Sonntag, 2. Januar 2011

Plateau X

Wenn ein Verlag ein Spiel veröffentlicht, das sich auf den ersten Blick kaum von bereits bekannten Spielen unterscheidet, besteht ein kluger Schachzug darin, es in mit einer Stoffbanane zu umhüllen. Bei PLATEAU X scheidet diese Option wegen des Spielplans aber aus.
Eine Alternative wäre die Wahl eines möglichst exotischen Themas. Ferne Länder, wilde Riten, Sie wissen schon. Bei PLATEAU X scheidet diese Option wegen des hohen Abstraktionsgrades aber aus.
Bleibt jetzt eigentlich nur noch der unverblümte Hinweis auf die besonderen spielerischen Qualitäten. Bei PLATEAU X scheidet diese Option wegen Und genau deshalb steht hier auf der Schachtelrückseite der Satz: „Ein spannender Wettkampf, der erst mit den letzten Zügen wirklich entschieden ist.“

Wie geht PLATEAU X? Wir bauen aus Holzteilen einen zerklüfteten Hügel. Wer am Schluss mit seiner Figur auf der höchsten Ebene steht, gewinnt. Bei Gleichstand entscheidet die Flächengröße der Ebenen.
Gebaut wird mit L-förmigen Triominios. Im Regelfall. Für den Ausnahmefall besitzt jeder Spieler einen zwei Felder großen Domino und zwei Quadrate, die nur ein Feld bedecken.
Statt zu bauen darf man auch laufen. Mit jedem Schritt muss die Figur exakt eine Ebene überwinden, aufwärts oder abwärts. Zwischenschritte über bereits besetzte Ebenen sind nicht gestattet. Und diese Bewegungsregeln sind das Ungewöhnliche an PLATEAU X.

Was passiert? Manchmal gelingen verblüffende Züge über Treppenkonstruktionen, die der Konkurrenz verborgen geblieben oder sogar unfreiwillig von ihr mitkonstruiert worden sind.
Doch die Bewegungsregel bewirkt auch, dass PLATEAU X sich enorm destruktiv spielen lässt. Wer einmal oben steht, muss gar nicht immer höher streben. Mit einiger Aussicht auf Erfolg kann er probieren, die anderen einfach nur unten zu halten. Da lediglich gebaut ODER gelaufen werden darf, bleibt meistens genug Zeit, um auf Angriffe zu reagieren. Oder einen Mitspieler zu eliminieren. Aus manchen Positionen ist kein Entkommen mehr möglich.
Kurzum: „Ein spannender Wettkampf, der erst mit den letzten Zügen wirklich entschieden ist“, ist PLATEAU X nur in wenigen Fällen.

Was taugt es? Dies sind nicht direkt Fehler, sondern eher Fallen des Spiels. Um in diese nicht hineinzutappen, erfordert PLATEAU X Einarbeitung. Bloß wie belohnend ist das Ganze letztendlich? a) Mit mehr als zwei Spielern schon mal gar nicht. Denn die Spielende-Bedingung generiert hier Königsmacher-Situationen. b) Als Zweier-Spiel ein bisschen. Doch die Aussicht, ab und zu mal eine interessante Zugkombination zu erleben, ist letztendlich zu wenig. Es gibt einfach Besseres, Dynamischeres, Zugänglicheres.

PLATEAU X von Hendrik Simon für zwei bis vier Spieler, Winning Moves.

1 Kommentare:

Jerry hat gesagt…

Stimme vollkommen zu:
Zu zweit ist das Spiel eingeschränkt spielbar, mit mehr Spielern totaler Schrott. Und selbst zu zweit hat es deutliche Macken: einen klaren Startspielervorteil und das Problem, dass destruktives Spielen sehr schwer zu kontern ist. Insgesamt: Schade, denn das Material ist hübsch und die Grundidee reizvoll.

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