Mittwoch, 2. Februar 2011

Firenze

Türme! Immer wieder Türme. Ganz Italien ist schon voll davon. Aber das Land braucht mehr, mehr, mehr. Nach meinem Empfinden ist das Suchtverhalten. Tja, und ich bin wohl leider Co-Abhängiger, denn mal wieder unterstütze ich Italien in seinem triebhaften Tun.

Wie geht FIRENZE? Der Spielplan zeigt tabellenartig, welche Türme gefragt sind: am Anfang noch in jeder Farbe fast alles zwischen drei und acht Etagen. Sobald jemand einen Auftrag erledigt, deckt er das entsprechende Feld mit seinem Siegel ab. So engt sich im Spielverlauf die Nachfrage immer mehr ein.
Neue Bauteile (vier oder mehr) bekommen die Spieler immer in Kombination mit einer Aktionskarte. Manche dieser Karten sind negativ. Ein an VINCI bzw. SMALL WORLD erinnernder Mechanismus sorgt dafür, dass sich auf verschmähten Karten zunehmend Teile ansammeln. Irgendwann nimmt sie dann doch irgendwer.
Gebaut wird auf einem eigenen Bautableau. Je mehr Etagenteile jemand auf einen Schlag vermauert, desto mehr andere Teile aus seinem Vorrat muss er dafür bezahlen. Und jede Runde muss jeder begonnene Turm (natürlich in derselben Farbe) weitergebaut werden. Sonst stürzt er ein.

Was passiert? Zwei Spielweisen bieten sich an: Qualität oder Tempo. Hohe Türme bringen im Verhältnis mehr Punkte. Zusätzlich locken vier zufällig ermittelte Sonderaufträge mit einem ordentlichen Bonus. Auf diese hohen Wertungen kann man sich spezialisieren. Oder man baut ganz schnell ganz viel. Das Spiel zu beenden, bringt Extrapunkte; die meisten Aufträge einer Farbe erledigt zu haben, ebenfalls.
Das ist designerisch gut gemacht. Wer gewinnen will, darf nicht einfach planlos irgendwas bauen. Auch steckt man ständig in Zwängen: Ich brauche Steine der richtigen Farbe, und eine gute Karte will ich natürlich auch. Die Über-Strategen schaffen es sogar, sich neben dem Weiterbauen schon einen Vorrat für das kommende Projekt anzulegen.
Trotzdem: Gepackt hat mich FIRENZE nicht. Vielleicht weil es schon wieder Türme sind. Vielleicht auch weil das Spiel viel Handling mit sich bringt: jede Runde die Aktionskarten weiterschieben, neue Karte und neue Steine ziehen. Es ist auch lästig, an der Kopfseite des Spielplans zu sitzen. Aus dieser Position sind alle Karten weit entfernt, die Texte verkehrt herum.
Aber vor allem ist die Ursache wohl dies: Ich fühle mich vom Mechanismus sehr gelenkt. Oft ist aus der Situation heraus klar, welche Teile ich brauche, was ich damit mache, ob ich einen Turm als fertig deklariere und in welcher Farbe ich danach baue. Es geht nur um die Frage: Ist das aktuell so hinzukriegen und um welchen Preis? Obwohl die Einzelentscheidung selbst alles andere als banal ist: Der Entscheidungsspielraum fühlt sich eng an.

Was taugt es? FIRENZE ist handwerklich so gut gemacht, dass ich mich fast wundere, warum es nicht noch besser finde. Ist aber so.

FIRENZE von Andreas Steding für zwei bis vier Spieler, Pegasus Spiele.

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