Sonntag, 28. Oktober 2018

Vor 20 Jahren (69): Freibeuter

nicht ganz FREIBEUTER

Eigentlich war ich ja Rezensent. Das große Showbusiness (siehe Folge 66 und 67) war nett, gab mir auf Dauer aber einfach nicht genug. Als Rezensent hingegen durfte ich mich ein bisschen bedeutsam fühlen. Anders als heute gab es für talentierte Jungschreiber nicht diese überbordend vielen Veröffentlichungsmöglichkeiten. Es gab die spielbox, die Fairplay, die Spielerei sowie einige (aber nicht sehr viele) Zeitschriften, die heute schon gar nicht mehr existieren und mit Ausnahme der Pöppel Revue auch in Vergessenheit geraten sind. Man tobte sich als Spiele-Fan damals auch nicht in Foren aus. Kurzum: Die Möglichkeiten, um öffentlich schlau, eloquent und gewitzt Dinge über Spiele zu fabulieren, waren arg begrenzt.

Und deshalb dachte ich, die Leute lesen, was ich da verzapfe. Musste aber bald feststellen: Sie tun es überwiegend nicht. Nur weil man mal durch glückliche Umstände drei Artikel in der Spielerei und vier in der Fairplay veröffentlicht, bedeutet das nicht, dass irgendwer am Ende des Artikels guckt: Wer hat das denn geschrieben? Oder sich gar den Namen merkt. Mit seltenen Ausnahmen. Das erste (und zunächst auch einzige) Mal, dass ein Außenstehender meinen Namen mit einem meiner Artikel in Verbindung brachte, war auf der Messe SPIEL im Jahr 1998. Also vor 20 Jahren, womit auch schon der völlig geheime Grund verraten wäre, warum ich jetzt und hier darüber schreibe.

In Fairplay 45 hatte ich Reiner Knizias DURCH DIE WÜSTE und Reiner Stockhausens FREIBEUTER rezensiert. Als Vorbereitung auf DURCH DIE WÜSTE las ich, um Bildung vorzutäuschen, extra den gleichnamigen Roman von Karl May. Beide Spiele besprach ich positiv. Bei FREIBEUTER – inzwischen leider aussortiert und deshalb nicht im Bild zu sehen – bemängelte ich die fehlende Übersichtlichkeit. Und Unfassbares geschah: Ein Mitarbeiter von Hans im Glück erzählte, nachdem ich ihm vorgestellt worden war, sie hätten das im Verlag gelesen und dazu genickt.

Das war ja phan-tas-tisch! Da wusste jemand, dass ich es geschrieben hatte. Und was ich geschrieben hatte. Und obendrein stimmte er auch noch zu! WOW! Es dauerte ein geschlagenes Jahr, bis mal wieder jemand meinen Namen mit einem meiner Artikel in Verbindung brachte. Es war der Autor eines Spiels, das ich ein bisschen verrissen hatte. Oh ja, auch er wusste ganz genau, dass ich es geschrieben hatte. Und was ich geschrieben hatte. Aber er stimmte überhaupt nicht zu … Ich muss zugeben: Danach fand ich es erst mal eine ganze Weile lang besser, keine Rückmeldungen zu bekommen.


1 Kommentare:

Oliver Riedel hat gesagt…

Vielen Dank für diese kurzen Einblicke in vergangene Tage mit ein wenig Selbstironie, immer wieder gern gelesen und zum schmunzeln.

Beste Grüße Oliver

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