Zu SCHNITZELJAGD ist bereits vieles gesagt. Aber noch nicht alles und schon gar nicht von mir. Folglich:
Wie geht SCHNITZELJAGD? Wir jagen Schnitzel. Jede:r hat dieselben fünf Karten auf der Hand: Bär, Wolf, Luchs, Eule, Maus. Jede:r spielt eine, zunächst verdeckt. Größere Tiere fressen nun eventuell kleinere. Dabei gilt eine klare Hackordnung: Zuerst decken alle Spieler:innen, die einen Bären gelegt haben, ihre Karte auf. Ist exakt ein Bär vorhanden (nicht mehrere), bestimmt er eine Tierart unter den gerade gespielten, die gefressen werden soll. Beispielsweise alle Luchse. Alle Spieler:innen mit Luchs scheiden damit aus der laufenden Runde aus. Anschließend kommen die Wölfe an die Reihe und decken auf. Ist exakt ein Wolf vorhanden, bestimmt auch er eine Tierart, die gefressen wird. Dann kämen die Luchse an die Reihe, wären sie nicht gefressen worden, dann die Eulen, dann die Mäuse.
Wer diesen Ablauf überlebt, spielt eine zweite verdeckte Handkarte, wieder wird dieselbe Fressfolge ausgelöst. Alle Lebenden spielen eine dritte Karte, wieder wird gefressen, und wer jetzt noch lebt, kassiert eine Belohnung: Wer die höchsten Kartenwerte ausgespielt hat, erhält zwei Futterchips, alle anderen Überlebenden einen. Eine Maus zählt für diese Abrechnung fünf Punkte, die Eule vier und so weiter bis hin zum Bären, der nur einen Punkt zählt.
Für die nächste Runde werden alle Karten wieder aufgenommen, auch die Verstorbenen spielen wieder mit. Wer fünf Futterchips hat, gewinnt.
Was passiert? Der Kniff von SCHITZELJAGD ist der Widerspruch: Im Falle des Überlebens sind kleine Tiere wertvoller. Vorher sind sie jedoch besonders fressgefährdet. Was also spiele ich? Eine Maus in der Hoffnung, dass niemand mit dieser Frechheit rechnet und niemand die Mäuse frisst? Oder eine Eule? Die kann zwar nur Mäuse angreifen, aber genau das will sie auch. Falls sie beim Fressen an die Reihe kommt, kann sie sich bei der Wahl des Opfers nie falsch entscheiden.
Dem Bären dagegen könnte das passieren. Spiele ich ihn, kann ich zwar nicht selber gefressen werden. Aber ich könnte ein Tier als Fressopfer wählen, von dem sich herausstellt, dass es gar nicht gespielt wurde. Oder es tauchen mehrere Bären gleichzeitig auf, dann gucke ich auch in die Röhre.
Letztendlich kann alles falsch oder richtig sein, und meine Entscheidung treffe ich rein intuitiv. Doch ab der zweiten Karte ändert sich das. Ich weiß nun, wer welches Tier schon gespielt hat und ob ich beispielsweise der Einzige bin, der noch einen Wolf besitzt. Was schon mal bedeuten würde, dass ich als Wolf sicher fressen kann – falls ich nicht selbst gefressen werden.
Vor der dritten Karte besitze ich noch etwas mehr Informationen. Sind nur noch zwei Personen im Spiel, lassen sich die Optionen teilweise sogar durchrechnen. Auch der Zwischenstand beeinflusst nun meine Wahl: Begnüge ich mich mit nur einem Futterchip? Dann kann ich möglicherweise so spielen, dass ich sicher überlebe. Hätte ich mit zwei Chips gewonnen? Dann versuche ich vielleicht den Lucky Punch, auch wenn ich das mit fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit nicht überlebe.
Was taugt es? Zweifellos ist SCHITZELJAGD ein Spiel, das hauptsächlich durch Glück und Psychologie entschieden wird. Deswegen kann jede:r gewinnen, auch Kinder, auch Anfänger:innen, auch Personen, die die Regeln gar nicht richtig verstanden haben. Aber etwas häufiger als im rechnerischen Durchschnitt wird dann doch erfolgreich sein, wer die durchaus vorhandenen Informationen zu nutzen versteht. Durch diese kleine taktische Ebene macht mir SCHNITZELJAGD noch etwas mehr Spaß.
Hervorhebenswert finde ich auch den Minimalismus: Es gibt nur fünf verschiedene Karten. Jede:r besitzt jede dieser Karten einmal. Das ist noch komprimierter und regelärmer als beispielsweise LOVE LETTER und kreiert trotzdem zuverlässig Freude, Spannung und Überraschung.
Mit mehr Spieler:innen finde ich SCHNITZELJAGD reizvoller als in kleiner Besetzung. Die schrille Grafik allerdings schreckt manche ab. Mich stört sie nicht. Fraglos ist SCHNITZELJAGD nichts, was für einen gesamten Spieleabend trägt oder bei jedem Einsatz neue verblüffende Wendungen offenbart. Soll es aber auch nicht. Als Viertelstundenspiel ist es prima.
***** reizvoll
SCHNITZELJAGD von Brett J. Gilbert und Matthew Dunstan für zwei bis fünf Spieler:innen, Edition Spielwiese / Pegasus Spiele.
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