betriebenen Redaktionsaufwand. Man wird angenehm unterhalten, es ist keine schlecht verbrachte Zeit. Doch auf Dauer ist mir das zu viel Berieselung und zu wenig Spiel. Meine Spielbedürfnisse erfüllt die Reihe nicht.


**** solide

ADVENTURE GAMES – GRAND HOTEL ABADDON von Phil Walker-Harding, Matthew Dunstan und Ute Wielandt für eine*n bis vier Spieler*innen, Kosmos.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gendergedöns komplett abstrus:

„ für ein*n bis vier Spieler*innen“

„Ein*n“?? Was soll das? Lass den Käs doch bleiben, wenn die daraus erblühenden seltsamen Formen Dich schon selbst ins Schleudern bringen...

Udo Bartsch hat gesagt…

Oh, da habe ich einen Buchstaben vergessen. Danke für den Hinweis. Habe es korrigiert.

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